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Elon MuskDiese Einsichten aus der Biografie des Tesla-Chefs überraschen

Das Buch von Erfolgsautor Walter Isaacson ist eine wahre Fundgrube: Heraus stechen dabei drei Dinge, die Start-up-Gründer und Konzernlenker verinnerlichen sollten.Thomas Jahn 14.09.2023 - 14:08 Uhr Artikel anhören

Die Biographie über den Tesla-Chef enthält viele spannende Details, die Einblicke in seine Denke und Arbeitsweise geben.

Foto: AP

Wenn um ein Buch schon im Vorhinein so viel Aufsehen gemacht wird wie in diesem Fall, ist die Enttäuschung oft groß, wenn das Werk wirklich da ist. Nicht so bei Walter Isaacsons Biografie über Elon Musk. Am Dienstag ist das mehr als 800 Seiten starke Buch erschienen. Einiges war bereits vorher durchgesickert. Doch so viel ist nach der ersten Lektüre klar: Die Biografie bietet viel mehr – sie ist ein wahrer Schatz. Auf den 832 Seiten finden sich viele lesenswerte Fakten und Anekdoten über das Leben von Elon Musk. Drei hat das Handelsblatt herausgegriffen.

Autor Isaacson trägt einen großen Namen, seine Biografie über Steve Jobs machte ihn weltberühmt. Sein Name verschaffte ihm in den USA einen Zugang, der seinesgleichen sucht. So sprach er nicht nur oft und lange mit Musk, sondern auch mit Freunden, Konkurrenten, Mitarbeitern, Investoren oder Familienmitgliedern. Musk ist sonst ein verschlossener Mensch, auch sein innerer Kreis äußert sich nur ungern über ihn. Isaacson gewährte er Einblicke in seine Gedankenwelt. Daher lohnt sich ein genauer Blick auf das jetzt erschienene Werk.

In insgesamt 95 Kapiteln bringt Isaacson zum einen den Menschen Elon Musk näher, erzählt von seiner Kindheit, aus seinem Privatleben, was unterhaltsam und manchmal schlicht traurig ist. Zum anderen erhält der Leser ein Gefühl dafür, wie Musk zum reichsten Menschen der Welt wurde, wie er denkt und wirkt.

Manches ist schon bekannt, aber Isaacson führt mit großem Fleiß alles zusammen und ergänzt es mit seinen Informationen. Heraus stechen dabei drei Dinge, die sich Start-up-Gründer oder Konzernlenker anschauen und verinnerlichen sollten. Sie erklären, wie Tesla eine für die Branche unfassbar hohe Gewinnmarge erzielt und SpaceX Raketen baut, die um ein Vielfaches preiswerter sind als die der Konkurrenz.

1.      Der Algorithmus der Produktentwicklung

Jeder Ingenieur in Musks Unternehmen kann ihn im Schlaf aufsagen: den „Algorithmus der Produktentwicklung“. Dahinter steckt ein Fünf-Punkte-Plan, mit dem Musk jedes Problem angeht, sei es am Fließband oder beim Programmieren.

Ganz oben steht das Gebot: Vorgaben jeder Art hinterfragen. Für Musk gelten nur die Gesetze der Physik, die die Konstruktion eines Triebwerks oder einer Radaufhängung bestimmen und beschränken können. Jede gesetzliche oder interne Vorschrift wird angezweifelt und auf ihre Logik und Richtigkeit überprüft.

Es ist eine radikale Idee, die viel Selbstvertrauen voraussetzt und noch mehr Arbeit macht. Etwa beim Raketenbau: Dort gibt es Hunderte von Spezifikationen für die Triebwerke oder andere Teile, die von der Nasa oder dem US-Militär vorgegeben werden. Jede einzelne Vorgabe wurde von SpaceX überprüft – und nicht selten ignoriert. Denn es gilt das „First Principle“: Nur die grundlegenden Gesetze der Physik sind zu befolgen, während hinter Vorschriften veraltete Annahmen oder Irrläufe stecken können.

Das nächste Gebot: möglichst viel weglassen, seien es Blechteile oder Fertigungsprozesse. Musk will alles so einfach und schnell wie möglich haben. So arbeitet Tesla hartnäckig daran, die Kabellänge in seinen Fahrzeugen zu reduzieren, um die Produktion zu beschleunigen, Kosten zu sparen und Fehlerquellen zu reduzieren. Es gilt die Regel: Wenn man am Ende nicht wieder zehn Prozent ergänzen muss, hat man nicht genug gestrichen.  

