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Kunsthandel Asiaten sorgen bei Sotheby's Frühjahrsauktionen für halbe Milliarde Dollar Umsatz

Die Sammler im Fernen Osten investieren weiterhin in Spitzenwerke aller Epochen – egal ob sie aus dem Westen oder dem Osten stammen.
22.04.2021 - 14:36 Uhr Kommentieren
Das Gemälde in lebhaften Farben war einem Sammler umgerechnet 3,1 Millionen US-Dollar wert (Ausschnitt). Quelle: Sotheby’s
Fang Lijun „1993 No 4“

Das Gemälde in lebhaften Farben war einem Sammler umgerechnet 3,1 Millionen US-Dollar wert (Ausschnitt).

(Foto: Sotheby’s)

London Sotheby’s bricht mit seinen Frühjahrsauktionen in Hongkong in diesem Jahr viele Rekorde. In einer breit angelegten Auktionsreihe bietet das Haus alles an, was asiatische Sammler interessiert: von Uhren und Wein zu Antiken und zeitgenössischer Kunst. Das Konzept geht auf. Sowohl reine Online-Auktionen wie mittlerweile gut eingespielte hybride Formate sprechen ein weitgefächertes Käuferpublikum an.

Drei Abendauktionen fungierten in dieser Saison als Aushängeschild. Mit ausgezeichneten Verkaufsraten und Umsatzahlen zementieren diese die Stärke des aus Hongkong operierenden asiatischen Marktes. Das Interesse der Sammler gilt dabei sowohl westlicher wie auch asiatischer Kunst, im Bereich der Alten wie auch der neuen Kunst. Die Zeiten, in denen man den Geschmack der Käufer als limitiert bezeichnen konnte, sind eindeutig vorbei.

Die Abendauktion mit zeitgenössischer Kunst wurde zu einem „White Glove Sale“, einer Auktion, bei der 100 Prozent der Lose verkauft wurden. Für eine Mischauktion, die nicht eine einzelne Sammlung anbietet, ist das ein äußerst ungewöhnliches Ereignis. So verwundert es nicht, dass das Umsatzergebnis einen Rekord für Asien darstellte.

Zusammen mit den Abendauktionen von Meisterwerken aus allen Jahrhunderten und Moderner Kunst und den Tagesauktionen setzte das Haus in dieser Woche in diesem Bereich umgerechnet 290 Millionen US-Dollar um. Insgesamt summieren sich bei Redaktionsschluss die Ergebnisse der bislang 13 abgehaltenen von 14 Auktionen auf 478 Millionen US-Dollar. Kevin Ching, Sotheby‘s scheidender Asien-Chef, beobachtete „einen wachsenden Pool von neuen und jungen Sammlern, die bereit sind, sich sowohl im Luxussektor wie in der Kunst zu engagieren.“

Die unter dem Titel „Ikonen“ publizierte Auktion mit nur fünf Meisterwerken aus verschiedenen Jahrhunderten machte den Auftakt. Wie gewohnt fand die Auktion hybrid statt. Bieter im Saal, Onlinegebote und zeitgleiche Telefone in Hongkong, New York und London sind in der Auktion aktiv.

Auch für die Heroen der Amerikanischen Pop Art ist Hongkong ein guter Marktplatz (Ausschnitt). Quelle: Sotheby’s/ VG Bild Kunst
Roy Lichtenstein „Reflection on Thud“

Auch für die Heroen der Amerikanischen Pop Art ist Hongkong ein guter Marktplatz (Ausschnitt).

(Foto: Sotheby’s/ VG Bild Kunst )

All das sieht die Beobachterin am Computer. Man vergisst fast, wo die Auktion stattfindet. Das entspricht Sotheby‘s Strategie, globale Käuferschichten anzulocken, egal an welchem Standort eine Auktion stattfindet. Mittlerweile funktioniert das technologisch aufwendige System fast ohne Probleme.

Zum Aufruf kamen Werke von Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Sanya, Zhang Daqian und eine Holzskulptur aus der Song-Dynastie, die einen erleuchteten „Bodhisattva“ des Mitgefühls darstellt. Die Arbeiten erzielten leicht das erwartete Ergebnis und spielten zusammen umgerechnet 48 Millionen US-Dollar ein. Ein spätes Matadoren-Porträt von Picasso erzielte 18 Millionen US-Dollar. Zuletzt war es 2010 in einer Auktion von der Händlerfamilie Nahmad für 7,8 Millionen US-Dollar ersteigert worden.

Preiskarriere einer chinesischen Skulptur

Auch die anmutige chinesische Holzskulptur aus dem 11. Jahrhundert war dem Markt nicht unbekannt. Sie stammte ehemals aus der Sammlung des Amerikaners John Richard Young. Die Skulptur wurde erst im letzten Sommer – undatiert und bei einer Schätzung von 20.000 bis 30.000 US-Dollar – für 1,3 Millionen US-Dollar in einer Sotheby’s Online-Auktion in New York verkauft. Das berichtete zuerst die Online-Plattform „The Value“ in Hongkong.

