Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Galerien in den USA Trotz Einbußen in der Coronakrise: Die Nachfrage nach Kunst steigt

Amerikanische Galerien verzeichnen eine gestiegene Nachfrage. Die Verdienstausfälle sind geringer als vorausgesagt. Zwei neue Studien belegen den Trend zu mehr Galerie- und Privatverkäufen.
12.08.2021 - 11:22 Uhr Kommentieren
Auf Messen wie der The Art Show der ADAA werden nicht nur ausgestellte Kunstwerke verkauft, sondern auch Privatgeschäfte vermittelt. Quelle: ADAA, Scott Rudd
Spielwiese für Sammler und Kunstberater

Auf Messen wie der The Art Show der ADAA werden nicht nur ausgestellte Kunstwerke verkauft, sondern auch Privatgeschäfte vermittelt.

(Foto: ADAA, Scott Rudd)

New York Ganz so schlimm wie im Mai 2020 prognostiziert, ist es dann doch nicht gekommen. Eine im Juni 2021 von der „Art Dealers Association of America“ (ADAA) durchgeführte Untersuchung zu Auswirkungen der Corona-Krise auf amerikanische Galerien, zeichnet sogar ein in vieler Hinsicht unerwartet optimistisches Bild.

Die Umfrage, auf die 81 Händler antworteten, bietet außer dem Rückblick auf Überlebensstrategien des Jahres 2020 auch einen Blick in die Zukunft: Zwei Drittel der Befragten planen, ihren Künstlerstamm auszubauen und 76 Prozent möchten auch wieder an Kunstmessen mit Publikum teilnehmen. Die Umfrage legt auch nahe, dass bei fast der Hälfte der Befragten der Bruttoumsatz im ersten Quartal 2021 höher als erwartet ausfiel.

„Während Galerien in ihren Aktivitäten deutlich noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben, zeigt der ADAA-Report von 2021, wie flexibel und innovativ sie sind“, unterstreichen ADAA-Präsident Anthony Meier von der gleichnamigen Kunsthandlung aus San Francisco und Maureen Bray, ADAA-Executive Director in einem gemeinsamen Statement: „Viele schwenkten rasch auf digitale Programme um, fanden dabei auch Wege, ihre physischen Geschäftsräume zu halten und ihre Belegschaft in dieser beispiellosen Periode zu unterstützen.“

Die Prognose für Kunstgalerien habe weitreichende Implikationen für die gesamte Kulturgemeinschaft. „Galerien haben Schlüsselfunktionen, indem sie Künstler und die kulturelle Produktion unterstützen, sowohl ökonomisch und auch als Fürsprecher; dazu sind sie sind wichtige Arbeitgeber auf dem kulturellen Sektor.“

Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Lockdowns, publizierte der fast 60 Jahre alte exklusive Verband führender US-Händler, dessen fast 190 Mitglieder ein breites Spektrum von Alten Meistern bis zur Gegenwart abdecken, den Report „Covid-19 Impact Survey of U.S. Art Galleries“. Darin hatten 168 Befragte für das zweite Quartal 2020 einen Verdienstausfall von 73 Prozent und potenziell katastrophale Langzeitfolgen für die Branche prophezeit.

Sotheby’s jüngste Pop-up-Galerie vermittelt in Privatverkäufen hochwertige Kunst. Bis Oktober reisen die Werke dorthin, wo sich die zahlungskräftige Klientel aufhält. Quelle: Sotheby's
Im Herzen von Monaco

Sotheby’s jüngste Pop-up-Galerie vermittelt in Privatverkäufen hochwertige Kunst. Bis Oktober reisen die Werke dorthin, wo sich die zahlungskräftige Klientel aufhält.

(Foto: Sotheby's)

In der Folgeuntersuchung bestätigten jetzt 70 Prozent der Teilnehmer Verdienstausfälle im Steuerjahr 2020, allerdings im Durchschnitt „nur“ von 37 Prozent. Doch die Zahl der Angestellten habe noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Das betrifft vor allem freie Mitarbeiter, deren Zahl sich um 31 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau eingependelt hat. 

Das im letzten Jahr vorübergehend eingerichtete staatliche Darlehensprogramm für Kleinbetriebe, „Paycheck Protection Program (PPP)“, konnte auch für den Kunsthandel das Schlimmste abfedern, Entlassungen reduzieren und Zwangsbeurlaubungen wieder rückgängig machen. Die Studie ermittelt, dass sich fast 90 Prozent der Befragten um das Darlehen bewarben, dessen Tilgung unter bestimmten Bedingungen erlassen werden kann.

Staatliches Darlehensprogramm half Überleben

Bis auf sieben Prozent wurde allen ein Zuschuss gewährt. Er orientiert sich an den jeweiligen Personalausgaben im Jahr 2019. 44 Prozent der Befragten erhielten bis zu 100.000 Dollar, 32 Prozent bekamen weniger, aber 24 Prozent der Galeristen weitaus mehr, manchmal Millionen.

