Morning Briefing: Angst vor der Endzeit – die Luxusbunker der US-Elite
Ab ins Loch: US-Elite baut sich Luxusbunker
Der Eingang ist als Garage getarnt, zur Waffenkammer hat nur der Besitzer einen Schlüssel. Der turnhallengroße Bunker, den sich ein reicher US-Amerikaner im Bundesstaat Indiana eingerichtet hat, ist für 36 Personen ausgelegt – und alle Eventualitäten. Feine Standesunterschiede inklusive: Das Personal hat Duschen, für die Besitzerfamilie gibt's Badewannen.
Luxusbunker sind der neue Trend in der US-Elite. Doch normalerweise lautet die erste Regel für Bunkerbesitzer: Sprich nicht über Deinen Bunker! Wer will schon, dass nach der Apokalypse Plünderer oder Bittsteller vor der Stahltür stehen? Unser Westcoast-Korrespondent Felix Holtermann musste daher lange suchen, bis ihn ein Eigentümer mit hinabnahm in sein unterirdisches Reich.
Anschließend hat sich für Holtermann noch so manche Tür geöffnet. Unter anderem in die rasch wachsende US-Prepper-Szene, in der eine bizarre Debatte tobt: Sind Bunker überhaupt der richtige Weg, um zu überleben? Neben Plünderern könnte im Ernstfall schließlich auch ein Aufstand des eigenen Personals die Hack- und Duschordnung umkehren. Nicht umsonst bietet der US-Bunkerbauer „Hardened Structures“ als Zusatzdienstleistung ein „Anti-Meuterei-Protokoll“.
Und kommt man im Ernstfall überhaupt noch rechtzeitig hin zu seinem Bunker? Der von Mark Zuckerberg zum Bespiel soll auf Hawaii liegen, mehrere Flugstunden vom Silicon Valley entfernt, dem Lebensmittelpunkt des Meta-Chefs.
Ein Hardcore-Prepper riet unserem Korrespondenten: „Vergiss den Bunker!“ Breche in den USA die staatliche Ordnung zusammen, sei man mit unterirdischen Lebensmitteldepots in einer möglichst einsamen Gegend und einem robusten Geländemotorrad am besten bedient.
Tatsächlich ist es auffällig, dass die meisten von Holtermanns Gesprächspartnern eher ein solches Bürgerkriegs- und Anarchieszenario fürchten als einen Atomkrieg. Was sagt das eigentlich über den Zustand der amerikanischen Gesellschaft aus?
Mehr dazu in der Titelgeschichte unserer Osterausgabe.
Rheinmetall-Chef sieht Taurus skeptisch
Seit Februar 2023 ist auch hierzulande die Erkenntnis eingesickert, dass Frieden und Sicherheit nicht so selbstverständlich aus der Leitung kommen wie Strom oder Wasser.
Zu denjenigen, die das schon immer gesagt haben, gehört Armin Papperger. Inzwischen wird dem Chef von Deutschlands größtem Rüstungskonzern Rheinmetall deutlich aufmerksamer zugehört als früher.
Im Handelsblatt-Interview macht Papperger deutlich, dass er die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine skeptisch sieht:
Um dann klarzustellen:
Zufall oder nicht, im gleichen Interview verkündet Papperger, dass das neue Rheinmetall-Munitionswerk im niedersächsischen Unterlüß pro Jahr deutlich mehr Artilleriegeschosse fertigen könne als bislang geplant, nämlich 350.000 statt 200.000.
EZB vor kniffeligem Zinsentscheid
Zollchaos, Energiepreissturz, Währungsturbulenzen: Seit dem letzten Zinsentscheid vor sechs Wochen habe sich die Weltlage für die Europäische Zentralbank (EZB) komplett verändert, schreibt unser EZB-Watcher Stefan Reccius.
