Das Kapital der Kirche: Steuertricks im Namen Gottes
Düsseldorf.
Erst vor zwei Wochen forschte die ARD mit ihrer Doku „Vergelt's Gott“ in den gut gehüteten Finanzbüchern der katholische Kirche, nun legt das ZDF nach und prangert die Finanztechniken der Kirche an. Diese seien moralisch bedenklich, so der Tenor der aktuellen Zoom-Ausgabe „Glaube, Liebe, Kapital – Die katholische Kirche und ihre Finanzen. Doch mit der moralischen Keule blättern die Autoren bei der Kirche ab.
Für die Spurensuche begibt sich das ZDF-Team nach Köln. Hier hat das größte und reichste Bistum Deutschlands direkt gegenüber vom Dom in den 90er Jahren eine Immobilie erworben – das Dom-Forum. Für die Immobilie zahlte das Bistum rund vierzig Millionen Euro.
Aber erst nach dem Skandal des Bischofs Tebartz-van Elst kam heraus – der Kauf gelang per Steuertrick. Übers Ausland wurde der Deal abgewickelt. Um der Grunderwerbssteuer zu entgehen, kaufte die Kirche nicht die Immobilie, sondern gleich die ganze Firma.
„Zwei Millionen Euro hat die Kirche damit eingespart“, sagt die Finanzexpertin Katrin McGauran in dem Beitrag. Ob das für ihn einen Geschmack habe, so eine Briefkastenfirma, konfrontiert Nina Behlendorf daraufhin den zuständigen Finanzdirektor des Kölner Erzbistums, Hermann Schon.
„Nein, nein, nein,“ sagt dieser. „Ich denke nicht, dass wir, wenn eine solche Situation entsteht, die diesen besonderen Hintergrund hat, moralisch eingreifen müssten, um damit dem Staat erkennen zu geben, dass das, was er ins Grunderwerbsteuergesetz herein geschrieben hat, unmoralisch ist.“
Die Dokumentation macht klar; längst funktioniert die katholische Kirche perfekt als Großkonzern. Sie hat die gängigen Tricks der Unternehmen übernommen. Aber ist die Kirche nun ein Unternehmen oder nicht?
Die Grenzen scheinen fließend, mal ist sie es, mal wieder nicht. Um den Zuschauern dieses zu verdeutlichen besucht das Fernseh-Team die Siedlungswerke Stuttgart auf einer Großbaustelle in Böblingen. Knapp 200 Wohnungen baut die katholische Kirche hier in bester Lage, inklusive Penthäuser. Dadurch sollen Sozialwohnungen in der Umgebung finanziert werden. Und auch hier zahlt die Kirche keinen Cent Gewerbesteuer.
Denn organisiert wird der zweitgrößte Bauträger des Landes hier als eingetragener Verein. Wirtschaftsrechtler Hans-Peter Schwintowski stößt das schlecht auf. „Die Tatsache, dass die Kirche als Kerngeschäft den Glauben hat ändert nichts daran, dass sie auf vielen anderen Feldern, zum Beispiel bei Immobilien, in Kitas, in Krankenhäusern wie ein Unternehmen tätig ist. Und so muss sie auch behandelt werden“, sagt Schwintowski in der Sendung.
Neben den zur Schau gestellten Steuererleichterungen, mangelnde Transparenz in den Bilanzen und Verschwendung der Kirchengelder, frischt das ZDF auch die Debatte um die Kirchensteuer wieder auf. Das Problem mit den Steuern sei das Inkasso des Staates, kommt der Kirchenkritiker Carsten Frerck zu Wort.
„Es ist ein verfassungsrechtliches Unikum, dass der Staat für eine nicht staatliche Gesellschaft oder Firma ihre Mitgliedsbeiträge einsammelt“, kritisiert Frerck. Das sei eine Leistung die zwar vergütet werde, „wo aber immerhin die Kirche rund zwei Milliarden Euro einspart.“


Ähnlich wie es sich bereits die ARD zwei Wochen zuvor auf die Agenda setzte, holt auch die ZDF-Dokumentation zu einem halbstündigen Rundumschlag gegen die Verantwortlichen der katholischen Kirche aus. Bei vielen Twitterern stoß der moralische Zeigefinger des öffentlich rechtlichen Rundfunks am Mittwochabend allerdings eher auf Kritik.





