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Tefaf Wie sich Reiche und Neureiche auf der Kunstmesse kleiden

Die Besucher der Tefaf in Maastricht sind Kenner vor allem der Alten Kunst. Sie putzen sich weniger heraus als die oft neureichen Besucher der Art Basel. Ein Vergleich der Moden.
05.03.2020 - 18:06 Uhr Kommentieren
In Holland legen Kunstfreunde weniger Wert auf Äußerlichkeiten. Quelle: Tefaf; H. Green
Dresscode auf der Tefaf

In Holland legen Kunstfreunde weniger Wert auf Äußerlichkeiten.

(Foto: Tefaf; H. Green)

Düsseldorf Altes Geld und neuer Reichtum unterscheiden sich auf den führenden Kunstmessen erkennbar im Dresscode. Während Neureiche sich gern mit teuren Uhren am Arm in exquisites Tuch hüllen und auf rahmengenähten Schuhen stehen oder in mörderisch hohen Pumps von Christian Louboutin stöckeln, setzen diejenigen auf Understatement, die Geld schon lange haben und auch teilen.

„The European Fine Art Fair“, kurz die „Tefaf“ in Maastricht ist die weltbeste Messe für Alte Meister, Kunst auf Papier, Asiatika und Antike. Auf der ab Freitag geöffneten Kunst- und Antiquitätenmesse im südholländischen Dreiländereck sind die meisten Besucher gutbürgerlich und eher unauffällig gekleidet.

In Maastricht überwiegen Blazer und gediegenes Kostüm, sündhaft teure Laufstegkreationen sucht man hier vergebens. Wer durch die schmucken Hallen mit den vielen Gängen läuft, bemerkt sogar ältere Herren in Shetlandpulli und Cordhosen. Letztere sind aber niemals so abgewetzt und ausgebeult wie weiland bei deutschen Gymnasiallehrern. Diese Herren mit dem wissenden Blick und die Damen im oft getragenen Tailleur sollte man aber nicht unterschätzen.

Denn so mancher der schlicht und praktisch Gekleideten ist ein Sammler in Spendierhosen. Er oder sie kennt selbstverständlich den Wert verschiedener Druckzustände bei einer raren Graphik aus dem 17. Jahrhundert, weiß, welches die nur selten auf Porzellan gemalten Motive in der frühen Manufakturproduktion von Meissen sind. Er oder sie versteht es in Altmeistergemälden, Heiligengeschichten zu erkennen.

Es ist üblich, dass Sammlerinnen und Sammler von Alten Meistern oder Graphik, von Porzellan, Silber oder Möbeln ihren Blick in einem Museum schulen. Sie werden Mitglied im Förderverein der Freunde dieses Museums. Mit jenem reisen sie in einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter samt Direktor oder Kustos nach Maastricht. Sie legen Geld zusammen, damit ihr Museum auf der Tefaf ein Werk von hoher Qualität ankaufen kann, das noch fehlt. Im Gegenzug beurteilt der Museumskurator auch das Werk in Fragen der Echtheit und Qualität, das der Privatmann dort für seine Sammlung zu kaufen gedenkt.

Die meisten Besucher sind gutbürgerlich und eher unauffällig gekleidet. Der Mann steht vor dem Gemälde
Auf der Kunstmesse Tefaf

Die meisten Besucher sind gutbürgerlich und eher unauffällig gekleidet. Der Mann steht vor dem Gemälde "Three dancers in yellow skirts" von Edgar Degas auf dem Stand der Galerie Hammer.

(Foto: dpa)

Die Cordhosenfraktion spendet lieber Geld für „ihr“ Museum, als dass sie sich einen neuen Anzug bei Brioni oder ein Kleid bei Prada kaufen würde. Mehr Sein als Schein. In Holland sind gebildete Kunstfreunde sowieso lässig entspannt und weniger auf Äußerlichkeiten aus als das Publikum in Basel. Auch die weit angereisten amerikanischen Gäste fallen primär durch große Sachkenntnis und allenfalls durch praktische Kleidung auf. Wer wirklich wohlhabend ist, möchte hier lieber nicht auffallen, fühlt sich sicherer, wenn ihn nicht gleich jeder erkennt. Es sei denn er heißt Jay-Z oder Beyoncé.

Die großen Stars und Sternchen suchen gelegentlich die Nähe von angesagten Malerstars. Dann schauen sie im Juni kurz auf der Art Basel vorbei. Aber auch ohne die Superreichen aus dem Musik- und Filmbusiness erlebt die Art Basel an den drei Previewtagen ein Schaulaufen, bei dem es nicht nur um die Kunst geht, sondern auch ums Sehen und Gesehen-Werden ihrer Besucher.

Markenkleidung für das Selbstbewusstsein

Wo überproportional viele Neureiche hinkommen, prägt teuerste Markenkleidung das Bild der Messebesucher. Wer noch kein Selbstbewusstsein in Sachen Kunst hat, holt sich sein Standing mit Kleidung von Gucci, Gucci oder Prada. Da wird der Gang durch die prall mit Kunst angefüllten Kojen zu einem Wettbewerb an Schönheit, gutem Aussehen, Geld und Markenbewusstsein.

Wer die Kunstszene länger beobachtet, weiß: Auf zwölf cm hohen Stiletto-Absätzen kann sich keine Sammlerin einen Überblick über die weitläufige Art Basel verschaffen, neue Kunst im Detail studieren und dann den Preis verhandeln. Die Schöne, die Louboutins rot besohlte Pumps wählt, muss es aber auch nur von der Eingangshalle der Art Basel bis zum schnell zu erreichenden Stand der Großgalerie Gagosian schaffen. Dort treffen sich all die „beautiful people“ scharenweise. Und nach dem Blitzkauf trippelt die Muse des Sammlers nur noch zum Restaurant, wo ihre Clique die Trophäe Kunst ausgiebig zu feiern versteht. Lebensfreude äußert sich eben unterschiedlich.

Die „The European Fine Art Fair: Tefaf“ läuft vom 7. bis 15. März 2020 in Maastricht im MECC, die „Art Basel“ in Basel vom 18. bis 21. Juni 2020 auf dem Messegelände.

Mehr: Tefaf Maastricht: Lesen Sie hier, wie die Königin der Kunstmessen den Geschmackswandel bedient

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