Asiatika in New York Kunst aus dem alten China stellt die Spitzenpreise

Das Stück hatte der Einlieferer auf einem Flohmarkt für nur 35 Dollar erstanden. Sotheby's datierte es in die Periode des Ming-Kaisers Yongle (1403-1424) und schätzte es auf mindestens 300.000 Dollar. Zugeschlagen wurde die Schale erst bei 721.800 Dollar.
New York Seit über zehn Jahren findet in New York im März die Asia Week statt. Sammler und Kuratoren schwärmen durch mehr als 40 Galerien, Museumsausstellungen und Auktionen bei sechs Versteigerern in Manhattan. Doch im zweiten Corona-Jahr ist alles anders.
Das Auktionsangebot ist reduziert. Immerhin bietet die Handelsinitiative „Asia Week New York“ den auf 29 Aussteller geschrumpften Teilnehmern erstmals eine digitale Präsenz (noch bis zum 27.3.). Deren Vorsitzende Katherine Martin kann über„signifikante Verkäufe“ berichten.
Altchinesisches machte wieder den Großteil des Auktionsangebots der Woche aus und stellte die Spitzenpreise. Zu den Überraschungen gehörte ein mit blauen Ranken und Blüten dekoriertes Porzellanschälchen, das der Einlieferer auf einem Flohmarkt in Connecticut für nur 35 Dollar erstanden hatte. Sotheby’s datierte es in die Periode des Ming-Kaisers Yongle (1403-1424) und stellte ihm mindestens 300.000 Dollar in Aussicht. Es wurde erst bei 721.800 Dollar brutto zugeschlagen.
Auch das scharfe Auge eines chinesisch-amerikanischen Händlers wurde belohnt. Um seine im Dezember 2019 bei Lempertz in Köln zu 210.800 Euro erstandene archaische Ritualbronze vom Typ „Gui“ (späte Shang-Dynastie, 16.-11. Jh. v.Chr.) stritten sich am 17. März mindestens vier Bieter. Nach sechzehn Minuten fiel schließlich der Hammer bei 5,4 Millionen Dollar brutto. Geschätzt war die Bronze auf 600.000 bis 800.000 Dollar.
Das Gefäß ist vor allem von historischer Bedeutung. Die eingegossene ausführliche Widmung erinnert an einen neunmonatigen Feldzug der Shang und datiert es ungewöhnlich genau ins Jahr 1072 vor unserer Zeitrechnung.
Marktführer Christie’s konnte an den Überraschungserfolg der ersten Live-Auktionen im vergangenen September nicht anknüpften. Sie spielten dank eines starken Angebots 82,8 Millionen Dollar ein. Jetzt brachten hier sechs Auktionen 54,5 Millionen Dollar ein. Sotheby’s erzielte mit drei Auktionen 26,8 Millionen Dollar.

Der Hammer fiel bei 5,4 Millionen Dollar brutto. Geschätzt war die Bronze auf 600.000 bis 800.000 Dollar.
Die Absatzquoten waren jedoch durchweg sehr gut; Sotheby’s Angebot wurde zu 89 Prozent akzeptiert, bei Christie’s waren es 85 Prozent. In diesem Durchschnittswert fehlt Christie’s Auktion „South Asian Modern and Contemporary Art“ vom 17. März, die sich nur zu 48,7 Prozent absetzen ließ.
Nach einem gelungenen Start endete die zweite Hälfte der Auktion überwiegend auf der Rückgangsliste: Von den 60 ehrgeizig getaxten Papierarbeiten des indischen Modernen Benode Behari Mukherjee (1904-1980) wurden nur 14 verkauft. Sie waren von ganz unterschiedlicher Qualität.
Mukherjees kleines Ölgemälde auf Seide, „Frying Fish“ (um 1953), setzte allerdings seinen neuen Künstlerrekord bei 70.000 Dollar. Die Taxe belief sich auf 30.000 bis 50.000 Dollar. Die Werke kamen aus dem Nachlass seiner Tochter Mrinalini (1949-2015), einer auch im Westen bekannten Textilkünstlerin.
Auch Christie’s wartete mit fünf archaischen Bronzegefäße der späten Shang-Dynastie auf, Reste der über 25 Jahre angelegten Sammlung des New Yorker Rechtsanwalts Daniel Shapiro. Der größte Teil der Sammlung war bereits im Frühjahr 2014 über den führenden New Yorker Händler James Lally verkauft worden.
Lally gab übrigens Anfang März bekannt, nach 35 Jahren seine Galerie aufzugeben. Ein schwerer Schlag für das stetig schrumpfende Angebot chinesischer Kunst in New York, die immer noch unter dem von Präsident Trump eingeführten Importzoll von 7,5 Prozent leidet.

