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Sportbusiness Die Super League kommt: Das sind die acht wichtigsten Fragen zum großen Fußball-Aufreger

Eine Reihe Topklubs bringen mit der Idee einer Super League die Fußball-Welt gegen sich auf. Warum eigentlich? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
20.04.2021 - 19:33 Uhr Kommentieren
Zwölf Spitzenvereine wenden sich von der Uefa ab und wollen ihre eigene Liga gründen. Die könnte schon im Sommer starten. Quelle: Reuters
Spieler von Real Madrid

Zwölf Spitzenvereine wenden sich von der Uefa ab und wollen ihre eigene Liga gründen. Die könnte schon im Sommer starten.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Dieser Tag wird in die Fußballgeschichte eingehen: In der Nacht zum Montag kündigten zwölf Profi-Fußballklubs aus Italien, Spanien und England an, eine neue europäische Superliga zu gründen. Sportverbände, die nationalen Ligen und Fans reagieren empört. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin drohte, die teilnehmenden Spieler von der Europameisterschaft und der Weltmeisterschaft ausschließen.

Aber wie stehen die deutschen Vereine zur Super League? Wie wird sie finanziert? Welche Auswirkungen hat die neue Liga auf den Transfermarkt? Und wie reagieren die Aktien der börsennotierten Fußballklubs? Das Handelsblatt gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

1. Was ist die Super League, und wann soll sie starten?

Die Super League ist ein neues Wettbewerbsformat im europäischen Fußball und soll den teilnehmenden Klubs Milliarden einbringen. Zwölf europäische Profiklubs haben sich darin zusammengeschlossen. Insgesamt sollen in der Superliga 20 Topmannschaften gegeneinander antreten.

Die Spiele sollen unter der Woche stattfinden, sodass die Mitglieder der Super League auch weiterhin in ihren nationalen Ligen mitspielen können. Die Mannschaften treten zuerst in zwei Zehnergruppen gegeneinander an, von denen die besten drei automatisch ins Viertelfinale kommen, heißt es von den Initiatoren.

Die Mannschaften auf dem vierten und fünften Platz spielen gegeneinander um den jeweils letzten Platz im Viertelfinale. Der Rest ist wie die K.-o.-Phase in der Champions League angelegt, mit Hin- und Rückspiel im Viertel- und Halbfinale und einem Finalspiel an einem neutralen Ort.

Laut den Initiatoren soll die Super League bereits im August 2021 starten, Ende Mai 2022 würde das Finalspiel stattfinden. Das ist allerdings noch nicht bestätigt: So ließ beispielsweise Juventus Turin durchblicken, dass ein fixer Startzeitpunkt bisher noch nicht feststeht.

2. Welche Klubs sind dabei?

Zwölf Vereine machen mit. Quelle: Reuters
Die Logos der Super-League-Gründerklubs

Zwölf Vereine machen mit.

(Foto: Reuters)

Bisher sind zwölf europäische Fußballklubs dabei. Aus Spanien beteiligen sich Real Madrid, der FC Barcelona und Atletico Madrid.

Aus England sind sechs Klubs an der Gründung beteiligt: FC Arsenal, Manchester United, FC Liverpool, Tottenham Hotspur, FC Chelsea und Manchester City. Aus Italien wollen der AC Mailand, Inter Mailand und Juventus Turin teilnehmen. Aus Deutschland und Frankreich sind bisher keine Klubs unter den Gründern, sollen aber dafür angefragt worden sein.

Zu den bisherigen zwölf Gründungsmitgliedern werden noch drei weitere feste Mitglieder hinzukommen. Wer das sein wird, ist bisher nicht bekannt. Zusätzlich kommen dann jeweils fünf weitere Mannschaften dazu, die sich für die Super League qualifizieren können. So werden insgesamt 20 Mannschaften dort spielen.

Der FC Chelsea gehört zu den Gründungsmitgliedern der Super League, doch vielen Fans gefällt das überhaupt nicht: In London kam es zu spontanen Demos gegen die Entscheidung. Quelle: AFP
Chelsea-Anhänger protestieren gegen Super-League-Pläne

Der FC Chelsea gehört zu den Gründungsmitgliedern der Super League, doch vielen Fans gefällt das überhaupt nicht: In London kam es zu spontanen Demos gegen die Entscheidung.

(Foto: AFP)

3. Wie stehen die deutschen Vereine zur Super League?

Die deutschen Vereine stehen der Super League sehr kritisch gegenüber. „Wir sind nicht dabei, weil wir kein Teil davon sein wollen“, sagte etwa Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, gegenüber einer italienischen Zeitung. Schon am Montag erklärte er in einem Statement, dass sich der FC Bayern nicht an den Planungen einer Super League beteiligt habe.

Stattdessen betonte er, dass der Verein hinter den ebenfalls umstrittenen Reformen der Champions League stehe. Sie sehen vor, dass ab 2024 insgesamt 36 Teams in einer Tabelle spielen. Die bisherigen Gruppen werden aufgelöst. Es gibt also insgesamt mehr Spiele.

Deutsche Vereine haben bislang kein Interesse an einer Teilnahme geäußert, stattdessen kommt von vielen Seiten Kritik. Quelle: dpa
Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge

Deutsche Vereine haben bislang kein Interesse an einer Teilnahme geäußert, stattdessen kommt von vielen Seiten Kritik.

(Foto: dpa)

Auch Borussia Dortmund lehnt die Pläne zur Gründung einer Super League ab und verweist auf einen Beschluss der European Club Association (ECA), einer unabhängigen Interessenvertretung der europäischen Fußballvereine, in der auch der FC Bayern Mitglied ist. „Dieser Beschluss sagt, dass die Klubs die geplante Reform der Uefa Champions League umsetzen wollen“, hieß es vonseiten der Dortmunder.

