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30 Jahre Galerie Thomas Schulte Gute Geschäfte mit Kunst aus den USA und Europa

Seit dreißig Jahren bereichert die Galerie Thomas Schulte die Kunstszene in Berlin. Mit vielstimmigen Internetaktivitäten ist sie für den Marktwandel gut gerüstet.
22.04.2021 Update: 23.04.2021 - 11:24 Uhr Kommentieren
Der Galerist steht vor einer Arbeit des britischen Konzeptkünstlers Hamish Fulton (Ausschnitt). Quelle: Anna Wasilewski
Thomas Schulte

Der Galerist steht vor einer Arbeit des britischen Konzeptkünstlers Hamish Fulton (Ausschnitt).

(Foto: Anna Wasilewski)

Berlin Im Internet-Auftritt zum Jubiläum rauschen die Porträts von über 30 Künstlerinnen und Künstlern am Betrachtenden vorbei. Die Galerie Thomas Schulte prägt seit 30 Jahren die Berliner Kunstszene. Sie hat mehrere Sammler-Generationen und die schleichende Veränderung des Marktes erlebt.

Der Galerist, der 1991 mit seinem Partner, dem Genfer Kunsthändler Eric Franck, eine Galerie in der Charlottenburger Mommsenstraße eröffnete, ist seit 2001 sein eigener Herr. In der Kreuzberger Charlottenstraße 24 mit dem weit in den Stadtraum ausstrahlenden, bogenförmigen Eckfenster hat er einen Stützpunkt mit starker Außenwirkung. Diesen vor 15 Jahren getätigten Standortwechsel wertet der ansonsten stets zurückhaltend auftretende Schulte noch heute als „tolle Entscheidung“.

Bekannt ist die Galerie für klassische und konzeptuelle Positionen. In ihrem Programm behaupten sich strenge Konzeptkünstler wie Gordon Matta Clark, Allan McCollum, Hamish Fulton und Katharina Sieverding, aber auch Einzelkämpfer mit malerischer Ausstrahlung wie Jonathan Lasker und David Reed, daneben die Fotokunst von Robert Mapplethorpe.

Mit der Rebecca Horn-Ausstellung „Chor der Heuschrecken“ wurde die Galerie 1991 eröffnet. Zum bevorstehenden Gallery Weekend nächste Woche werden zwei kinetische Hauptwerke von Rebecca Horn aus den neunziger Jahren die Galerie besetzen: der aus Leitern und Violinen saalhoch gebaute „Turm der Namenlosen“ und das aus Rundspiegeln und hängenden Strohkörben komponierte Environment „Bee’s Planetary Map“.

Im Gespräch mit dem Handelsblatt betont Thomas Schulte, dass sich in 30 Jahren viel geändert habe. Eine neue Sammlergeneration sei angetreten, es gebe starke Käufer in der Immobilienbranche: „Wir treffen heute auf deutsche und Berliner Sammler, die sich vorher in New York und London umgesehen haben. Grundsätzlich komme ich gut zurecht mit deutschen und europäischen Kunden“. Davon leben nicht wenige in Berlin: „Berlin hat sich deutlich gebessert, es gibt hier viele Galerien, die von der Stadt leben können.“

Der Maler ist einer der zahlreichen Amerikaner in der Galerie. Das abgebildete Ölgemälde misst über zweieinhalb Meter in der Breite (Ausschnitt). Quelle: Galerie Thomas Schulte, Berlin
Jonathan Lasker „For Now or Forever“

Der Maler ist einer der zahlreichen Amerikaner in der Galerie. Das abgebildete Ölgemälde misst über zweieinhalb Meter in der Breite (Ausschnitt).

(Foto: Galerie Thomas Schulte, Berlin)

In einem Interview zum Zehnjährigen mit dem „Tagesspiegel“ stellte der Galerist 2001 die rhetorische Frage „Welche Rolle spielt überhaupt noch die Galerieausstellung, ist sie nicht überholt?“ Angesichts der in der Coronakrise massenhaft ausgesetzten oder verschobenen Messen hat diese Frage ein neues Gewicht. Zwar spielen die Messen eine noch bedeutendere Rolle als vor 20 Jahren, aber Galerien sind auf vielfältige Präsenz im Internet angewiesen.