Die Fachpublikation „The Art Newspaper“ analysierte die von der US-Behörde „Small Business Administration“ herausgegebenen Daten. Die belegen, dass auch Megagalerien wie Hauser & Wirth, Gagosian, David Zwirner und Pace jeweils mindestens 2 Millionen Dollar Darlehen lockermachen konnten. 

Zu den erfolgreichsten und auch zukunftsweisenden Überlebensstrategien in der Krise gehörte die digitale Erweiterung. 80 Prozent der befragten Galerien wurden aktiv, in erster Linie mit Online Viewing Rooms, Führungen durch Shows, virtuellen Atelierbesuchen sowie Vorträgen von Künstlern und Kuratoren.

stiegen 2020 um 139 Prozent im Vergleich zu 2019. Und im Halbjahresvergleich 2020 auf 2021 wuchs der diskrete Kunstverkauf abermals um 41 Prozent. Quelle: Christie's Images Ltd. 2021
Christie's Privatverkäufe

stiegen 2020 um 139 Prozent im Vergleich zu 2019. Und im Halbjahresvergleich 2020 auf 2021 wuchs der diskrete Kunstverkauf abermals um 41 Prozent.

(Foto: Christie's Images Ltd. 2021)

62 Prozent gaben an, ganz klar mit gesteigerten Umsätzen belohnt worden zu sein. Gleichwohl sieht das übrige Drittel diesen Zuwachs noch nicht. Nicht überraschend planen fast alle, nämlich 92 Prozent, an den digitalen Zusatz-Angeboten auch künftig festhalten zu wollen. 

Der ADAA-Report fragte auch nach künftigen Messebeteiligung. Schließlich wurden noch im Jahr 2019 fast 50 Prozent des Umsatzes auf Messen erzielt, laut „The Art Market Report 2020“ von Art Basel & UBS. Künftig wollen drei Viertel der Befragten wieder in Messehallen verkaufen. Das Interesse an den in der Krise als Notlösung entstandenen Online Art Fairs schrumpft jedoch auf 40 Prozent. 2020 nahmen noch 68 Prozent der Befragten teil. 

Der in diesem Frühjahr von Bank of America Art Services herausgegebene „Art Market Update“ zur Erholung des Kunstmarktes addiert weitere Aspekte. Der Markt sei im Jahr 2020 um 30 bis 40 Prozent geschrumpft, da hätte man eigentlich fallende Preise erwarten können. Die blieben aber stabil, denn die angebotenen Werke trafen auf starke Nachfrage. Sammler und der Wert ihrer Sammlungen kamen also unbeschadet durch die Pandemie.

Die historisch niedrigen Zinsraten bewogen viele Spitzensammler, ihre Kunst lieber zu beleihen anstatt zu verkaufen. Manchmal wurden die Darlehen auch in den Kauf weiterer Kunst investiert oder um Werke auf Auktionen zu garantieren. Die Bank of America, Marktführer im rapide wachsenden Markt für Art Financing, schätzt, dass es noch ein weiteres Jahr dauern kann, bis die Folgen der Pandemie überwunden sind. 

Während die allgemeine Ökonomie mit dem Coronavirus kämpfte, brachte der robuste globale Aktienmarkt Investoren zusätzliche Liquidität. New Yorker Marktteilnehmer, darunter Galeristen, Art Consultants und auch Innenarchitekten, beobachteten nach Monaten des Lockdowns seit dem Frühherbst 2020 wieder gesteigerte Aktivität.

Karen Thomas etwa, CEO von Karen Thomas Associates, die hochvermögende (HNWI) und ultrahoch vermögende (UHNW) Klienten bei privaten Bauprojekten vertritt, beschreibt ebenfalls, dass „die Pandemie tief greifende Reflexionen über ihren Lebensstil auslöste. Gegen Ende des letzten Sommers begannen viele meiner Kunden zu expandieren und damit ging auch das Überdenken ihrer Kunstsammlung einher“. 

Eine deutlich gestiegene Nachfrage sowohl bei etablierten Sammlern als auch neueren Kunden, die ihre Beratung suchten, beobachtete auch Art Consultant Christine Minas. „Instagram half Sammlern dabei, ihre visuelle Kenntnis zu erweitern.“ Es gäbe ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass Kunst in allen Preislagen erhältlich ist. „Ich höre oft, dass die Medien nur über die teuersten Werke berichteten. Daher ist manchen neu, dass auch sie sich Kunst leisten, Künstler unterstützen und an der Kunstwelt teilhaben können.” 

Mehr: Rückblick auf den Kunstmarkt im ersten Halbjahr 2021: Auf Wachstum programmiert: 16 Millionen-Zuschläge in einer Saison

Startseite
Mehr zu: Galerien in den USA - Trotz Einbußen in der Coronakrise: Die Nachfrage nach Kunst steigt
0 Kommentare zu "Galerien in den USA: Trotz Einbußen in der Coronakrise: Die Nachfrage nach Kunst steigt"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%