Übernahmen Bei Bayer, Boehringer und Merck ist der Fusionsdrang gebremst

Der Konzern setzt eher auf Diversifikation.
Frankfurt Noch vor fünf Jahren sah sich Bayer auf gutem Weg, unter die führenden zehn Pharmakonzerne der Welt zurückzukehren. Davon kann derzeit keine Rede mehr sein. Zwar hat Bayer den Umsatz mit verschreibungspflichtigen Medikamenten seither um fast die Hälfte auf ansehnliche 17 Milliarden Euro ausgeweitet.
In der Pharmabranche rangieren die Leverkusener damit aber nur auf Platz 15. Sie sind in den letzten Jahren sogar leicht zurückgefallen – ebenso wie Boehringer Ingelheim auf Position 18 und die Darmstädter Merck-Gruppe auf Platz 28.
Das liegt nicht unbedingt an mangelndem Wachstum. Bayer verlor 2017 zwar an Schwung und legte nur noch um vier Prozent zu, übertrifft damit aber immer noch den Branchenschnitt. Boehringer dürfte sogar um acht bis zehn Prozent gewachsen sein.
Dass Bayer und die anderen deutschen Branchengrößen den Abstand zu den Big-Pharmakonzernen trotzdem nicht verringerten, liegt vor allem daran, dass diese aktiver sind im M&A-Bereich und ihre Schwächen immer wieder durch größere Akquisitionen kompensieren. Demgegenüber haben sich der Bayer-Konzern und die beiden anderen großen deutschen Hersteller aus dem Fusionsgetümmel im eigentlichen Pharmageschäft seit 2006 weitgehend herausgehalten. Sie setzen auf organisches Wachstum und den Ausbau der Forschung über Kooperationen. Dazu gehört etwa die Allianz, die Bayer im November mit der US-Firma Loxo Oncology besiegelte, oder die jüngst vereinbarte Partnerschaft von Boehringer mit der französischen OSE Immunotherapeutics.
Das große Geld haben die deutschen Konzerne stattdessen in Randbereichen des Pharmageschäfts oder außerhalb investiert. Bayer kaufte das Geschäft des US-Konzerns Merck & Co. mit rezeptfreien Arzneien und Gesundheitsprodukten (Consumer-Health) und will nun auch den Saatgutriesen Monsanto übernehmen; Merck erwarb die Biotech- und Pharma-Zulieferer Millipore und Sigma-Aldrich, Boehringer verstärkte sich mit der Tierarznei-Sparte von Sanofi.
Im Gegensatz zu den meisten internationalen Konkurrenten setzen die Deutschen damit eher auf Diversifikation und bemühen sich darum, die Risiken im innovativen Pharmageschäft auszugleichen. Das gibt ihnen Stabilität, mindert aber auch ihre Chancen, auf diesem Feld noch einmal ganz vorne mitzuspielen.
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