Kommentar: Schlecker-Insolvenz ist eine Pleite mit Ansage
Oliver Stock ist Chefredakteur von Handelsblatt Online.
Foto: Pablo Castagnola [M]Es ist eine vorläufige Insolvenz mit langfristiger Ansage: Wenn die Schleckereigentümer jemals in ihren eigenen Märkten einkaufen gewesen wären, hätten sie längst die Konsequenz gezogen. Sie hätten gemerkt, dass sie als Kunde allein in einem schmuddligen Laden sind. Andere Kunden? Meistens Fehlanzeige.
Verkäufer oder Kassierer in Sicht? Erst wenn sich der Kunde durch Rufen bemerkbar macht. Solche Manieren, so haben sich die Schlecker-Geschwister sagen lassen, gehörten zum Image des Billigheimers. Und sie haben nie gemerkt, dass damit in Deutschland kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Die Konkurrenz von DM und Co. konnten mit aufgeräumten Läden und freundlichem Personal noch so sehr punkten - Schlecker blieb bei seinem Schmuddelkonzept.
Anstatt aufzuräumen, wurde - und das ist der zweite Fehler - expandiert. Jedes Dorf, das über mehr als zehn Häuser und eine Bushaltestelle verfügte, wurde mit einem Schlecker-Markt beglückt. 7000 solcher Märkte sind auf diese Weise entstanden, 7000 ungemütliche Orte in Deutschland, die niemand betreten wollte, der sie nicht mangels Alternativen betreten musste. Schlecker wurde zur Marke, die man meiden muss.
Deswegen staunt jetzt niemand über die Planinsolvenz. Staunen lässt sich nur darüber, dass sie so spät kommt und dass die Eigentümer offenbar noch einen Funken Hoffnung auf eine Sanierung haben. Sie verlangen mit dem jetzt angepeilten Verfahren Schuldennachlass bei den Gläubigern. Sie sind optimistisch, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu haben, das nach dem Schnitt die Drogerie-Kette wieder zu neuer Blüte führen kann.
Den Beweis dafür sind die Manager der Einzelhandelskette in den vergangenen Jahren aber an jedem einzelnen Tag und in jedem einzelnen Schlecker-Geschäft sträflich schuldig geblieben. Es fällt schwer zu glauben, dass sich daran nun plötzlich etwas ändert.