Biotech Qiagen senkt Umsatzprognose – Geschäft mit Corona-Tests lässt nach

Während das Geschäft mit den Corona-Tests schrumpft, wachsen andere Geschäftsbereiche.
Frankfurt Die Sonderkonjunktur durch die Corona-Pandemie geht beim Hildener Diagnostikunternehmen Qiagen früher zu Ende als vom Management erwartet. Weil immer weniger Tests zum Nachweis des Virus geordert werden, hat das Unternehmen am Montagabend kurz vor Börsenschluss sein Umsatzziel für das laufende Jahr gesenkt. „Die Impfungen insbesondere in Europa kommen schneller voran, als wir erwarten haben. Deshalb haben wir unsere Prognose für das laufende Jahr angepasst“, sagte Finanzvorstand Roland Sackers dem Handelsblatt.
Die Erlöse 2021 sollen nun währungsbereinigt noch um zwölf Prozent zulegen statt der bisher erwarteten 18 bis 20 Prozent. Der bereinigte Gewinn pro Aktie soll weiterhin mindestens 2,42 US-Dollar erreichen. Bisher hatte Qiagen aber eine Spanne von 2,42 bis 2,46 Dollar angegeben. An der Börse sackte die Aktie von Qiagen nach Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen um mehr als fünf Prozent ab.
Zwar wisse man noch nicht genau, wie sich das Infektionsgeschehen mit den Virusvarianten weiterentwickele, sagte Sackers weiter. Das Unternehmen geht bei seiner aktuellen Prognose aber davon aus, dass die Impfquoten weiter steigen und weniger Tests benötigt werden.
Bereits im zweiten Quartal hat sich die geringere Nachfrage bemerkbar gemacht. War der Umsatz zum Jahresauftakt noch um mehr als die Hälfte gestiegen, erhöhte er sich in den Monaten April bis Juni währungsbereinigt um 24 Prozent auf 567,3 Millionen Dollar. Das Geschäft mit den Corona-Tests schrumpfte um 17 Prozent, während die anderen Bereiche deutlich zulegten.
Qiagen-Umsätze bei Produkten ohne Covid-Bezug wachsen kräftig
„In den Laboren findet ein Tausch der Tätigkeiten statt“, sagte Sackers. Von der Sars-CoV-2-Testung gehe es wieder mehr in Richtung Routinetest, so der Finanzvorstand. Hier sieht er das Unternehmen gut gerüstet. Denn die Umsätze der Produktgruppen ohne Bezug zu Covid-19 wuchsen im zweiten Quartal stärker als erwartet – und zwar um 52 Prozent auf 407,6 Millionen Dollar. Das entspricht einem Anteil von 72 Prozent am Gesamtumsatz.
Für das Gesamtjahr erwartet Qiagen bei den Produkten ohne Corona-Bezug einen Zuwachs von mehr als 20 Prozent. Qiagen bietet ein breites Portfolio an Probenvorbereitungs- und Testtechnologien für die molekulare Diagnostik an. Damit werden krankheitsrelevante genetische Veränderungen im Erbgut des Menschen nachgewiesen. Kunden sind neben den Diagnostiklaboren auch die pharmazeutische Industrie und die akademische Forschung.
Insgesamt wuchs Qiagen im ersten Halbjahr 2021 um 39 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro Umsatz, währungsbereinigt liegt das Plus bei 35 Prozent. Für die erste Jahreshälfte wird ein bereinigter Gewinn je Aktie von 1,32 oder 1,33 Dollar erwartet, gegenüber 0,89 Dollar im Vorjahreszeitraum.
Mit den vorläufigen Quartalszahlen gab Qiagen auch ein neues Aktienrückkaufprogramm bekannt. Etwa zwei Millionen Aktien im Wert von rund 100 Millionen Dollar sollen am Markt erworben werden, um Aktienboni an Mitarbeiter ausschütten zu können.
Mit Agenturmaterial
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