Oprah Winfrey verkauft Klimt-Bildnis: Satte Rendite mit Kunst

Gustav Klimts „Adele Bloch-Bauer II“ wurde von Oprah Winfrey für 88 Millionen Dollar gekauft und für 150 Millionen wieder verkauft.
Wien. Oprah Winfreys Hang zum Sammeln wurde der breiteren amerikanischen Öffentlichkeit spätestens über ihre „House Sales“ 2013 (Kaminski Auctions) und 2015 (Leslie Hindmann Auctioneers) bekannt. Damals ließ sie Teile des Inventars ihrer Immobilien in Chicago, Maui, Indiana und Santa Barbara in Bausch und Bogen versteigern.
An den Kategorien des Kunstmarkts orientiert, handelte es sich dabei um Varia beziehungsweise Hausrat besserer Güte, den die US-Talklegende und Selfmademilliardärin einst auf Antiquitätenmärkten oder auf Streifzügen durch den Kunsthandel, teils auch in Europa, erworben hatte. Die eingespielten 600.000 beziehungsweise 800.000 Dollar, überschaubare Gesamteinnahmen, waren dabei jeweils ihrem Herzensprojekt zugutegekommen: der 2007 eröffneten Führungsakademie für Mädchen in einer Kleinstadt südlich von Johannesburg.
Dass Oprah aber auch veritable Kunstkaliber ihr Eigen nennt, war ein über Jahre vergleichsweise gut gehütetes Geheimnis. Vergangene Woche wurde via Bloomberg bekannt, dass sie im Sommer vergangenen Jahres Gustav Klimts Bildnis „Adele Bloch-Bauer II“ für stattliche 150 Millionen Dollar an einen chinesischen Sammler verkaufte. Der lukrative Deal soll dem Vernehmen nach von Kunsthändler Larry „Go-Go“ Gagosian eingefädelt worden sein und bescherte der 63-Jährigen jedenfalls eine satte Rendite von knapp 70 Prozent.

Geschäftstüchtig auch mit Kunst
Denn 2006 hatte sie das 1912 entstandene Bildnis der Ehefrau eines jüdischen Zuckerindustriellen für „nur“ rund 88 Millionen Euro ersteigert. Bis heute markiert dieser Wert den höchsten, der je bei einer Versteigerung weltweit für ein Werk des österreichischen Künstlers bewilligt wurde.
Filmreife Restitution
Der damaligen Auktion war eine 2015 unter dem Titel „Die Frau in Gold“ verfilmte Geschichte vorausgegangen. Darin geht es um den jahrelangen Kampf, den Bloch-Bauer-Nichte Maria Altmann (Helen Mirren) und ihr Anwalt Randol Schoenberg (Ryan Reynolds) mit österreichischen Behörden um fünf während der Zeit des NS-Regimes entzogene Klimt-Gemälde führte. 2006 wurden sie schließlich restituiert und kamen in einem strategisch perfekt inszenierten Modus Operandi auf den Markt.
Allen voran die erste und bis dahin berühmtere Fassung des Bildnisses „Adele Bloch-Bauer I“ aus dem Jahr 1907, auch „Goldene Adele“ genannt, die für kolportierte 135 Millionen Dollar und mit Finanzierungshilfe von Christie’s in den Besitz Ronald Lauders wechselte.
Dass dieser Preis weder bestätigt noch je dementiert wurde, sei erwähnt. Damals war es jedenfalls der bis dahin höchste Wert, der in der Marktgeschichte für ein Kunstwerk berappt worden war. Für nachfolgende Private Sales war dies jedenfalls eine Benchmark, die ein halbes Jahr später von einem 140 Millionen Dollar schweren Kauf von Jackson Pollocks „No. 5“ (1948) übertroffen wurde.
Rückblickend war der 135 Millionen Dollar teure Klimt-Deal auch ein gelungener Marketingcoup, dem ein halbes Jahr später bei Christie’s die von Jussi Pylkännen dirigierte Versteigerung der vier anderen Bloch-Bauer-Bilder in New York folgte: Die Zuschläge für „Birkenwald“ (40,3 Millionen Dollar), „Häuser in Unterach“ (31,4 Millionen Dollar), „Apfelbäume“ (33 Millionen Dollar) und das auch als „bunte Adele“ geläufige Porträt (87,9 Millionen Dollar) summierten sich deutlich über den Erwartungen auf knapp 193 Millionen Dollar.
Wohl auch zur Freude „Randy“ Schoenbergs: Laut der „Princeton Alumni Weekly“, die ihrem Absolventen 2015 eine Covergeschichte widmete, belief sich sein Erfolgshonorar auf 40 Prozent des Verkaufserlöses. Teile davon stiftete der Enkel des österreichischen Komponisten Arnold Schönberg für den Neubau des Los Angeles Holocaust-Museums.

