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AusstellungKiki Kogelnik, das ausgegrenzte Marketingtalent

Die Österreicherin war eine Pionierin der Pop Art und hat früh Bilder von Cyborgs geschaffen. Doch die Kunstgeschichte hat sie lange übersehen. Zürich ehrt Kiki Kogelnik mit einer gelungenen Retrospektive.Susanne Schreiber 13.04.2024 - 09:00 Uhr
Blick in die Kiki Kogelnik-Ausstellung im Kunsthaus Zürich. Die Retrospektive lohnt sich. Bis 14. Juli ist sie geöffnet. Foto: Franca Candrian, Kunsthaus Zürich / Kiki Kogelnik Foundation

Zürich. Die Österreicherin Kiki Kogelnik (1935 bis 1997) setzte sich in den 1960er- und 1970er-Jahren in der von Männern dominierten Kunstwelt durch. Nicht nur finanziell, sondern auch was die Anerkennung durch Galerieausstellungen und Medienpräsenz betrifft. Das allein ist selten und verdankt sich dem Selbstvermarktungstalent der wie eine Amazone kämpfenden Künstlerin.

Die gebürtige Grazerin mit dem Taufnamen Sigrid schuf die Marke Kiki mit Kiki-Briefmarken und Kiki-Streichholzschachteln. Ihr Post signierte sie zeitsparend mit einem „Bussi Kiki“-Stempel, daneben prangte ein Stempel mit ihrem Wuschelkopf.

Dennoch wurde die Künstlerin von der Kunstgeschichte viel zu lange übersehen. Sie ging bereits 1961 nach New York und schuf neue Ausdrucksmöglichkeiten: Etwa ab 1968 die über Kleiderbügel gehängten menschlichen Silhouetten aus poppiger Vinyl-Folie.

Diese „Hanging“-Serie zahlt auf das Sprichwort „Wer seine Haut zu Markte trägt“ ein und zugleich auf die multiplen Ichs der Künstlerin. Letztere hatte sie schon eindrücklich in gesprayten Schemenbildern übereinandergelegt.

Das Kunsthaus Zürich macht jetzt in einer gelungenen Retrospektive mit ihrem Werk aus vier Jahrzehnten bekannt. Es ist - zum Teil - kaum gealtert und behandelt heute noch aktuelle Fragen nach Rollenverteilung, Gender, Robotik und Zukunft. Die mit der Nachlass-Foundation erarbeitete Ausstellung ist zuvor in Wien und im dänischen Odense gezeigt worden.

Dass Kiki Kogelnik in internationalen Großausstellungen lange Zeit nicht mehr auftauchte und erst 2022 wieder in der „Biennale“-Schau zum Surrealismus von Cecilia Alemani sichtbar wurde, ist paradox. Denn Kogelnik war ein Marketinggenie.

Ab 1974 formt Kiki Kogelnik ulkige Keramik-Köpfe und später dann auch postmoderne Stadtsituationen aus Ton. Foto: Franca Candrian, Kunsthaus Zürich / Kiki Kogelnik Foundation

Inzwischen aber zählt das Oeuvre zu Unrecht übersehener Frauen zu den ‚hidden treasures‛ des Ausstellungsbetriebs. Das wissen auch die Galerien, die sich um ihr Werk kümmern. Das sind in New York die mit dem Nachlass zusammenarbeitende Pace Gallery und in Wien die Galerie an der Albertina. Sie gelangt über den Sekundärmarkt an Siebdrucke und andere Werke, die noch unter dem Hochpreisniveau für museale Arbeiten der Frühzeit liegen.

Nicht alle Phasen aus vierzig Jahren überzeugen gleichermaßen. Viel schwächer als die Cyborgs rund um den technikbegeisterten abstürzenden „Ikarus“ von 1965 sind die späten Kopfskulpturen aus Keramik oder die postmodernen Stadtsilhouetten aus Ton.

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Was von der Retrospektive bleibt, ist neben dem sorgfältigen Katalog, die Erinnerung an eine Künstlerin, „in die der Blitz fährt“: Eine Frau, die sich selbst unter all den tonangebenden Männern als Dompteuse sieht, die mit dem Pinsel peitscht. Die ihr schemenhaftes Selbstporträt auftrumpfend „I have seen the Future“ nennt. Die Bomben, Raketen, Roboter und den Mondflug wie selbstverständlich in ihrem Werk reflektiert.

„Kiki Kogelnik. Retrospektive“, bis 14. Juli 2024 im Kunsthaus Zürich
Der Katalog hat 280 Seiten und ist im Kehrer Verlag erschienen. Er kostet in der Schweiz 52 Franken, in Deutschland 45 Euro.

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