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Kunst- und AntiquitätenwochenEine Frage der Qualität

Die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen eröffnen ihre 30. Ausgabe in optimistischer Stimmung: Der trüben Weltlage trotzt ein reiches Angebot erlesener Kostbarkeiten.Regine Müller 24.07.2025 - 16:32 Uhr Artikel anhören
Der legendäre Gewölbekeller des Kunsthandels Senger bietet ein perfektes Umfeld für die gotischen Skulpturen, die nach wie vor den Schwerpunkt des Geschäfts ausmachen. Foto: Kunsthandel Senger

Bamberg. Wer auf Messen Kunst kaufen will, braucht Kondition. Das Angebot ist erschlagend, die Wege sind weit und die Messekojen oft von ernüchternder Stimmungslosigkeit. Gegen diese Erschwernisse behaupten sich die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen mit unschlagbaren Alleinstellungsmerkmalen: Statt durch kühle Messearchitektur flanieren Interessierte durch die malerische Bamberger Altstadt zu Füßen des Dombergs. Die Händler sitzen dicht an dicht in grandiosen historischen Gemäuern, die an sich schon museal sind. Und die Objekte wirken in solchem Ambiente natürlich überwältigend authentisch. Mit anderen Worten: Bamberg ist hocheffizient, wer sich für Alte Kunst interessiert, findet hier höchste Qualität auf kurzen Wegen. Abgesehen davon, dass das Kopfsteinpflaster für Rollkoffer eine echte Herausforderung ist.

Konzentriertes Angebot für das Festspielpublikum

Gemeinsam mit dem Porzellanspezialisten Istvan Csonth initiierten Walter Senger, Christian Eduard Franke-Landwers und Matthias Wenzel vor dreißig Jahren die ersten Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen. Der Grundimpuls war, parallel zu den im benachbarten Bayreuth stattfindenden Wagner-Festspielen ein konzentriertes Angebot zu präsentieren, das die internationalen Gäste der Festspiele anziehen sollte. Die spielen bis heute eine wichtige Rolle für die Bamberger Händler, die aber übereinstimmend berichten, dass die Kunst- und Antiquitätenwochen sich auch emanzipiert haben von den Festspielen. Für viele Interessenten aus den USA und Asien seien sie inzwischen eine fest etablierte Zwischenstation auf einer Europareise, auch auf dem Weg nach Salzburg oder Verona.

Der Heilige Lukas wurde zwischen 1410 und 1420 aus Sandstein vom Mittelrhein gefertigt. Er ist bei Senger bereits reserviert. Foto: Kunsthandel Senger

Schon am Nachmittag vor der Eröffnung ist viel los bei den Kunsthändlern, es ist gar nicht leicht, sie zum Angebot zu befragen, denn sie befinden sich in Verkaufsgesprächen. „Es ist, als ob der Schalter auf ‚on‘ umgelegt wird“, bestätigt Thomas Herzog, der Schwiegersohn von Walter Senger, der eine der drei Dependancen des Kunsthandels betreibt, den Eindruck des lebhaften Kundenverkehrs. In seinem Laden setzt Herzog auf den Kontrast von Alter Kunst mit Klassischer Moderne und zeitgenössischen Objekten. Das bringe eine jüngere Klientel ins Geschäft, berichtet er. Zu den Highlights seines Angebots zählt ein kleines Bild eines vor sich hinträumenden Knaben aus der Cranach-Werkstatt, ein Ausschnitt aus einem größeren Gemälde, Kostenpunkt: 32.000 Euro. Bereits reserviert ist ein „Heiliger Lukas“ von etwa 1410 bis 1420 aus Sandstein vom Mittelrhein.

Aus Zirbenholz ist eine Dreiergruppe, ein „Engelschor mit Spruchband“, gefertigt um 1500 in Tirol, mit Fragmenten einer dreifachen „Sanktus“-Inschrift und Notenzeichen. Das hingebungsvoll singende Trio kostet 34.000 Euro und stammt aus einer süddeutschen Sammlung. Walter Sengers Tochter Simone Kundmüller hütet im Stammhaus schräg gegenüber den legendären Gewölbekeller, der ein perfektes Umfeld bietet für die gotischen Skulpturen, die nach wie vor den Schwerpunkt des Geschäfts ausmachen: „70 Prozent unseres Umsatzes macht die mittelalterliche Skulptur“ berichtet Kundmüller. Im Angebot befinden sich auch antike Möbel, ein Marktsegment, das derzeit bekanntlich etwas schwächelt. „Biedermeier ist schwieriger momentan, aber wenn man die Preise anpasst, läuft auch das“, so Kundmüller.

