MOCAA: Ex-Puma-Chef Zeitz muss sich Kritik anhören wegen Namensgebung für Museum

Kunst und Natur befruchten sich gegenseitig.
Kapstadt. Nachdem die Wasserknappheit in Kapstadt nicht mehr Topthema Nummer eins ist, kann wieder über Kunst gesprochen werden. Zuallererst über das MOCAA, das Museum of Contemporary African Art, das erste Museum überhaupt, das sich ausschließlich der afrikanischen Gegenwartskunst widmet. Mit viel Pomp im Voraus gerühmt, verfehlten die Fotos vom spektakulären Gebäude, einem ehemaligen Getreidesilo, ihre Werbewirksamkeit nicht.
Äußerst zahlreich strömen die Besucher (60 Prozent Touristen, 40 Prozent Einheimische, nur zehn Prozent Schwarze) dorthin. Die meisten Kunstfreunde sind begeistert, wenn auch irritiert von der geballten Ladung afrikanischer Kunst, denn die Arbeiten etwa von Kudzanai Chiurai, Zanele Muholi oder Nandipha Mntambo bedeuten häufig ästhetisches Neuland. Als kompakter Einstieg ins Universum der afrikanischen Kunst leistet das MOCAA also gute Aufklärungs- und Bildungsarbeit zugleich.
Doch es gibt auch Kritik. Sie entzündet sich hauptsächlich am Namensgeber, dem ehemaligen Puma-Vorstandschef Jochen Zeitz – der offizielle Titel des Museums lautet „Zeitz MOCAA“. Kritik deshalb, weil Zeitz seine Kunstsammlung nicht wie anfangs versprochen geschenkt hat, sondern nur als langfristige Leihgabe zur Verfügung stellt.
Überdies stellte sich jetzt heraus, dass diese im Vorfeld als „gigantisch“ gepriesene Sammlung für das Museum mit seinen 10.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche zu klein ist. Im Prinzip ist das nicht tragisch; die Sammlung soll ja noch wachsen, so Direktor Mark Coetzee. Dass die Erstpräsentation mit Leihgaben von anderen Privatsammlern, Künstlern und Galerien ergänzt wird, ist zunächst normal. Wenn manche Galerie jedoch einen großen Auftritt für ihre Künstler erhält, wird es bedenklich.
Schwerwiegender für die Zukunft des Museums ist freilich der Unmut, der bei Sponsoren und privaten Spendern rumort, die sich bis dato äußerst spendabel zeigten. Auch sie stoßen sich am Namen Zeitz im Titel des Hauses und fragen zunehmend, wieso sie Zeitz unterstützen sollen, zumal nicht bekannt ist, wie viel der Sammler zum Unterhalt des Museums beiträgt. Bisher wird die Mehrzahl der Mitarbeiter von Unternehmen und privaten Spendern bezahlt, wobei unklar ist, für wie lange oder gar nur projektweise.
Kritik gibt es auch an der Architektur. So spektakulär das Äußere und der Eingangsbereich sind, so brav wirken die 60 Galerien oder Säle, die in ihrer Abfolge über vier Etagen einen eher monotonen Parcours ergeben. Vorbildlich ist hingegen das breit gefächerte pädagogische Programm.

Louis Norval und seine Museumsdirektorin Elana Brundyn.
Das MOCAA organisiert regelmäßig Besuche für Schulklassen aus der gesamten Provinz Western Cape. Bis zu 200 Schüler tummeln sich täglich im Haus; für die benachteiligten Schulen in den Townships finanziert das Museum Transport und Mittagessen.
Ein weiteres Privatmuseum, die „Norval Art Foundation“, dürfte eine starke Konkurrenz oder auch eine willkommene Ergänzung zum MOCAA bilden. Initiator ist der südafrikanische Immobilienmogul Louis Norval, der für seine Sammlung afrikanischer Kunst auch ein eigenes Museum wollte und diesen Wunsch mit großem Elan und viel Geld in die Tat umsetzte.
Er erwarb ein riesiges Gelände in Steenberg, einem Vorort von Kapstadt, in direkter Nachbarschaft zu Weinbergen und Kapstadts feinstem Golfklub. Der Bau ist mit klaren, kubischen Formen und viel Glas von dezenter Eleganz. Ein attraktiver Wechsel von riesigen, hohen Sälen und intimeren Räumen schafft eine spannenden Abfolge.
Die Sammlung, die Norval in 20 Jahren zusammengetragen hat, kann als Kontrapunkt zur Sammlung von Zeitz bezeichnet werden. Während Letzterer ausschließlich Kunst erwarb, die nach 2000 entstand, berücksichtigt die Norval-Sammlung in erster Linie das gesamte 20. Jahrhundert afrikanischer Kunst, mit Stars wie Irma Stern, Jacobus Hendrik Pierneef oder Maggie Laubser.

Hier hat die jüngere Kunstgeschichte Afrika ein Zuhause gefunden.
Außerdem betreut die Foundation die Nachlässe von Alexis Preller, Eduardo Villa und Gerard Sekoto, der als Pionier der afrikanischen Moderne gilt. Offiziell heißt diese Kunst in Südafrika „Apartheidkunst“. Sie entstand während des Apartheidregimes, wurde wie das ganze Land vom Ausland boykottiert und konnte nie im Ausland gezeigt werden. Für Südafrikaner sind diese Künstler prominente Vertreter ihres Kulturerbes.
In Qualität und Größe ist die Sammlung mit der berühmten Rupert-Sammlung in Stellenbosch vergleichbar. Seit zehn Jahren sammelt Norval auch zeitgenössische afrikanische Kunst, die Künstlerliste überschneidet sich teilweise mit der des MOCAA.
Insgesamt hat der Neuling wie das MOCAA rund 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, auf der die Direktorin Elana Brundyn zwei große Ausstellungen und vier kleine pro Jahr zeigen will. Zur Erweiterung des Konzepts will Brundyn neue Formen der Kooperation mit anderen Privatsammlern erproben. Junge Kuratoren sollen gemeinsam mit diesen meist älteren Sammlern aus deren Kollektionen rund 20 Arbeiten für ein Sammlungsporträt auswählen.
Im Museum gibt es ferner ein Luxusappartement, in das etablierte, auch nicht-afrikanische internationale Künstler für circa drei Monate einziehen, um mit jungen Kapstädter Künstlern zu arbeiten. Das Museum also auch als Workshop.
In Kapstadts Kunstszene vermehren sich mithin ungebremst ehrgeizige Privatinitiativen. Mit dem von der Philanthropin Wendy Fischer finanzierten Kunstinstitut A4, das 2017 eröffnet wurde und sich als Labor für innovative Kunstaktivitäten versteht, und der privaten Kunsthalle „Maitland Institute“ von Tammi Glick ist Kapstadt endgültig zum wichtigsten künstlerischen Hotspot von Südafrika geworden.





