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Helga Rabl-Stadler„Festspiele erzielen nie einen Gewinn“ – Präsidentin der Salzburger Festspiele hofft auf Geldgeber

Helga Rabl-Stadler sieht Salzburg als Friedensprojekt – und hofft auf weitere Unterstützer bis zum 100. Geburtstag.Hans-Peter Siebenhaar 30.08.2018 - 16:57 Uhr Artikel anhören

„Die Festspiele erzielen nie einen Gewinn“, sagt die Festspielpräsidentin. Für dringend notwenige Sanierungen werden nun Mäzene gesucht.

Foto: picture alliance / BARBARA GINDL

Salzburg. Die Freude im Gesicht von Helga Rabl-Stadler im fünften Stock des Festspielgebäudes im Herzen der Mozartstadt ist nicht gespielt. Denn die langjährige Präsidentin der Salzburger Festspiele ist über ein Rekordjahr glücklich. Die Öffnung des Festivals in Richtung Moderne hat sich für die 70-jährige Managerin ausgezahlt. Die frühere Politikerin, Unternehmerin und Journalistin, deren Vertrag zum 100. Geburtstag der Salzburger Festspiele ausläuft, kämpft aber auch mit Problemen wie dem stark sanierungsbedürftigen Festspielhaus.

Frau Präsidentin, die Salzburger Festspiele sind zu Ende. Wie fällt die wirtschaftliche Bilanz in diesem Jahr aus?
Wir verzeichneten bei der Auslastung von 97 Prozent im vergangenen Jahr bereits einen Rekord. Mit Kartenerlösen von 30,3 Millionen brutto konnten wir in diesem Sommer das Ergebnis des Vorjahres noch um 400.000 Euro übertreffen. Wir haben 2018 unglaubliche 261.000 Karten verkauft.

Die Salzburger Festspiele stehen ähnlich wie ihre Konkurrenz in Bayreuth im Ruf, dass für Normalsterbliche Karten nur schwer zu haben sind. Wie hat es in dieser Saison ausgesehen?
85 Prozent unserer Karten verkaufen wir jeweils bis März. Das gibt uns eine riesige Planungssicherheit. Doch zehn Prozent unserer Karten verkaufen wir während der Festspiele. Das ist eine sehr wichtige Zeit für uns. Es gibt immer noch Karten im letzten Moment. Wer aber Geld sparen will, sollte frühzeitig sein Ticket bestellen. Denn die billigen Karten sind immer am schnellsten weg.

Erzielen die Salzburger Festspiele in diesem Jahr einen Gewinn?
Die Festspiele erzielen nie einen Gewinn. Denn eine szenische Produktion, selbst wenn alle Karten verkauft sind, ist schlichtweg zu teuer, um sie über Karten finanzieren zu können. Darum brauchen wir Sponsoren, Mäzene und die öffentliche Hand. Durch unser strenges Kostenmanagement erwarten wir aber, dass uns am Ende Geld übrig bleibt.

Was werden Sie damit anfangen?
Wir werden die Finanzmittel sofort in die Generalsanierung des Großen Festspielhauses in Salzburg stecken.

Der Zustand des Gebäudes ist sichtbar ein schlechter. Im August ist bei einem starken Gewitter sogar Wasser in das Festspielhaus eingedrungen. Wie schnell wird die Sanierung über die Bühne gehen?
Wir haben bereits 2012 mit der Sanierung des Großen Festspielhauses begonnen. Damals haben wir uns auf den Brandschutz konzentriert. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass wir eine Generalsanierung brauchen. Das Dach hat den extremen Wettverhältnissen nicht mehr standgehalten. So etwas haben wir bislang noch nicht erlebt.

Wie sieht denn Ihr Plan aus?
Ein Malheur wie heuer darf es nicht mehr geben. Bis Herbst erstellen wir einen Masterplan. Zuerst machen wir natürlich das Wichtigste. Dazu gehört das Dach.

2020 feiern die Salzburger Festspiele ihren 100. Geburtstag. Wird dann das Festspielhaus in neuer Pracht erstrahlen?
Wir werden bis zum Jubiläumsjahr 2020 nicht fertig werden.

Liegt es am Geld? Wie viele Millionen brauchen Sie denn?
Die genauen Kosten wollen wir erst nach Vorliegen des Masterplans nennen. Wir mussten bereits mehrfach die Kosten nach oben korrigieren. Das ist immer schlecht gegenüber einem Aufsichtsrat.