Seltsamerweise verweist der jetzige Online-Katalogeintrag zwar auf die Sammlerprovenienz, aber nicht auf die Auktion 2020. Inzwischen als seltene Skulptur aus dem 11. Jahrhundert datiert und auf 30 bis 40 Millionen Hongkong-Dollar geschätzt, erzielte sie 46 Millionen Hongkong-Dollar oder 5,9 Millionen US-Dollar.

Der von der Pariser Abstraktion geprägte Chinese bleibt an der Preisspitze. Er erzielte umgerechnet 21 Millionen US-Dollar (Ausschnitt). Quelle: Sotheby’s
Zao Wou-Ki „13.02.62“

Der von der Pariser Abstraktion geprägte Chinese bleibt an der Preisspitze. Er erzielte umgerechnet 21 Millionen US-Dollar (Ausschnitt).

(Foto: Sotheby’s)

In der sich anschließenden Abendauktion Moderner Kunst wurden 50 Lose angeboten. Bei einer soliden Verkaufsrate von 82 Prozent setzte Sotheby‘s 99,2 Millionen US-Dollar um. Das am meisten begehrte Los dieser Aktion war das markfrische monumentale Triptychon von Chu Teh-Chun aus dem Jahr 1986.

„Harmonie hivernale“ wurde erst nach einem 20-minütigen Bietgefecht zu einem Preis von 230 Millionen Hongkong-Dollar oder 29,5 Millionen US-Dollar verkauft. Es verdoppelte fast den Rekordpreis für eine Arbeit des Künstlers. Felix Kwok, Chef der Abteilung Moderne Kunst Asien bei Sotheby‘s, unterstrich nach der Auktion die Markstärke asiatischer Meister des 20. Jahrhunderts.

Gewinn mit Gerhard Richter

In der Auktion mit zeitgenössischer Kunst kamen die Schwergewichte aus dem Westen zum Aufruf. Angeboten wurden typische, großformatige Werke von Amerikanern wie Roy Lichtenstein oder Clyfford Still, aber auch Gerhard Richter. Stills „PH-568“ von 1965, marktfrisch aus einer Privatsammlung, erzielte im unteren Bereich der Schätzung 16,2 Millionen US-Dollar. Es ging an einen Kunden von Sotheby’s Direktorin Amy Cappellazzo.

Gerhard Richter abstraktes Großformat von 1985, „Schwefel“, ist dem Markt hingegen nicht unbekannt. Erst vor knapp drei Jahren war es von dem jetzigen Einlieferer ersteigert worden; damals für 12,5 Millionen US-Dollar. Diesmal übertraf das Los die obere Schätzung und verkaufte sich für 15,2 Millionen US-Dollar. Ein guter Gewinn für den Einlieferer.

Aber auch Werke des Japaners Yoshitomo Nara sind weiterhin begehrt. „Frog Girl“ von 1998 verkaufte sich für 12 Millionen US-Dollar oberhalb der oberen Schätzung. Jüngere Künstler waren ebenfalls gehypt. 14 neue Weltrekorde setzte die Auktion etwa für Avery Singer, Toyin Ojih Odutola, Kudzanai-Violet Hwami, Chris Huen Sin Kan, Hajime Sorayama und Joel Mesler. Von deren Werken gingen viele an asiatische Sammler, wie das Haus berichtete. Insgesamt verkaufte Sotheby‘s alle 45 angebotenen Lose und setzte 112,5 Millionen US-Dollar um.

Erwähnenswert ist weiterhin das ausgezeichnete Ergebnis, das ein Portfolio mit 19 Blättern mit Landschaften und Kalligrafie aus dem 17. Jahrhundert von Hongren aus der Tsao-Familiensammlung in der Auktion mit klassischer chinesischer Malerei erzielte. Das Konvolut verdreifachte seinen Preis auf die Arbeit 16,5 Millionen US-Dollar.

Hier zeigt sich wieder einmal, dass asiatische Sammler nicht nur genau wissen, was im zeitgenössischen Bereich international im Trend liegt, sondern auch fast alles bezahlen, wenn es um kunstgeschichtlich und historisch bedeutende Manifestationen ihrer eigenen Kultur geht. Das ist auch ein finanzielles Engagement für die Vergangenheit, das man sich manchmal auch hier in Europa wünschte.

Nathan Drahi wird den Markt weiter ausbauen

Clare McAndrew berichtet im „Globalen Kunstmarktreport“ der UBS und Art Basel, dass der Auktionsmarkt in Großchina den in den Vereinigten Staaten 2020 überholte. Dieser Trend setzt sich 2021 fort, vor allem was Objekte im oberen Millionenbereich betrifft. Die Zehn-Millionen-US-Dollar-Grenze wurde in diesen Frühjahrsauktionen vielfach überschritten.

Für Sotheby’s wird die nächste Phase im Ausbau des asiatischen Marktes nicht mehr vom langjährigen Geschäftsführer Kevin Ching geleitet, der Ende des Jahres in den Ruhestand gehen wird, sondern von Nathan Drahi, Banker und Sohn des neuen Eigentümers Patrick Drahi.

Mehr: Hongkong und London: Christie's Auktionen: Weltweite Gebote am laufenden Band

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