Noch vor wenigen Wochen tendierten viele Marktteilnehmer zu der Ansicht, dass der EZB-Rat bei seiner heutigen Sitzung die Leitzinsen unverändert lassen werde. Schließlich hatten die Euro-Notenbanker seit Juni 2024 die Zinsen bereits sechsmal gesenkt.
Doch nach den ökonomischen Turbulenzen der vergangenen Wochen haben sich die Erwartungen gedreht. Nun prognostiziert die große Mehrheit der Expertinnen und Experten, dass die EZB den Einlagensatz für Banken heute um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent senken wird. Dieser Zinssatz ist maßgeblich für die Spar- und Kreditzinsen in der Eurozone. Je niedriger er ausfällt, desto stärker treibt das die Konjunktur an, aber auch die Inflation.
Sogar eine größere Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt steht im Raum. Die wäre allerdings eine große Überraschung. Denn sie könnte den Märkten signalisieren, dass die EZB angesichts des Zollkriegs in Panik verfällt. Und den Eindruck von Panik wollen Notenbanker eigentlich immer, überall und unter allen Umständen vermeiden.
Fed-Chef schickt Börsen auf Talfahrt
Auch wenn sie selbst nicht in Panik geraten, können Notenbanker durchaus Panik auslösen. Ansatzweise ist das gestern Jerome Powell gelungen, dem Chef der US-Notenbank Fed. Der äußerte sich deutlich pessimistischer zur wirtschaftlichen Lage in den USA als noch vor wenigen Wochen. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump werde nicht nur vorübergehend, sondern langfristig zu steigender Inflation in den USA führen, so Powell bei einem Auftritt vor dem Economic Club of Chicago. Auch die Arbeitslosenquote werde steigen. Zudem sehe er Anzeichen dafür, dass sich das US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal verlangsamt habe.
Auf die Frage, ob die Fed einschreiten werde, um den Abwärtstrend an den Finanzmärkten zu stoppen, antwortete Powell: „Nein.“ Er erklärte, die Märkte würden ordnungsgemäß funktionieren, trotz der großen Kursverluste der vergangenen Wochen.
Das kam an der Wall Street nicht gut an. Viele Investoren waren davon ausgegangen, dass die Fed im Ernstfall mit Zinssenkungen oder anderen Maßnahmen einspringen würde, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Schließlich hatte sie das in der Vergangenheit auch immer wieder getan. Nach dem Powell-Schock schloss der Dow Jones 1,7 Prozent im Minus, der technologielastige Nasdaq 100 gab 3,1 Prozent nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 2,2 Prozent ein.
Bayern München raus aus der Champions League
Nix mit Finale dahoam: Der FC Bayern München ist im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Als letztes deutsches Team im Wettbewerb kamen die Bayern im Rückspiel bei Inter Mailand nicht über ein 2:2 hinaus. Nach der 1:2-Niederlage im Hinspiel reichte das nicht für den Einzug ins Halbfinale gegen den FC Barcelona. Für das Finale der Champions League, das in diesem Jahr in München stattfindet, sind außerdem noch der FC Arsenal und Paris St. Germain im Rennen.
Achtung – in Vino Virus: Laut „Politico“ haben staatsnahe russische Hacker gefälschte Einladungen zu Weinproben an Diplomaten und Ministerialbeamte in der EU verschickt. Wer die angehängte Datei öffnete, infizierte seinen Rechner mit Schadsoftware. Eine besonders wirksame Art der Cyberkriegsführung, möchte man meinen, zielt sie doch auf eine Lebensader der europäischen Politik: den abendlichen Empfang mit gutem Wein.
Ich wünsche Ihnen ein unbeschadetes Osterwochenende.
Herzliche Grüße,
Ihr
Christian Rickens
PS: Oder stimmt meine Klischeevorstellung von den genussfreudigen Diplomaten in der EU gar nicht mehr? Planen die jungen Mover & Shaker des Gewerbes ihre nächsten Powermoves womöglich längst bei frühmorgendlichen Joggingrunden und veganem Müsli?
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