Leonard Blavatnik Sky-Herausforderer Blavatnik erwägt Börsengang für Dazn

Der Milliardär ist laut „Forbes“-Rangliste der reichste Brite mit einem Vermögen von 32 Milliarden Dollar.
London Leonard Blavatnik hat in seinem Leben schon einige große Wetten gewonnen. 2011 kaufte seine Beteiligungsgesellschaft Access Industries das schwächelnde Musiklabel Warner Music für 3,3 Milliarden Dollar. Vor knapp einem Jahr brachte er das Unternehmen für das Vierfache an die Börse – dem Streamingboom sei Dank. Ein ähnlicher Coup war ihm in der Finanzkrise gelungen, als er seine hochverschuldete Chemiefirma Lyondell-Basell erst in die Insolvenz trieb und hinterher am Neustart Milliarden verdiente.
Auch bei seinem jüngsten Großprojekt spielt der 63-jährige Unternehmer mit hohem Einsatz: Mit dem 2016 gestarteten Streamingdienst Dazn will er den Markt für Sportübertragungen aufmischen. Sein „Netflix des Sports“ soll die Dominanz der großen Kabelanbieter wie Sky und ESPN brechen. Die Firma hat Sky bereits die Rechte für einige Bundesligaspiele und die italienische Fußballliga Serie A abgenommen. Auch für die englische Premier League will Dazn mitbieten, wenn die Rechte auf den Markt kommen.
Blavatnik ist bereit, hohe Anfangsverluste in Kauf zu nehmen, um sich in dem Markt zu etablieren. 2019 fiel ein operativer Verlust von 1,9 Milliarden Dollar an. Die mehrmonatige Sendepause im Corona-Jahr dürfte den Verlust noch vergrößert haben, und nun sucht er offenbar nach neuen Finanzierungsquellen.
Er könne sich einen Börsengang in den kommenden Jahren vorstellen, sagte Dazn-Vizechef James Rushton dieser Tage zu Reuters. Dann wird sich zeigen, ob Blavatnik auch diesmal den richtigen Riecher hatte.
Der Streamingdienst ist nur ein kleiner Teil des Blavatnik-Reichs. Seine Firma Access Industries investiert in Industrie, Entertainment, Immobilien und Technologie weltweit. Gegründet hatte Blavatnik sie bereits 1986 im Alter von 29 Jahren, nach seinem Studium an der Columbia University und der Harvard Business School. Erst acht Jahre zuvor war er mit seinen Eltern aus der Sowjetunion nach New York emigriert. Geboren in Odessa und aufgewachsen bei Moskau, nahm er 1984 die amerikanische Staatsbürgerschaft an, 2010 folgte noch die britische.
Reichster Brite mit 32 Milliarden Dollar
Heute ist Blavatnik laut der jüngsten Rangliste des US-Magazins „Forbes“ mit einem Vermögen von 32 Milliarden US-Dollar der reichste Brite. Seine Geschäfte führt er aus London und New York. In der britischen Hauptstadt wohnt er seit 2004 in der exklusiven „Billionaire’s Row“ am Kensington Palace. In Manhattan besitzt er gleich vier Luxusresidenzen auf der Upper East Side. Auch mehrere Privatjets und eine Superyacht, die Odessa II, nennt er sein Eigen.
Den Grundstein für sein Milliardenvermögen hatte er in Russland gelegt. Zusammen mit seinem Moskauer Studienfreund Viktor Vekselberg kaufte er sich während der Privatisierungswelle nach dem Ende der Sowjetunion in den Aluminium- und Ölsektor ein. Als Anteilseigner des Ölkonzerns TNK schloss er zwei lukrative Deals ab – erst das Joint Venture mit dem britischen Ölkonzern BP, dann 2013 den Verkauf an die russische Staatsfirma Rosneft.
Als Oligarch will Blavatnik dennoch nicht bezeichnet werden, weil er im Unterschied zu Geschäftspartnern wie Vekselberg oder Aluminiumkönig Oleg Deripaska angeblich stets Distanz zu Präsident Wladimir Putin hielt. Das stellte sich im Nachhinein als geschickter Schachzug heraus, denn so blieb Blavatnik 2018 von den amerikanischen Sanktionen gegen die Oligarchen verschont.
Blavatnik investiert in Tech und Unterhaltung
Über die Firma SUAL Partners hält der Geschäftsmann weiterhin Anteile am russischen Aluminiumkonzern Rusal. Doch schon vor Jahren hat er begonnen, sein Portfolio zu diversifizieren. Mit der Übernahme von Warner Music trat er in die Glitzerwelt der Stars ein und wurde fortan bei den „Grammys“ und „Brit Awards“ gesehen.
Er kaufte Luxushotels wie das Grand Hotel du Cap Ferrat an der Côte d’Azur und den Ocean Club auf den Bahamas. Und als Risikokapitalgeber investierte er in Dutzende Techfirmen, unter anderem war er ein früher Investor beim Berliner Inkubator Rocket Internet. Zuletzt engagierte er sich verstärkt im Biotech-Sektor.
Ähnlich wie Blackstone-Gründer Stephen Schwarzman hat Blavatnik sich auch einen Namen als Mäzen von Wissenschaft und Kunst gemacht. So hat er 75 Millionen Pfund an die Universität Oxford gespendet und dafür die Blavatnik School of Government erhalten. Dem Londoner Kunstmuseum Tate Modern hat er 50 Millionen Pfund für einen Blavatnik-Anbau geschenkt. Die Harvard Medical School hat ein Blavatnik-Institut, und seine Familienstiftung schreibt jedes Jahr den Blavatnik-Preis für junge Wissenschaftler in den USA, Großbritannien und Israel aus.
Für seine philanthropischen Verdienste wurde der Milliardär 2017 von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Es war der endgültige Beweis, dass der Flüchtling aus der Sowjetunion in der westlichen Society ganz oben angekommen war.
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