Jahresbilanz 2020 Bahn fährt Rekordverlust ein und erwartet erst 2022 wieder Gewinn

Hauptgrund für die Höhe des Verlusts von 2020 ist, dass die Bahn ihr Angebot trotz drastisch gesunkener Passagierzahlen im Lockdown weitgehend aufrechterhalten hat.
Berlin Die Deutsche Bahn ist während der Coronakrise tief in die Verlustzone gefahren und erwartet nach Angaben ihres Vorstands erst 2022 eine Rückkehr in die Gewinnzone. Für das zurückliegende Geschäftsjahr weist der Staatskonzern ein Gesamtdefizit von 5,7 Milliarden Euro aus. Allein das operative Geschäft produzierte 2,9 Milliarden Euro Verlust.
Die Prognose für 2021 ist noch mit großen Unsicherheiten verbunden. Finanzchef Levin Holle sprach von etwa zwei Milliarden Euro Betriebsverlust, wollte aber weitere negative Effekte nicht voraussagen. Zuletzt musste die Bahn beispielsweise 1,4 Milliarden Euro auf ihre Auslandstochter Arriva abschreiben. „Weitere Belastungen können wir nicht ausschließen“, sagte Holle. Arriva soll aber weiterhin auf einen Verkauf vorbereitet werden.
Unklar ist auch, wo die Verschuldung von zuletzt 29,3 Milliarden Euro landen wird. Nur unter der Voraussetzung, dass die versprochene Fünf-Milliarden-Kapitalspritze vom Bund kommt, sei das Niveau zu halten, hieß es auf der virtuellen Bilanzpräsentation der Bahn.
Doch die Verhandlungen mit der Wettbewerbskommission in Brüssel kommen nicht voran. Die Bahn sei „in guten Gesprächen“, versicherte Holle. Die Kommission wolle aber wissen, welche Schäden durch die Coronakrise wo entstanden seien. Die reinen Corona-Schäden in der Bahn-Bilanz 2020 bezifferte er mit 4,1 Milliarden Euro. Dass die Bundesnetzagentur für den gesamten Bahnsektor in Deutschland die Corona-Schäden auf nur 2,5 Milliarden Euro geschätzt hatte, begründete der Bahn-Finanzchef mit „methodischen Unterschieden“.
Konzernchef Richard Lutz verbreitete trotz der katastrophalen Zahlen Zuversicht. Fahrgäste und Transportaufträge würden zurückkommen. „Wir sind der Impfstoff gegen den Klimawandel“, ist sich der Bahn-Chef sicher, dessen Vertrag am Mittwoch um fünf Jahre ab 2022 verlängert wurde. Auch die Verträge von Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla und Personenverkehrsvorstand Berthold Huber werden verlängert.
Hauptgrund für die Höhe des Verlusts von 2020 ist, dass die Bahn ihr Angebot trotz drastisch gesunkener Passagierzahlen im Lockdown weitgehend aufrechterhalten hat. Dies war auch der Wunsch der Bundesregierung. Aber: „Es gab keine Anweisung, das Angebot im Fernverkehr auf einem bestimmten Niveau zu halten“, sagte Lutz. Allein im Fernverkehr fuhr der Staatskonzern einen operativen Verlust von 1,7 Milliarden Euro ein.
Konkurrenten beklagen Schaden für den Wettbewerb
Bis auf die Infrastrukturtöchter (DB Netz, DB Energie, DB Station & Service) und der Speditionstochter Schenker fuhr keine der Bahn-Beteiligungen einen Gewinn ein. Im Güterverkehr stieg der Verlust sogar auf 786 Millionen nach 308 Millionen Euro im Vorjahr, obwohl die Transportmenge nur um acht Prozent zurückging.
Das veranlasste Konkurrenten auch zu massiver Kritik. Der Verband NEE, der vor allem Güterbahnen vertritt, meint, allein mit Umsatzausfällen aus den Corona-Lockdowns sei die Verlustverdoppelung nicht erklärbar. „Offensichtlich ist hier eine Bad Bank mit zu niedrigen Preisen im Markt unterwegs, die damit den Wettbewerb schädigt“, vermutet NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger.
Konzernchef Lutz setzt auf die weitere Unterstützung durch den Bund. Auch wenn die Bundesregierung künftig wegen der gestiegenen Staatsverschuldung werde sparen müssen, glaubt er an das „finanzielle Commitment der Bundes“. Denn neben den fünf Milliarden Corona-Hilfen stehen noch elf zugesagte Milliarden aus dem Klimapaket aus.
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