Buchtipp: Und Marx stand still in Darwins Garten: Tischgebet mit Regenwürmern und zwei Genies
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Buchtipp: Und Marx stand still in Darwins GartenTischgebet mit Regenwürmern und zwei Genies
Was wäre, wenn Karl Marx und Charles Darwin, die größten Denker des 19. Jahrhunderts, einmal an einem Tisch gesessen hätten? Ilona Jerger hat mit dieser Grundfrage einen so berührenden wie lehrreichen Roman geschaffen.
Skulpturen der Kapitalismuskritikers Karl Marx in Trier
Karl Marx ist im Roman die Gegenfigur des berühmten Naturforschers Charles Darwin. In dessen Garten stand der Autor von „Das Kapital“ im echten Leben aber nie.
(Foto: AFP)
Düsseldorf Ein gebrechlicher Mann schaut Regenwürmern beim Koitus zu und protokolliert ihre Ausscheidung, um sich von einem Albtraum zu erholen. Der Träumer ist kein gewöhnlicher Mann, es ist Charles Darwin. In seinem Albtraum brennen Fremde sein Haus nieder. Doch anstatt sich zu fürchten, wandern seine Sorgen zu seinem Experiment mit Saubohnen, das gerade im Gewächshaus ein jähes Ende gefunden hat.
Die Geschichte von Charles Darwin, dem berühmten Naturforscher und Begründer der modernen Evolutionstheorie, beginnt im Jahr 1881 mit Saubohnen und Regenwürmern und endet 1883 mit einer Beerdigung, die nicht seine eigene sein soll. Denn der ehemalige Theologiestudent, der durch wissenschaftliche Erkenntnisse die Schöpfungsgeschichte widerlegt hatte, ist nicht die einzige Hauptfigur dieses im August erschienenen Romans.
Zwei alte, kranke Männer
Die Gegenfigur, die Autorin Ilona Jerger zu Darwin zeichnet, ist Karl Marx, Autor von „Das Kapital“ und Prophet der kommunistischen Revolution.
Die Stationen des Karl Marx
Der Philosoph Karl Marx ist der Begründer des Marxismus. Er wurde am 5. Mai 1818 als Sohn eines Rechtsanwalts in Trier geboren. Er studierte Jura, Geschichte und Philosophie in Bonn und Berlin.
1843 heiratete er Jenny von Westfalen und siedelte nach Paris über. Dort studierte er sozialistische und kommunistische Ideen und begann eine engere Zusammenarbeit mit Friedrich Engels. Auf Anordnung der preußischen Regierung ausgewiesen, ging Marx nach Brüssel, wohin auch Engels folgte.
Dort entstand das „Kommunistische Manifest“ (1848), eine Programmschrift, die Marx und Engels für den kommunistischen Londoner „Bund der Gerechten“ ausarbeiteten. Daraus stammt auch der Aufruf zum Klassenkampf: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“.
1848 wurde Marx auch aus Brüssel ausgewiesen, er ging über Köln nach London. Dort lebte er von wissenschaftlichen Arbeiten. In der 1864 in London gegründeten „Ersten Internationalen“ war er führend tätig.
In London entstanden seine Hauptwerke „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ (1859) und „Das Kapital“ (1867). Marx starb verarmt am 14. März 1883 in London.
Auf 288 Seiten porträtiert Jerger in ihrem Roman „Und Marx stand still in Darwins Garten“ zwei alte, kranke Männer und zugleich die größten Denker des 19. Jahrhunderts, die die Weltgeschichte für immer veränderten. Es geht um die inneren Leidenswege der beiden, deren berühmteste Werke im Regal des jeweils anderen standen. Doch nur einer hat das Buch des anderen gelesen.
Weil Darwin und Marx in London jahrelang 20 Meilen voneinander entfernt wohnten, sich aber nie trafen, sind naturgemäß Teile in Jergers Werk fiktiv – vor allem die titelbringende Begegnung beider.
Die kuriosesten Darwin-Award-Preisträger
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Quellen: darwinawards.com, tagesspiegel.de
Viele Passagen aber basieren auf ihren Recherchen in Tausenden Briefen und Mitschriften, von denen sie sich auch in der Sprache ihres Romans inspirieren ließ. Die Journalistin verbindet ihre eigene Erzählweise mit denen von Marx und Darwin, lässt Ausdrücke wie „Morgentoilette“ und „Chaiselongue“ einfließen oder schreibt über Buchbände in ihrer „ursprünglichen kalbsledernen Schönheit“.
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