Für den Maler Anton Faistauer ein „persischer Gartenteppich“ von „luftig lustiger Fröhlichkeit“.
Dem Markt hatte die Causa Bloch-Bauer jedenfalls eine veritable Zäsur in der Preisentwicklung für Werke Gustav Klimts beschert. Zum Vergleich: Als Christie’s 1971 sein erstes Klimt-Bild versteigerte, brachte es das ganzfigurige Porträt Hermine Gallias von 1904 auf gerade mal 21.000 Pfund. Über den englischen Handel fand es dann fünf Jahre später für einen unbekannten Betrag in der National Gallery (London) eine endgültige Heimat.
Über die Jahre betrachtet, waren Klimts Landschaftsbilder die Meilensteine seiner Marktperformance. Anders als die von Industriellen und dem jüdischen Bürgertum beauftragten Porträts hatte sie der Künstler zu seinem Vergnügen und für den freien Markt geschaffen. Im Laufe seiner Karriere entstanden insgesamt 50 solcher Naturmotive, von denen 46 auch die beiden Weltkriege überdauerten. 19 befinden sich derzeit in musealen Sammlungen im In- und Ausland, der Rest – inklusive der seit 1998 an die Erben einstiger jüdischer Eigentümer restituierten und anschließend verkauften – befindet sich in Privatbesitz.
Wiewohl ihr dekorativer Charakter unbestritten bleibt, vermochte Gustav Klimt in diesen Sujets die Sinnesempfindungen eines Sommertags zu verdichten, die bis heute begeistern: sowohl Museumsbesucher, aber auch jene kunstaffine Klientel, die sich einen Erwerb leisten kann und will. Superreiche, für die die wiedererkennbaren Topwerke des Jugendstilkünstlers vor allem schwer zu erlangende Trophäen und Ausweis ihrer finanziellen Potenz sind.
Bewundert von Malerkollegen
Die nächste Chance bietet sich am 1. März bei Sotheby’s in London anlässlich des Evening Sales der Sparte Impressionist & Modern Art, wo der „Bauerngarten“ versteigert wird. Ein „Consignment“, das quasi in letzter Minute unterzeichnet wurde. Ob der zeitnah bekannt gewordene 150-Millionen-Dollar-Deal von Oprah Winfrey bei der Entscheidung des Verkäufers eine Rolle spielte, ist unbekannt, wäre allerdings kein Wunder.
Das Bild im charakteristisch quadratischen Format datiert aus dem Jahr 1907 und hatte sowohl die zeitgenössische Kritik als auch Kollegen begeistert. Für die Journalistin und Künstlerfreundin Berta Zuckerkandl repräsentierte das Bild „den Segen der Natur in bunter Verschwendung“. Der Malerkollege Anton Faistauer verwies hingegen auf den Reiz „luftig lustiger Fröhlichkeit“ dieser einem „persischen Gartenteppich“ gleichenden Komposition.
Das Gemälde war einst im Bestand der Národní Galerie Prag, die es 1968 im Tauschweg abgab. Zwischendurch wanderte es in den Bestand der 1986 von Gustav Rau gegründeten Fondation Rau pour le Tiers Monde (Zollikon, CH), bis es 1994 bei Christie’s in London zur Versteigerung gelangte. Dort erwarb es der jetzige Besitzer für umgerechnet 5,8 Millionen Dollar. Einen aktuellen Schätzwert bezifferte Sotheby’s nicht. Dem Vernehmen nach sollen sich die Erwartungen jedoch im Bereich von 45 Millionen Dollar beziehungsweise rund 42 Millionen Euro bewegen.
Damit dürfte ein Zuschlagsrekord in der Kategorie Landschaftsbilder programmiert sein. Derzeit liegt dieser bei 40,3 Millionen Dollar (31,6 Millionen Euro), die Christie’s für den an die Erben nach Bloch-Bauer restituierten „Birkenwald“ erzielte.
Millionenverdienst in einem Tag.


Den höchsten je in der Geschichte des Kunstmarkts für ein Klimt-Werk erzielten Preis hält übrigens nicht Oprahs einstige Trophäe, sondern das Gemälde „Wasserschlangen II“ (1904/07). Es war einst in der 1938 arisierten Sammlung von Jenny Steiner beheimatet und gelangte 1940 über den Kunsthändler Robert Herzig in den Besitz des NS-Propagandaregisseurs Gustav Ucicky. Im Sommer 2013 einigte sich seine Witwe mit den Erben nach Steiner auf einen von Sotheby’s vermittelten Private Sale und eine anschließende Teilung des Erlöses von 112 Millionen Dollar. Inklusive Prämie des Auktionshauses dürften rund 120 Millionen Dollar bezahlt worden sein.
Die neue Heimat der attraktiven Wasserschlangen wähnten viele in Doha und irrten damit gewaltig. Anfang 2016 erschien im US-Magazin „The New Yorker“ ein ausführlicher Artikel zur sogenannten Bouvier-Affäre. Demnach war Yves Bouvier der Käufer, jedoch sollte er das Bild physisch nie besitzen. Denn dem Bericht zufolge verkaufte der Schweizer Geschäftsmann es exakt einen Tag, nachdem die Rechtsanwälte den Vergleich in Wien finalisiert hatten für stolze 183 Millionen Dollar an Dmitri Rybolowlew. Innerhalb von 24 Stunden verdiente Bouvier demnach etwa 60 Millionen Dollar. Nur eine von vielen solcher Geschäftspraktiken, die seit 2015 Gerichte in Europa, Asien und auch New York beschäftigen.
Über den jüngsten Bloomberg-Artikel wurde jetzt bekannt, dass der russische Milliardär das Gemälde nicht mehr besitzt. Laut seinem Kunstberater Sandy Heller, habe er die „Wasserschlangen II“ im November 2015 an einen asiatischen Sammler verkauft: für 170 Millionen Dollar. Damit ist Rybolowlew ein Eintrag in die Chronik des Klimt-Marktes gewiss, da er als Erster einen stolzen Verlust von 13 Millionen Dollar hinnehmen musste.