Die fein geschnitzte Jadefigur aus dem 17. bis 18. Jahrhundert gehörte zu den Top-Losen von Christie's.
Vier verkaufte Shang-Gefäße brachten 10,1 Millionen Dollar ein. Die Bieternummer 1308 sicherte allein drei zu insgesamt über 9 Millionen Dollar. In diesen Besitz ging mit 8,6 Millionen Dollar auch das Spitzenlos der Woche, ein in phantastischer Tiergestalt geformtes Weingefäß aus dem 13. bis 12. Jahrhundert vor Christus, das nach dem ersten westlichen Besitzer „Luboshez-gong“ genannt wird.
Auch 45 Jade- und Cloisonné-Objekte bei Sotheby’s sahen nur einen Rückgang und bestätigten die höchste Erwartung bei 5,8 Millionen Dollar. Sie wurden von der bedeutenden Asiatika-Abteilung des Brooklyn Museums veräußert. Ein Online-Bieter hob hier einen Pinselbecher aus fast rein weißer Jade (Qianlong-Periode, 1735-1795) bei 1,4 Millionen Dollar taxgerecht an die Spitze.
Bemerkenswert war der wieder wachsende Erfolg von japanischer Kunst, die seit einiger Zeit nur bei Bonhams und Christie’s zu finden ist. Christie’s gab eine Rekordzahl von Bietern aus 35 Ländern bekannt. Das konservativ getaxte Angebot brachte über Erwarten 9,7 Millionen Dollar zusammen.

Der etwa 1831 entstandene Holzschnitt ist der wohl berühmteste Landschaftsdruck der Welt. Das besonders schöne und gut erhaltene Exemplar erneuerte bei 1,59 Millionen Dollar den Rekord für das Motiv. Seine Taxe hatte bei nur 150.000 bis 200.000 Dollar gelegen.
Immer mehr Raum wird zeitgenössischen Talenten gegeben; aber wieder einmal sah Katsushika Hokusais „Große Welle vor Kanagawa“ (etwa 1831) den größten Wettbewerb. Es ist wohl der berühmteste Landschaftsdruck der Welt. Das besonders schöne und gut erhaltene Exemplar erneuerte bei 1,59 Millionen Dollar den Rekord für das Motiv. Seine Taxe hatte bei nur 150.000 bis 200.000 Dollar gelegen.
Auch die Hängerolle mit weißen Kranichen aus dem 18. Jahrhundert, ein frühes Werk von Ito Jakuchu, sprang auf 1,6 Millionen Dollar. Jakuchu ist in Japan sehr bekannt, kommt jedoch selten auf den Markt.
„Diese und unsere vorangehende Auktion zeichneten sich durch eine allgemeine Steigerung in Qualität, Seltenheit, Vielfalt und Provenienz aus“, analysierte Christie’s Takaaki Murakami den Erfolg gegenüber dem Handelsblatt. „Japanische Kunst ist trotz ihrer Qualität und Bedeutung eine immer noch sehr erschwingliche Kategorie für Sammler, besonders für Einsteiger“.
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