Kunsthandel in Paris: Afrikanische Kunst: Karriere eines Sammelgebiets

Mit den farbkräftigen ironischen Gemälden des in Kamerun geborenen Künstlers eröffnet Christophe Person seine Galerie.
Paris. Exotik und dunkle Haut triumphieren in der Kunstszene in Paris: Soeben wurde bekannt, dass der dunkelhäutige Künstler Julien Creuzet auf der Kunstbiennale in Venedig 2024 Frankreich vertritt. Der 36-jährige Franzose ist Professor an der Pariser Kunstakademie und hat familiäre Wurzeln auf der Antillen-Insel Martinique.
Ein Preissignal setzten Onlinebieter bei Christie’s am 8. Dezember in Paris. Dort erzielten bei der Zeitgenossen-Auktion zwei Gemälde des 1983 in Elfenbeinküste geborenen Malers Aboudia die zwei höchsten Zuschläge: 151.200 und 138.600 Euro – bei Taxen, die „nur“ bei 30.000 Euro lagen.
Der Trend zu afrikanischen Künstlern resultiert aus solider Galeriearbeit und zahlreichen Ausstellungen, beginnend mit den „Magiern der Erde“ 1989 in Paris. Pionierarbeit in Sachen Ästhetik aus Afrika hat auch die Pariser Fondation Cartier ab den 1990er-Jahren geleistet.
Oft stand der profunde Afrikakenner André Magnin als initiierender Kurator dahinter. Magnin hat für den Simca-Erben Jean Pigozzi die weltweit größte Afrika-Sammlung aufgebaut. Vergangenen Sommer gab der Sammler bekannt, dass er der Stadt Cannes eine riesige Schenkung für das geplante Pigozzi-Museum macht.
Kommerzielle Aufbauarbeit leistet in Paris ein gutes Dutzend Galerien mit dem Spezialgebiet afrikanische zeitgenössische Kunst. Neu ist die Galerie im Marais, die Christophe Person am 16. Dezember eröffnet. Person war ab 2016 Spezialist beim Pariser Auktionshaus Piasa und wechselte vor zwei Jahren zum Konkurrenten Artcurial. Er wird weiterhin Artcurials Spezialauktionen in Paris und Marrakesch betreuen und die von ihm mitgegründete Skulpturen-Biennale in Ouagadougou.
Da Christophe Person in die im Januar 2023 startende Biennale von Suza in Kamerun involviert ist, eröffnet er seine Galerie mit einem Künstler und einer Künstlerin aus der ehemals deutschen Kolonie Kamerun. Es sind der 1994 geborene Manga Lulu Williams, der die farbkräftige, narrative, ironisch bis bissige, antikolonialistische Maltradition weiterführt und die weniger spektakulär auftretende Malerin Wilfried Mbida.
Das Spektrum der 2009 gegründeten Galerie Magnin-A reicht von Malerei über Skulptur bis zur Fotografie. Die aktuelle Schau ist dem anerkannten Fotografen Omar Victor Diop von der Elfenbeinküste gewidmet. Ein Sammlertipp, der von André Magnin bereits auf Messen gefördert wird, ist der zeitkritische Maler Hilary Balu. Der dreißigjährige Kongolese denunziert mit seiner Serie über die ‚Odyssée der Neuzeit’ die Emigrations-Sehnsucht der Afrikaner so fantasievoll wie beißend.
Dagegen treten die in der Nobelgalerie Mariane Ibrahim vorgestellten Künstler weniger politisch auf, was der intelligenten, humorvollen Konversation der Galeristin entspricht. Nach der Galerie in Chicago lancierte Ibrahim im Herbst 2021 in der Avenue Matignon ihre Pariser Niederlassung; für 2023 kündigt sie eine weitere in Mexiko an.
Erfolgreich ist Mariane Ibrahim mit dem ghanaischen Maler Amoako Boafo, dessen Preise für die aggressiven figurativen Gemälde sie nach Spekulationskäufen innerhalb von drei Jahren von 50.000 Dollar auf das Sieben- bis Achtfache multiplizierte. Eine Preisspirale nach oben, die Francis Coraboeuf, Leiter der Pariser Filiale von Cécile Fakhoury aus Dakar gerne vermeiden würde, wie er am Beispiel eines Künstlers aus Benin erklärt: „Wir wollen die Preise für Romeo Mivekanin stabil halten“.


Mivekanin malt Menschengruppen mit Hilfe von historischen Fotos, zum Beispiel von den Afrika-Reisen des Fotografen Gustave de Beaucorps. Vor drei Jahren kosteten sie um 12.000 Euro, heute zwischen 15.000 bis 50.000 Euro. Die während der Messe „Paris+ von Art Basel“ im Freien ausgestellte Riesenleinwand kostete ihren Käufer mindestens das Doppelte.
Die Mehrheit der Pariser Afrika-Galerien stellt allerdings noch weitgehend unbekannte Künstler aus Afrika oder der Diaspora vor – im Gegensatz zu den Auktionshäusern. Dort dominieren bekannte Namen wie Chéri Samba, Moké, Amani Bodo, Chéri Chérin oder Aboudia. Auf den Messen „1:54“ in London, New York, Paris und Marrakesch oder der Pariser „AKAA“ mischen die Galeristen Entdeckungen mit kommerziell abgesicherten Werten, die aber selten mehr als 100.000 Euro kosten. Noch.
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