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AuktionsvorberichtMillionen-Preise im Auge

Die führenden deutschen Kunstversteigerer stemmen sich mit Spitzenware der Moderne und der Gegenwartskunst gegen eine mögliche Marktflaute. Werke von Beckmann, Schlemmer und Jawlensky gehen mit siebenstelligen Schätzpreisen ins Rennen.Sabine Spindler 13.05.2025 - 11:13 Uhr aktualisiert Artikel anhören
Ode an ein Saxofon: Max Beckmanns Gemälde „Orchester“ von 1932 ruft Villa Grisebach bei einer Million Euro auf. Foto: @ Villa Grisebach

München. Sammler und Kunstinvestoren können aus einem satten Angebot wählen in dieser Saison. Als ginge die von der Börse bekannte Angst um, den besten Verkaufszeitpunkt zu verpassen, wird das Klagelied von der schwierigen Akquise diesmal wohl etwas leiser gesungen. Jedoch machen sich Grisebach, Ketterer, Lempertz und Van Ham auf ihren Abend-Auktionen Ende Mai und Anfang Juni gegenseitig Konkurrenz.

Es geht um manche hochdotierte Werke. Grisebach, dessen 22-Millionen-Verkauf für Max Beckmanns „Selbstporträt in Rosa“ noch in bester Erinnerung ist, offeriert zwei eindrucksvolle Werke des zwischen heiteren Motiven und dunklen malerischen Zwischentönen wirkenden Expressionisten. Diese Stimmung schwingt auch in dem musikalischen Stillleben „Orchester“ von 1932 mit, das bereits 1991 bei Grisebach für 334.930 Euro weitergereicht wurde und jetzt auf eine bis 1,5 Millionen Euro geschätzt ist. Es ist das letzte Bild Beckmanns aus seiner Frankfurter Zeit und steht als Allegorie des Zusammenspiels von Gegensätzlichem. Ein klassisches Atelier-Stillleben der Moderne mit Bezügen zur Klassik stellt hingegen Beckmanns „Stillleben mit Skulptur“ dar, das 1942 im Exil entstand. Die untere Taxe liegt bei 600.000 Euro.

Mit Beckmann lockt auch Van Ham. Als Teil der Ende Mai zu versteigernden Bayer-Collection (HB vom 14.3.2025) ruft das Kölner Haus das spannungsreiche, farbsubtile „Orchideen-Stillleben mit grüner Schale“ von 1943 für 400.000 Euro auf.

In Konkurrenz um Sammler von Lyonel Feininger treten Ketterer und Grisebach. Das Berliner Auktionshaus bietet mit der 1916 entstandenen, ganz in Prismen aufgelösten Kirchenansicht im Gemälde „Vollersroda III“ ein Schlüsselwerk des späteren Bauhausmeisters an. Der Schätzpreis beläuft sich auf eine bis 1,5 Millionen Euro. Ketterer ruft mit dem 1913 entstandenen Feininger-Gemälde „Die Brücke“ ein Werk auf, das seinen Weg vom frühen, figurativen Stil in die kubistisch beeinflusste, abstrahierte Malweise dokumentiert. Erwartet werden mindestens 600.000 Euro.

Kosmos Oskar Schlemmer: Die „Komposition auf Rosa“, 1916 kreiert und 1930 vom Künstler rekonstruiert, ist mit der unteren Taxe von 1,2 Millionen Euro das Toplos bei Lempertz. Foto: @ Lempertz

Die Moderne steht bei allen Häusern an der preislichen Spitze. Um den Markt nicht zu übersättigen, ruft Lempertz in seiner Abend-Auktion am 30. Mai vorerst vier Top-Werke aus dem Nachlass Oscar Schlemmers auf. Schon vor zehn Jahren war dem Kölner Auktionshaus das Konvolut aus dem Besitz der Enkel des Bauhaus-Künstlers anvertraut worden. Wie das Handelsblatt Anfang des Jahres berichtete, ist nun durch die gerichtliche Beilegung der Erbauseinandersetzung der Weg in die Auktion frei. Die höchsten Gebote erwartet Lempertz für Schlemmers subtile „Komposition in Rosa“, die typisch für seine geometrisch-mathematische Umsetzung von Körperformen ist. Sie soll mindestens 1,2 Millionen Euro einspielen.

Im letzten Jahr erzielte Ketterer mit Alexej von Jawlenskys „Spanischer Tänzerin“ einen Bruttoerlös von mehr als acht Millionen Euro. Bereits damals hat man aufgrund des flammend gemalten roten Kleides Vergleiche zu Jawlenskys diabolischem Porträt des Tänzers Alexej Sacharow von 1909 gezogen. Am 6. Juni wird Ketterer für 1,5 Millionen Euro ein Porträt des androgynen Tänzers aufrufen, das Jawlensky in Zusammenhang mit seinen farblich übersteigerten, expressionistischen Köpfen im Jahr 1913 malte. Eine weitere Version dazu hängt im Kunstmuseum Wiesbaden.

Pop-Art mit Ironie: Claes Oldenburgs „Leaning Fork with Meatball & Spaghetti“ aus Aluminiumguss wird bei Ketterer zur Taxe von 600.000 bis 800.000 Euro angeboten. Foto: @ Ketterer Kunst

Als Expressionist und nordischer Seelenmaler wird Edvard Munch eingestuft. Beide Seiten des Künstlers vereint das Gemälde „Das rote Haus“, das Ketterer zur Taxe von 1,2 bis 1,8 Millionen Euro anbietet. Mit bewegten Pinselstrichen hat er eine alles andere als idyllische, aber emotionale Landschaft gemalt. Munchs Gemälde werden zum Teil hoch gehandelt. Erst kürzlich versteigerte So­theby’s in New York ein ebenfalls Mitte der 1920er-Jahre entstandenes Gemälde für umgerechnet 2,7 Millionen Euro. Munchs „Schrei“ ist da außer Konkurrenz. 2012 kostete das Bild 120 Millionen Dollar.

Die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt bei Ketterer ein gerakeltes „Abstraktes Bild“ von Gerhard Richter aus dem Jahr 1989 an. Richter selbst bezeichnet diese Zeit als die ausgereifteste Phase seiner abstrakten Gemälde und vergleicht den Charakter dieser Bilder mit der flüchtigen Anmutung von Musik. Für die farblich subtile Leinwand werden mindestens 1,5 Millionen Euro erwartet. Als ironisch-hintergründiger Vertreter der Pop-Art-Skulptur ist Claes Oldenburg in vielen Museen vertreten, aber selten auf dem Auktionsmarkt verfügbar. Das Blow-up einer Gabel mit Fleischbällchen ist eine der drei Versionen der „Leaning Falk with Meatball & Spaghetti“ von 1994 und erforderte ein Mindestgebot von 600.000 Euro.

Neben Verena Loewensberg wird derzeit die Ungarin Dora Maurer als neuer weiblicher Star der Konkreten Kunst gefeiert. Van Ham bietet mit dem Diptychon „Quasi Picture and its mirroring“ von 1983/93 für 250.000 bis 350.000 Euro ein Werk an, das exemplarisch für ihren internationalen Durchbruch steht. Dass so ein Kauf mehr Mut erfordert als ein Gemälde von Katharina Grosse, die in allen Auktionen zahlreich vertreten ist, ist klar. Die Frühjahrssaison bietet eine spannende Auswahl, fordert aber auch nicht immer einfache Entscheidungen.

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