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MarktbildGanz großes Kino

Die Fondation Louis Vuitton feiert den britischen Maler David Hockney mit einer Show der Superlative. Auf dem Kunstmarkt erzielen die Werke des 88-jährigen Superstars schon lange Millionenbeträge.Ivo Kranzfelder 14.08.2025 - 16:15 Uhr Artikel anhören
David Hockneys Gemälde „Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)“ von 1972 wurde 2018 bei Christie’s in New York zum Rekordpreis von 90,3 Millionen Dollar verkauft. Foto: © David Hockney, Art Gallery of New South Wales / Jenni Carter

Paris. Noch bis zum 31. August treffen im Pariser Bois de Boulogne vier nicht mehr ganz jugendliche Schwergewichte aufeinander: Der berühmte britische Maler David Hockney, geboren 1937, hat eine Ausstellung, eingerichtet vom weltbekannten Kurator Sir Norman Rosenthal, Jahrgang 1944. Die Ausstellung findet statt im gesamten Gebäude der Fondation Louis Vuitton, genannt „Le vaisseau de verre“ (Das Glasschiff), erbaut vom Stararchitekten Frank Gehry (geboren 1929), Pritzker-Preisträger und weithin bekannt geworden spätestens durch sein Guggenheim Museum in Bilbao. Auftraggeber des Gebäudes und Gründer der Stiftung ist Bernard Arnault, der Benjamin unter den vieren, der 1949 das Licht der Welt erblickte.

Arnault, unter anderem Besitzer des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) steht derzeit auf Platz fünf der reichsten Menschen der Welt. Nur nebenbei: Sein schärfster Konkurrent François Pinault, unter anderem Besitzer von Christie’s, hat seine riesige Kunstsammlung nicht nur an Standorten in Venedig (Palazzo Grassi, Dogana), sondern auch in der ehemaligen Pariser Börse untergebracht, die der japanische Stararchitekt Tadao Ando zu diesem Zweck umbaute. Zu guter Letzt ist geplant, dass die Fondation Cartier im Herbst ihr neues Quartier im ehemaligen Louvre des Antiquaires bezieht, umgebaut vom Stararchitekten Jean Nouvel, von dem auch das bisherige Gebäude der Stiftung am Boulevard Raspail stammt. Es mangelt also nicht an solventer Konkurrenz.

David Hockneys Gemälde „A Bigger Splash“, eine Ikone aus dem Jahr 1967, gehört zur Sammlung der Tate Britain. Foto: © David Hockney, Tate, U.K.

Doch zurück zu David Hockney. Er und Norman Rosenthal bespielen alle elf Galerien des Gebäudes, zu dem die Besucher ein Elektro-Shuttlebus ab dem Étoile transportiert. Der Titel der Schau ist bescheiden „David Hockney 25“, was sowohl auf das laufende Jahr anspielt als auch auf den Umstand, dass der Schwerpunkt auf den Arbeiten der letzten 25 Jahre liegt. Insgesamt, so hat zumindest der „Guardian“ gezählt, sind 456 Arbeiten zu sehen.

Den Weg ins neue Jahrtausend, angefangen von den Fünfzigerjahren in Bradford, kann man anhand einiger Highlights nachvollziehen. So sind zwei Ikonen aus dem Jahr 1967 zu sehen: „A Lawn Being Sprinkled“, im Mai letzten Jahres bei Christie’s in New York für 28,6 Millionen Dollar verkauft, und selbstredend „A Bigger Splash“ aus der Tate Britain. Die etwas kleinere Version von 1966 mit dem etwas kleineren Titel „The Splash“ veräußerte Sotheby’s in London im Februar 2020 taxgemäß für 23,1 Millionen Pfund.

1964 hatte Hockney sich in Santa Monica in Kalifornien niedergelassen, wo es nicht nur unendlich viele Swimmingpools gibt, sondern bekanntlich auch alles „bigger“ ist als anderswo, also auch die Motive und damit die Bilder. So malte er 1972 das „Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)“, das zudem das Ende seiner Beziehung mit Paul Schlesinger thematisiert. 2018 erzielte das Bild bei Christie’s in New York mit Aufgeld 90,3 Millionen Dollar – der bisherige Künstlerrekord. „A Bigger Grand Canyon“ von 1998 ist großes Kino in Cinemascope, gemalt auf 60 Leinwänden (transportabel), über eine Breite von fast siebeneinhalb Metern. Das setzt sich nach 2000 in den Landschaftsbildern aus Yorkshire fort. „Winter Timber“, geschlagenes Holz an einem Waldweg mit kahlen Bäumen in van Gogh’scher Farbintensität, misst auch über sechs Meter in der Breite und über zweieinhalb Meter in der Höhe, gemalt auf 15 Leinwänden, im November 2022 bei Christie’s in New York zum doppelten Schätzpreis für 23,3 Millionen Dollar verkauft.

Das Gemälde „Winter Timber“ misst über sechs Meter in der Breite und über zweieinhalb Meter in der Höhe, gemalt auf 15 Leinwänden. Im November 2022 wurde es bei Christie’s in New York für 23,3 Millionen Dollar verkauft. Foto: © David Hockney, Jonathan Wilkinson

Ab 2010 begann Hockney, mit dem damals neuen iPad zu experimentieren, wovon ganze Serien von Porträts, Blumenstillleben und Landschaften Zeugnis ablegen. Virtuos kombiniert er digitale und manuelle Techniken der Bilderzeugung. Ein früher Digitaldruck einer iPad-Zeichnung aus einer Auflage von 25 wurde 2011 in China für umgerechnet knapp über 83.000 Euro gehandelt, noch 2023 zahlte ein Käufer für ein Exemplar, das der limitierten Auflage – viermal 250 – von „A Bigger Book“ beigegeben war, bei Christie’s in London 35.280 Pfund.

Faszinierend seine „photographic drawings“, die auf der Basis von unzähligen Fotografien mit dem Einsatz von Fotogrammetrie und 3D-Scanner einen Effekt erzielen, den Hockney als „3D without the glasses“ beschreibt. So entstand 2018 eine Ansicht von in einem Raum auf Stühlen sitzenden Menschen vor einem riesigen Spiegel. Man sieht sie von hinten und, gespiegelt, von vorn, die Breite circa 7,30, die Höhe circa 2,70 Meter. Gar nicht zu reden von seinen Experimenten mit Bewegtbild oder seinen Arbeiten für Theater und Oper. Der 88-jährige Hockney lässt mit seiner technischen Neugier, seiner Erfahrung, seiner Energie, seinem Schaffensdrang und seinem künstlerischen Können die Generation der sogenannten Digital Natives ziemlich alt aussehen.

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Und es gibt noch viel, viel mehr zu sehen. Eines noch: Zwei Wände, zugepflastert mit kleinen Reproduktionen von Kunstwerken aller Zeiten und aller Länder, zeigen seine Inspirationsquellen, um die er jedoch kein Aufhebens macht. Es ist eine Show der Superlative, ein Riesenevent, in einer völlig überkandidelten Architektur, und es macht großen Spaß, denn es ist gleichzeitig und mit einem Augenzwinkern „a play within a play within a play“ (Hockney). Und – nicht zu vergessen: „Less is known than people think“.

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