Halbjahresbilanz Christie’s: Zuversicht trotz Umsatzminus
Düsseldorf. Das Videotelefonat von Christie’s Vorstandsvorsitzendem Guillaume Cerutti mit Fachjournalisten hatte vor allem eine Botschaft: Ruhe und Zuversicht verbreiten in einer Zeit mit deutlich abgesacktem Auktionsumsatz. Zwischen Januar und Juni 2024 fiel dieser um 22 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 2,7 Milliarden Dollar.
Die Gründe liegen im herausfordernden makroökonomischen Umfeld, den Kriegen, Krisen und Unsicherheitsfaktoren. Etliche verkaufswillige Sammler hatten deshalb ihre Einlieferung zurückgezogen und auf den Herbst verschoben. Gleichwohl unterstreicht Cerutti nicht ohne Stolz: „Christie’s Performance war stabil.“ Für Panik gibt es keinen Anlass, soll das heißen.
Diese Resilienz macht er an weiteren Kennzahlen fest. Die durchschnittliche Absatzrate lag unverändert bei hohen 87 Prozent. Der Index, der das Verhältnis von Hammerpreis und unterem Schätzwert ermittelt, liegt bei guten 111 Prozent gegenüber 107 Prozent im Vorjahr. 82 Prozent aller Gebote erreichten Christie’s online, 20 Prozent aller Kundinnen und Kunden sind Millennials oder gehören der Generation Z an. Ihren Einstieg finden sie meist über Luxusauktionen.
Zuwachsraten kommen abermals aus dem asiatisch-pazifischen Raum. In Hongkong lag die Absatzrate sogar bei 90 Prozent. Hierhin wurde Christie’s teuerstes Gemälde verkauft, Andy Warhols „Flowers“ in Rot und Orange für 35.485.000 Dollar.
Alex Rotter, Chef der sonst umsatztreibenden Abteilung „20./21. Jahrhundert“, sagte in dem Videotelefonat: „Wir wollen die großen Sammlungen. Doch nicht jedes Jahr ist ein Paul-Allen-Jahr.“ Seine Abteilung bilanziert mit 1.314.000.000 Dollar Umsatz 24 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Sammlung von Rosa de la Cruz brachte zwar 34,4 Millionen Dollar, doch sie erfüllte nicht alle Erwartungen. Die Collection of Norman and Lyn Lear kam auf 60,2 Millionen Dollar.
Tiefpunkt dieses Halbjahrs war der Hackerangriff vor den wichtigen Auktionen in Genf und New York. „Trotzdem hat Christie’s die Auktionen ohne Disruption abhalten können“, sagt Cerutti. Die Kunden hätten mit großem Verständnis reagiert, führt er weiter aus.
Die Abkühlung, die der globale Kunstmarkt momentan erlebt, war bereits 2023 zu spüren. Für Guillaume Cerutti ist die Talsohle bereits durchschritten. „Denn ein Blick in die Geschichte zeigt: Eine Abkühlung hat nie mehr als zwei Jahre gedauert.“
Optimismus ziehen er und seine Führungsspitze aus den verschobenen Sammlungen, die für einen lebhaften Herbst sorgen sollen. Zuversichtlich stimmen auch die Privatverkäufe. Sie seien sehr stark gewesen. Doch ihr Volumen wird nicht veröffentlicht.