Der höfische Salontisch des Pariser Ebenisten Nicolas Petit von etwa 1765 gehört zu den Spitzenstücken bei Franke. Kostenpunkt: 52.400 Euro. Foto: Kunsthandel Franke

Für ihren Kollegen Christian Eduard Landwers vom Kunsthandel Franke (der als Privatmann das „Franke“ aus dem Doppelnamen gestrichen hat), bildet eine exquisite Auswahl an Möbeln dagegen den Schwerpunkt seines Angebots: „Wir bieten einen Spagat von französischen Möbeln bis zu Spitzenstücken deutscher Möbelkunst, hier gibt es sicher die größte Auswahl an Roentgen-Möbeln. Meine Erfahrung ist: Es ist eine Frage der Qualität. Zumal heute einzelne Möbel nicht mehr als Einrichtung verstanden werden, sondern als skulpturale Objekte in einer Architektur. Die kann historisch, aber auch ganz modern sein“, so Landwers. Eines seiner Spitzenstücke: ein höfischer Salontisch des Pariser Ebenisten Nicolas Petit von etwa 1765, ein zierliches, delikates Möbel auf zart geschwungenen Beinen mit raffinierten Schubladen und einer winzigen Schreibfläche. Ein betörend elegantes Stück, Kostenpunkt: 52.400 Euro. Ein Kuriosum von Fabergé ist die kaum drei Zentimeter hohe Purpurin-Katze aus St. Petersburg von 1900. Purpurin wird aus Glas mit geschmolzenem Gold hergestellt, eine Renaissance-Technik, die Fabergé wiederbelebte. Das in kräftigem, opakem Rot leuchtende Tier mit grün schillernden Augen schlägt mit stolzen 156.000 Euro zu Buche.

„Erfolg stellt sich nur ein, wenn die Auswahl interessant ist und der Kunde sich auf sicherem Terrain bewegt“, so Landwers, der jedes Jahr einen Katalog produziert und in alle Welt verschickt. Immer wichtiger würden die Angaben zur Provenienz der Objekte, bestätigt auch Helga Turnwald vom Auktionshaus Schlosser. Im Angebot der Auktion vom 25./26. Juli ist ein siebenteiliges Silber-Service aus Paris von Odiot, das für 15.000 Euro aufgerufen wird. Außerdem ein neoklassizistischer Leuchter nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel von 1835, der mit 32.000 Euro startet, sowie das Gemälde „Christus vor Pilatus“ von Ernst Fuchs, für das ab 50.000 Euro geboten werden kann. „Das Angebot an Ware, die hereinkommt, ist riesig“, weiß Helga Turnwald. Das liege auch daran, dass nachfolgende Generationen sich sparsamer einrichteten.

Matthias Wenzel hat für 39.000 Euro eine Marienfigur im Angebot, die um 1480 in Schwaben entstanden ist. Das Christuskind hält in der rechten Hand einen Distelfinken, der bereits auf die Passion verweist. Foto: Kunsthandel Matthias Wenzel

Bei Matthias Wenzel kommt viel Laufkundschaft herein, manchmal mit kuriosen Anfragen: „Die Leute haben oft wenig Verständnis dafür, was bei uns „alt“ bedeutet, sagt der Händler, „aber die Stimmung ist gut!“ Er hat eine Marienfigur im Angebot, die um 1480 in Schwaben entstanden ist. Das Christuskind ist außergewöhnlich zart, ohne den üblichen Babyspeck. In der rechten Hand hält es einen Distelfinken, der bereits auf die Passion verweist. Die fein gearbeitete Figur bietet er für 39.000 Euro an. Aus Nordfrankreich aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt ein „Heiliger Michael als Bezwinger Satans“ aus Eiche, eine lebensgroße Figur, die am Satan in Gestalt eines schwarzen Fantasie-Ungeheuers haarscharf vorbeiblickt. Zu haben ist das dramatische Paar für etwa 50.000 Euro.

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