Hannes Klöpper Telemedizin-Start-up HelloBetter profitiert von der Angst vor Corona

Der Chef von HelloBetter verzeichnet in der Coronakrise einen Ansturm auf telemedizinische Psychotherapie.
Düsseldorf Während viele Start-ups in der Coronakrise um ihre Existenz fürchten, freuen sich Anbieter digitaler Therapien über einen Ansturm auf ihre Angebote. „Wir erleben ein großes Interesse an unserem Dienst“, sagt HelloBetter-CEO Hannes Klöpper dem Handelsblatt. Das Berliner Jungunternehmen bietet neben Stress- und Schlaftrainings auch Programme an, die Betroffenen in der aktuellen Lage helfen sollen.
Nutzer können ein Coronatraining absolvieren oder über Facebook und eine kostenfreie Hotline mit einem Psychotherapeuten sprechen. „Darunter sind viele Vorerkrankte, für die die aktuelle Situation eine besonders schwere Belastung darstellt”, sagt der 36-Jährige.
Klöpper hat Public Policy in Berlin studiert und baute nach dem Exit bei seinem Start-up iversity das Unternehmen gemeinsam mit einem Team um die promovierten Psychologen David Daniel Ebert und Hanne Horvath auf.
Bislang bietet allein die Barmer die Leistungen ihren Versicherten kostenlos an. In den vergangenen Wochen hat das Start-up allerdings das Interesse von weiteren Kassen und Versicherungen geweckt, die in der Coronakrise eine Partnerschaft eingehen wollen.
Zudem schloss das Start-up vor etwa zwei Wochen eine Millionenfinanzierung ab. Die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Hevella und die bayerische Gesundheitsgruppe Ideamed halten gemeinsam mit Business Angels nun rund 20 Prozent der Anteile, wie das Handelsblatt vorab erfuhr.
Die Unternehmensbewertung will Klöpper nicht verraten – nur, dass HelloBetter nun gemeinsam mit Forschungsgeldern 4,5 Millionen Euro Kapital zur Verfügung stünden. Damit will Klöpper sein Team in den kommenden Wochen verstärken, um die Kooperationen in der Coronakrise zu stemmen.
Zahl der psychotherapeutischen Tele-Sitzungen explodiert
Auch Wettbewerber Selfapy berichtet von einem gestiegenen Interesse. Das selbst entwickelte Coronaprogramm, das in der vorvergangenen Woche Donnerstag online ging, verzeichne bereits 1600 Nutzer, berichtet Mitgründerin Farina Schurzfeld. Zudem hätten sich deutlich mehr Nutzer in den vergangenen Wochen bei den kostenpflichtigen Trainings des Start-ups angemeldet. „Wir erhoffen uns, dass telemedizinische Therapien sich nun als echte Alternative entwickeln”, sagt sie.
Anzeichen dafür gibt es. „Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, bieten viele Psychotherapeuten telemedizinische Leistungen an”, sagt Gebhard Henschel, Vorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV), dem Handelsblatt. „Diese Methode bekommt durch die aktuelle Lage nun einen richtigen Turbo.” Henschel geht davon aus, dass mittlerweile 20 Prozent der mehr als 26.000 Psychotherapeuten in Deutschland eine Video-Behandlung regelmäßig nutzen.
Red-Medical-Geschäftsführer Jochen Brüggemann, Anbieter von Videosprechstunden, berichtet von einem „regelrechten Ansturm”. Im März sei die Zahl der angemeldeten Psychotherapeuten von 800 auf 20.000 und die Zahl der psychotherapeutischen Sitzungen von 4800 auf knapp 260.000 gestiegen.
Zahlen für die gesamte Branche wird es erst im neuen Quartal geben, wenn die Abrechnungen der Praxen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vorliegen. „Ich wünsche mir, dass die neuen Möglichkeiten auch dann noch genutzt werden”, sagt DPtV-Chef Hentschel.
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