Auch BVB-Aktionärsvertreter Dietmar Erlebach kritisierte die Super-League-Pläne: „Kurzfristig gäbe es bei einer Teilnahme vielleicht mehr Geld, aber langfristig würde sich das nicht auszahlen – das wäre keine nachhaltige Entscheidung.“ Dass die BVB-Chefs dem eine Absage erteilten, begrüßte er.

Der französische Spitzenklub Paris Saint-Germain distanzierte sich ebenfalls von dem Projekt. Der Verein glaube fest daran, dass Fußball ein Spiel für alle sei, sagte Klubpräsident Nasser Al-Khelaifi. Jeder Vorschlag ohne die Zustimmung der Uefa werde nicht die Probleme des europäischen Fußballs lösen – sondern sei von Eigeninteressen gesteuert.

4. Wer finanziert die Super League?

Die US-amerikanische Großbank JP Morgan sichert die Finanzierung der Super League. Das bestätigte die Bank am Montag der englischen Nachrichtenagentur Press Association. Der Wettbewerb solle den Teilnehmern garantierte Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe sichern.

Den größten Anteil der Einnahmen wollen sich offenbar die Gründungsmitglieder selbst sichern: Wie die „Financial Times“ berichtet, sollen 32,5 Prozent der Einnahmen unter den 15 Gründungsmitgliedern aufgeteilt werden.

Weitere 32,5 Prozent sollen unter allen 20 teilnehmenden Vereinen geteilt werden – also auch den fünf, die nicht dauerhaft Mitglied der Super League sind und sich qualifizieren müssen. Von den restlichen 35 Prozent sollen 20 Prozent nach Leistung und 15 Prozent nach Zuschauerzahlen zwischen den Vereinen geteilt werden.

Am Anfang soll es eine Verpflichtungsperiode der Vereine geben, in der sogenannte Solidaritätsleistungen von zehn Milliarden Euro ausgezahlt werden könnten. Den Gründungsmitgliedern zahle JP Morgan 3,5 Milliarden Euro für die „Entwicklung ihrer Infrastruktur und zur Abfederung der Auswirkungen der Covid-Pandemie“.

Die können die Vereine dringend gebrauchen: Mindestens acht der Klubs haben Nettoschulden von mehr als 100 Millionen Euro, wie Zahlen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zeigen.

5. Wie reagieren Uefa und Fifa?

Der europäische und der internationale Fußballverbund sind empört. Die Uefa droht damit, die abtrünnigen Klubs und ihre Spieler aus den bestehenden Wettbewerben zu verbannen. Auch Fifa-Präsident Gianni Infantino ist wenig begeistert und sagte beim Uefa-Kongress: „Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konsequenzen leben. Sie sind verantwortlich. Konkret bedeutet das, entweder bist du drin – oder draußen. Du kannst nicht zur Hälfte drin und zur Hälfte draußen sein. Aber ich will nicht einmal darüber nachdenken.“

Fifa-Präsident Infantino droht den Vereinen damit, sie und ihre Spieler vom übrigen Fußballgeschäft auszuschließen. Quelle: dpa
Gianni Infantino

Fifa-Präsident Infantino droht den Vereinen damit, sie und ihre Spieler vom übrigen Fußballgeschäft auszuschließen.

(Foto: dpa)

Die Uefa setzt außerdem zum finanziellen Gegenschlag an: Mit dem Vermögensverwalter Centricus sei die Uefa schon seit Monaten im Gespräch, um die überarbeitete Champions League zu finanzieren, berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Zunächst sei es um ein Paket in Höhe von 4,2 Milliarden Euro gegangen. Nach der Ankündigung zur Super League sei es auf sechs Milliarden Euro erhöht worden.

6. Welche Sender könnten übertragen?

Für eine Übertragung kämen die gängigen Fernseh- und Streaminganbieter infrage. Laut einem „Financial Times“-Bericht haben die Mitbegründer der Super League bereits mit Unternehmen wie Amazon, Facebook, Disney und Sky über einen Verkauf der Übertragungsrechte gesprochen.

Amazon, künftiger Medienpartner der Champions League, hat sich jedoch bereits gegen die Super League ausgesprochen. „Amazon versteht und teilt die Bedenken der Fußballfans hinsichtlich einer abtrünnigen Super League“, schrieb der Konzern in einer Stellungnahme am Dienstag. „Wir glauben, dass ein Teil des Dramas und der Schönheit des europäischen Fußballs aus der Möglichkeit für jeden Klub besteht, durch seine Leistung auf dem Spielfeld Erfolg zu haben.“ Amazon betonte wie auch zuvor Sky Sports und Dazn, nicht in Pläne der Super League einbezogen gewesen zu sein.

7. Welche Auswirkungen hat die Super League auf den Transfermarkt?

Dass die Super-League-Gründungsmitglieder von JP Morgan insgesamt 3,5 Milliarden Euro bekommen – das wären mehr als 200 Millionen pro Klub –, stärkt die Fußballvereine ungemein. Damit könnten die europäischen Spitzenklubs, die Teil der Super League sind, die Spieler anderer Vereine mit hohen Summen zu sich locken und könnten die nationalen Ligen noch stärker dominieren, als es einige von ihnen bereits jetzt tun.

8. Wie reagieren die Aktien der Klubs?

Anleger scheinen begeistert von der Ankündigung der neuen Superliga: Die Aktie von Manchester United legte am Tag der Ankündigung um knapp drei Prozent zu. Die Papiere von Juventus Turin profitierten zunächst noch stärker: Am Montag kletterten sie um 18 Prozent, im Laufe des Dienstags gaben sie dann aber nach.

Mit Agenturmaterial

Mehr: Die Super League ist ein Modell der Gier

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