Das Wichtigste in Kürze
- Gewerbestrom ist vergünstigter Strom für Unternehmen.
- Durch Sonderregelungen und angepasste Tarife lohnt sich Gewerbestrom in den meisten Fällen eher als der Bezug von Privatstrom.
- Online-Rechner wie Verivox helfen beim Vergleich der Tarife.
Gewerbestrom Vergleichen und Sparen
Die Stromkosten sind für viele Betriebe ein großer Ausgabenposten in ihrer Kalkulation. Um die Wirtschaft zu unterstützen, gibt es für Unternehmen jedoch spezielle Vergünstigungen. Dieser Gewerbestrom lohnt sich in der Regel – insbesondere für Großkunden. Allerdings ist es nicht ganz einfach, den Markt für Gewerbestrom zu überblicken. Rund 1.000 Anbieter bieten mehr als 7.000 Tarife an.
Der Strom, der am Ende aus der Steckdose kommt, ist der gleiche wie bei privaten Kunden. Allerdings unterscheiden sich nicht nur die Kosten, sondern auch die Art der Abrechnung erheblich.
Verschiedene Online-Vergleichsportale helfen, bei der immensen Auswahl den besten Tarif zu finden:
Für wen sich Gewerbestrom lohnt
Ganz grundsätzlich: Damit ein Unternehmen vergünstigten Gewerbestrom beziehen darf, muss es diesen nutzen, um wirtschaftlichen Umsatz zu generieren. Es muss nach dem Einkommensteuergesetz (EStG §18) angemeldet sein und Steuern zahlen. Die private Verwendung des Gewerbestroms ist somit nicht erlaubt.
Viele Stromversorger bieten vorteilhafte Tarife schon ab einem Verbrauch von 2.000 Kilowattstunden im Jahr an. Laut dem Vergleichsportal Check24 liegt der durchschnittliche Verbrauch bei Unternehmen zwischen 1.000 und 5.000 Kilowattstunden pro Jahr.
Klassischerweise zielen Anbieter von Gewerbestrom mit ihrem Angebot auf Handwerks- und Industriebetriebe, aber auch andere Firmen, Kleinunternehmen und Landwirtschaftsbetriebe. Viele benötigen laut der Tarif-Suchmaschine Verivox mehr als 10.000 Kilowattstunden pro Jahr.
Freiberufler, Selbstständige, Kleinstunternehmen und Vereine erreichen diesen Wert nur selten. Ihnen steht dann vom Gesetzgeber frei, ob sie gewerblichen Strom anmelden möchten oder durch Privatstrom ihren Bedarf abdecken. Womit sie günstiger fahren, entscheidet der Einzelfall. Entscheidende Faktoren sind der Standort, die Anbieterauswahl, die Branche, der Verbrauch und der individuelle Kundenwunsch.
Benötigt ein Gewerbe mehr als 100.000 Kilowattstunden im Jahr, wird der Gewerbestrom als Industriestrom bezeichnet. Für solche Strommengen bieten die Stromerzeuger meist keine Standardtarife mehr an. Stattdessen treffen die Unternehmen mit den Versorgern individuelle Absprachen. In diesen Fällen empfiehlt sich eine Energieberatung und ein Preisvergleich ganz besonders – schließlich geht es für das Unternehmen um hohe Kosten.
Das sind gängige Tarifbedingungen
Viele Tarife sind an die Abnahme einer Mindeststrommenge geknüpft. Diese liegt häufig bei 30.000 oder 50.000 Kilowattstunden. Doch es gibt auch Tarife, die deutlich weniger Lieferumfang vorsehen. Sobald ein Unternehmen nachgewiesen hat, dass es die Voraussetzungen für Gewerbestrom erfüllt, kann der Strom fließen.
Genauso wie bei Privatkunden schreibt der Gesetzgeber den Stromversorgern vor, dass Gewerbekunden beim Stromanbieterwechsel keine Versorgungslücke entstehen darf. Zu einem Stromausfall darf es beim Wechsel also nicht kommen.
Wie bei Privatkunden auch, empfiehlt sich ein Blick in die genauen Vertragsbestimmungen der verschiedenen Anbieter. Nicht immer bietet der günstigste Stromtarif auch die besten Konditionen für jeden Betrieb. Kriterien wie Preisgarantien, begrenzte Laufzeiten oder kurze Kündigungsfristen können individuell wichtig sein.
