Kommentar: Mut der Verzweiflung könnte die Briten zurück nach Europa führen

Zehn Jahre ist es bald her, dass die Briten sich mit knapper Mehrheit in einem Volksentscheid für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) entschieden haben. Verheilt ist die Brexit-Wunde jedoch noch längst nicht.
Zwei aktuelle Beispiele zeigen, wie sehr die Inselbewohner noch immer damit ringen, dass sie zwar die EU verlassen haben, aber politisch und wirtschaftlich untrennbar mit dem Schicksal Europas verbunden bleiben.
Außenpolitisch erscheint der Brexit täglich mehr wie ein Anachronismus, wenn US-Präsident Trump die Europäer mit immer neuen Tiraden zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenschweißt. Gemeinsam mit Bundeskanzler Friedrich Merz und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron bildet der britische Premierminister Keir Starmer längst Europas Triumvirat im geopolitischen Ringen mit den Großmächten.
Zugleich werden die Briten aber auch ökonomisch mit jeder neuen Wirtschaftsstatistik daran erinnert, welche negativen Folgen der Brexit für das Königreich hat. Im Oktober sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Monat hintereinander.
Nach einer neuen Studie des National Bureau of Economic Research in den USA ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Großbritannien heute sechs bis acht Prozent niedriger, als es bei einem Verbleib in der EU hätte sein können. Die Investitionen sind bis zu 18 Prozent geringer, Beschäftigung und Produktivität sind um bis zu vier Prozent gegenüber dem „Was-wäre-wenn“-Szenario gesunken.