Bei Thomas Schulte änderte sich nach starker Beklemmung Mitte März 2020 die Struktur stark. Sehr vieles findet auf indirektem Wege statt. „Wir machen weiterhin große Ausstellungen, müssen sie aber jetzt besonders gut dokumentieren, damit wir in der Kommunikation mit unseren Sammlern keinen Ausfall haben. Jetzt arbeiten wir sogar schon mit 3D-Animation der Ausstellungsräume.“

Nicht jeder Mode hinterlaufen

Kunden aus aller Welt verfolgen die Galeriearbeit online. „Vielleicht kennen jetzt sogar mehr Leute mein Ausstellungsprogramm als vorher“, vermutet Schulte.

Der Galerist berichtet von Käufern, die jetzt mitunter über fünf Kanäle mit der Galerie kommunizieren und von Sammlern, die täglich 30 bis 40 E-Mails mit Angeboten von Galerien erhalten. In diesem Konkurrenzfeld gilt es, sich mit starkem Eigenprofil zu behaupten: „Unser Ausstellungsprogramm muss nicht jeder Mode hinterherlaufen, aber es sollte in unserer Zeit relevant sein.“

Den Verkaufserfolg der Online-Offerten der Art Basel hält er für mäßig, die Umsätze ließen sich überhaupt nicht vergleichen. Immerhin helfen sie Geld zu sparen. Im Gegensatz zum Analogprogramm, das eine Investition von bis zu 100.000 Euro erfordert, ist so nur eine vierstellige Summe fällig.

Während des zweiten Lockdowns im Herbst 2020 vermittelt Thomas Schulte seine laufende Ausstellung über die App und sein Schaufenster. Quelle: Stefan Haehnel
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Während des zweiten Lockdowns im Herbst 2020 vermittelt Thomas Schulte seine laufende Ausstellung über die App und sein Schaufenster.

(Foto: Stefan Haehnel )

Zu den erfolgreichsten Ausstellungen der letzten Jahre zählt Thomas Schulte die mit Gemälden der amerikanischen abstrakten Malerin Pat Steir, die mit ihren Tropf- und Wasserfall-Bildern berühmt geworden ist. Auch die architektonische Schau von Gordon Matta Clark war ein großer Erfolg, ebenso die multimedialen, von Buchstaben und Sprache zehrenden Arbeiten des Briten Idris Khan.

Thomas Schulte ist seit dem Ende der von ihm mitinitiierte Messe „artforum“ ein Einzelkämpfer, der sich vom konfliktreichen Berliner „Klüngel“ fernhält. Gleichwohl hat er gemeinsam mit Kolleginnen und in enger Abstimmung mit dem BVDG-Vorsitzenden Gespräche mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters geführt. Die führten zu dem mit 16 Millionen Euro ausgestatteten Corona-Nothilfeprogramm „Neustart Kultur“, das für Galerie-Ausstellungen bereitsteht.

Auf der Website der Galerie ist ein großer Dank an die Künstler der Galerie formuliert, „die uns kontinuierlich helfen, das zu sein, was wir sein möchten“.

Die Situation ist trotz Corona nicht schlecht. Nach 25 bis 30 Jahren Wachstum schafft die multimediale Pflege der Hausgötter und der in Jahrzehnten gewachsenen Verbindungen ein Vertrauen, das in die Zukunft wirkt. „In zehn Jahren müssen wir vielleicht keine Bilder mehr auf Messen mitbringen“. Diese Vermutung des Galeristen könnte sich erfüllen.

Man darf gespannt sein, welche alten Vermittlungsformen übrig bleiben und welche Kanäle Galerien und Sammler in der Zukunft nutzen werden. Die Galerie Thomas Schulte ist mit einer vielstimmigen Performance für den Marktwandel gerüstet.

Mehr: Galerien in Deutschland: Nach dem Lockdown droht der Knockdown

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