Reden wir über einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag für die Sanierung?
Es ist sicher ein zweistelliger Millionen-Euro-Betrag.

Sie gestalten seit fast einem Vierteljahrhundert als Präsidentin die Salzburger Festspiele. Was darf denn das Publikum im Jubiläumsjahr erwarten, das zugleich auch Ihr letztes an der Spitze des Festivals sein wird?
Im Jubiläumsjahr soll der Gründungsauftrag der Salzburger Festspiele als erstes Friedensprojekt nach dem Ersten Weltkrieg sehr deutlich werden. Die Festspiele wollen ein permanentes Friedensprojekt sein. Deshalb ist es uns wichtig, politisch engagierte Dirigenten wie Daniel Barenboim zu Gast zu haben. https://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-kunstmarkt/festival-sommer-diese-festspiele-muessen-sie-gesehen-haben/22713780.html

Sollen die Salzburger Festspiele in Zukunft also viel politischer werden?
Wir sind uns alle im Haus einig: Die Salzburger Festspiele werden politischer, beispielsweise durch die Auswahl der Werke und der Regisseure. Wir haben eine politische Mission. Doch um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Für platte Parteipolitik wird auch weiterhin kein Platz sein. Die Festspiele sind politisch, nie tagespolitisch. Das macht auch keinen Sinn bei einem Festival mit Gästen aus über 80 Ländern aus allen Erdteilen.

Einen Donald Trump werden wir in Salzburg nicht auf der Bühne sehen?
Davon können Sie ausgehen. Das wäre mir zu platt und nicht originell. Wir wollen die großen Fragen unserer Zeit stellen. Wie gehen wir mit dem Fremden um? Wie gehe ich mit dem Hass um? Was heißt verzeihen?

Wird Ihr Publikum die neue Richtung akzeptieren?
Das bisweilen beschimpfte Salzburger Publikum, der angebliche Treffpunkt der Reichen und der Schönen, geht bereits diesen Weg mit uns. Ich beobachte, wie unsere Gäste beispielsweise über die Oper „Salomé“ diskutieren. So soll es sein. Es ist gefährlich, dass unser derzeitiges Meinungsklima auf Konfrontation statt auf Diskussion ausgerichtet ist. Wir wollen keine Wutbürger, sondern an Diskussion interessierte Demokraten. Dafür arbeiten wir in Salzburg.

Klaus-Michael Kühne

„Ich will gestalten und Dinge zu Ende bringen, nicht auf halbem Weg stecken bleiben“

Dann brauchen Sie auch eine Verjüngung Ihres Publikums?
Ich habe den Eindruck, dass wir Alten – ich selbst habe gerade meinen 70. Geburtstag gefeiert – oft viel mehr bereit sind zu unkonventionellen Fragestellungen und zu neuen Erfahrungen als die jüngere Generation. Die „Aida“ haben wir alle schon in zehn Inszenierungen gesehen, die Oper „Bassariden“ von Hans Werner Henze, die 1966 in Salzburg uraufgeführt wurde, kennen die meisten noch nicht. Wir brauchen und haben ein neugieriges Publikum, egal ob alt oder jung. Sonst wäre unser Programm gar nicht möglich.

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Sie haben gerade den deutschen Logistik-Unternehmer und Milliardär Kühne als Mäzen für die Festspiele gewonnen. Im Gegensatz zu Audi oder Rolex will er nichts verkaufen, sondern ist uneigennütziger Förderer der Kunst. Ist er der neue Typus von Geldgeber, den Salzburg künftig braucht?
Für die Festspiele sind Sponsoren wie Nestlé, Siemens, Audi, Rolex, Roche oder Bank of America wichtig. Sie sehen ihre Förderung als Unternehmensauftrag. Ich glaube aber sehr an den wohlhabenden Stifter. Wir brauchen künftig noch mehr Mäzene, die ihr Geld in Kunst investieren. 2020 hoffe ich, neue Mäzene zu gewinnen, die die Festspiele finanziell ins nächste Jahrhundert begleiten.

Sind Sie schon mit Mäzenen in Gesprächen?
Ich bin mit einer Reihe von Mäzenen im Gespräch. Es sieht sehr gut aus. Ich bin ziemlich optimistisch, im nächsten Jahr eine frohe Kunde verbreiten zu können.

Frau Präsidentin, danke für das Gespräch.

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