Gewerbestrom Vergleich auf Preisportalen
Auf Online-Vergleichsportalen lassen sich diese Parameter bei der Suche einstellen. Seriöse Stromanbieter schlüsseln den Preis nach Grundgebühr und Arbeitspreis auf. Für einen schnellen Preisvergleich sollten Kunden neben ihrer Postleitzahl auch eine Vorstellung des tatsächlichen Strombedarfs griffbereit haben. Der Verbrauch ist bei einem Wechsel aus der letzten Abrechnung zu entnehmen. Bei einem neuen Gewerbe beruht die Angabe auf einer Schätzung.
Mit einem Vergleich lassen sich pro Jahr mitunter mehrere Hundert Euro sparen. Es ist sinnvoll, seinen Stromtarif regelmäßig zu vergleichen. Vor allem wenn sich der Strombedarf ändert, kann sich ein Anbieterwechsel lohnen. Das dauert nur wenige Minuten.
Stromzähler oder Lastgangzähler?
Sollte das Unternehmen vergleichsweise wenig Energie benötigen, dann läuft die Abrechnung genauso wie bei Privatkunden: Das Unternehmen zahlt einen monatlichen Abschlag. Ein Zähler ermittelt den Verbrauch und der Versorger zieht am Jahresende Bilanz. Es kann zu Nachzahlungen oder Rückerstattungen kommen.
Bei größeren Abnehmern ersetzen sogenannte Lastgangzähler die traditionellen Stromzähler. Diese übermitteln im Viertelstundentakt den genutzten Strom per Funk an den jeweiligen Lieferanten. Mittels dieser sogenannten registrierenden Leistungsmessung (RLM) wird nach jedem Monat der Verbrauch errechnet und dem Kunden in Rechnung gestellt. Eine Nachzahlung am Jahresende gibt es bei Großkunden daher nicht.
So entsteht der Strompreis
Der Preis des Gewerbestroms besteht – wie beim Privatstrom auch – aus mehreren Gebühren. Die Stromkosten des Anbieters, Steuern und staatliche Abgaben sowie Netzentgelte für den Netzbetreiber. Der aktuelle Gewerbestrompreis von etwa 21,19 Cent pro Kilowattstunde setzt sich so zusammen:
- 24 % Stromerzeugung (Transport, Vertrieb, Vermarktung)
- 26 % Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Umlage)
- 10 % Stromsteuer (früher Teil der Ökosteuer, heute für die Rentenversicherung)
- 7 % Konzessionsabgabe (an Kommunen für den Bau von Infrastruktur)
- 2 % Offshore-Netzumleitung (Ausbau von Leitungen)
- 2 % Netzentgeltverordnung (§19 NEV-Umlage)
- 1 % Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG, Förderung zur Stromerzeugung)
- 28 % Netzentgelte (für Ausbau, Betrieb und Instandhaltung)
Quelle: Strom-Report, Stand Anfang 2021
Verglichen mit normalem Verbraucherstrom ist Gewerbestrom steuerlich gefördert. Steuern und Umlagen sind niedriger und machen nur 15 bis 30 Prozent des Gesamtpreises einer Kilowattstunde aus. Bei Privatkunden beträgt er teilweise die Hälfte des Gesamtpreises. Noch günstiger wird es für Gewerbekunden, weil viele Energielieferanten eine niedrigere monatliche Grundgebühr verlangen.
Tarife mit Ökostrom
Selbstverständlich gibt es auch bei Tarifen für Gewerbestrom die Möglichkeit, den gewerblichen Bedarf durch erneuerbare Energien zu decken. Viele Online-Rechner berücksichtigen dieses Kriterium innerhalb der Suchmaske. Damit kann der Kunde mit einem Anbieterwechsel nicht nur Stromkosten sparen, sondern auch seine CO2-Emissionen erheblich senken. Das schont neben dem Firmenbudget auch die Umwelt.
Häufige Fragen zu Gewerbestrom
Der Strom für die gewerbliche Nutzung ist pro Kilowattstunde günstiger als der für den privaten Gebrauch. Wer richtig sparen möchte, sollte seinen Stromtarif immer vergleichen.
Zurzeit beläuft sich der Gewerbestrompreis einer Kilowattstunde laut Strom-Report (Stand Anfang 2021) auf durchschnittlich 21,19 Cent. Beim Strompreis kann es aber erhebliche Unterschiede geben – je nach Branche, Anbieter, Verbrauch und Region.
Sobald ein Unternehmen pro Jahr mehr als 100.000 Kilowattstunden verbraucht, kann der Kunde Industriestrom nutzen. Der Durchschnittspreis liegt laut dem Energieversorger Eon bei 17,75 Cent pro Kilowattstunde (Stand Juli 2020). Bei besonders großen Unternehmen mit einem Strombedarf von 2 bis 20 Millionen Kilowattstunden sinkt er auf durchschnittlich 15,6 Cent.