Das ist Voraussetzung für das dritte Gebot: die Produktion optimieren. Das können deutsche Ingenieure bestens, aber Vorsicht: Erst soll laut Musk vorher unbedingt Gebot zwei umgesetzt sein. Seiner Meinung nach werden zu oft Produktionsprozesse verbessert, die später wegfallen. Die letzten beiden Punkte sind die Beschleunigung und die Automatisierung der einzelnen Produktionsabschnitte. Auch hier gilt: Zuerst sind die vorhergehenden Punkte zu beachten.

2.      Ähnlichkeiten zu Steve Jobs

Das Vorgehen und Verhalten von Elon Musk erinnert Autor Isaacson oft an den verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs. Beispielsweise die unrealistischen Vorgaben: Bei SpaceX wollte Musk schon nach wenigen Wochen Prüfstände für Raketentriebwerke einrichten, obwohl diese noch gar nicht gebaut waren.

Musk will damit „irrsinnige Dringlichkeit“ erzeugen, wie er es ausdrückt. Das treibt die Mitarbeiter an, lässt niemanden bequem werden. So wurde die Fabrik in Grünheide in einer für Deutschland unfassbaren Geschwindigkeit und mit einem hohen Risiko gebaut. Der Nachteil kann allerdings sein, dass Musk den Bogen überspannt, nicht selten scheitert und demotiviert.

Das gleiche Verhalten zeigte laut Isaacson auch Jobs; dessen Mitarbeiter sprachen bei dem Apple-Gründer von einem „Realitätsverzerrungsfeld“. Immer wieder machte Jobs unrealistische Vorgaben, wie der Autor erzählt, um zögernden Managern danach in die Augen zu starren und zu sagen: „Du kannst das!“


Walter Isaacson: Elon Musk – Die Biografie. Übersetzung: S. Bieker, G. Fichtl, K. Martl, U. Strerath-Bolz, A. Wagner-Wolff, H. Zeltner-Shane. C. Bertelsmann Verlag München 2023 991 Seiten 32,99 Euro. Foto: Handelsblatt


Eine weitere Parallele ist die Designversessenheit. Musk lässt Designer und Ingenieure Hand in Hand arbeiten, ganz so wie Apple. Dahinter steckt die Einsicht: Design wird durch technische Vorgaben bestimmt und umgekehrt. Bei anderen Herstellern sind Designteams und Produktentwickler getrennt, oft auch räumlich. Für Musk undenkbar, es darf kein Silodenken geben.

So scheiterte Teslas Chefdesigner Henrik Fisker vor vielen Jahren mit seinem Entwurf für das Model S, weil es laut Musk „wie ein Ei“ aussah. Fisker begründete sein Design mit der Batterie, die auf dem Boden des Fahrzeugs viel Platz wegnimmt. Um die Kopffreiheit zu gewährleisten, müsse das Dach gewölbt sein.

Der Rest ist Geschichte: Fisker musste gehen, Franz von Holzhausen kam und entwickelte das Model S. Eng arbeitete er mit den Ingenieuren zusammen, um die Batterien besser zu verteilen und Platz zu gewinnen. Heute ist die Luxuslimousine ein Markenzeichen von Tesla und ein Grundstein des Erfolgs.

3.      Musks Fehlentscheidungen

Eine weitere Gemeinsamkeit von Musk und Jobs: Härte. Gnadenlos feuert Musk Mitarbeiter, schreit sie an und ist allgemein gefürchtet. Genauso unerbittlich konnte Jobs sein. Isaacson und einige seiner Gesprächspartner hadern im Buch damit, ob das von Vorteil für das Unternehmen ist oder nicht. Das harte Vorgehen erzeuge Dringlichkeit, aber auch Angst. Wenn aber niemand im Unternehmen wage zu widersprechen, dann halte auch niemand die Fehlentscheidungen des Chefs auf.

Und davon gibt es einige, wie das Buch klarmacht. Beispielsweise hatte Musk die Idee, auf der entlegenen Insel Kwaj eine Raketenstartrampe für SpaceX zu bauen. Nach vier Jahren gab er das Vorhaben auf, die Logistik war zu kompliziert, der Salzgehalt der Luft zu hoch. „Ab und zu schießt man sich selbst ins Knie“, sagte Musk dazu.

Ein weit größerer Fehler war Musks Idee, die Autoproduktion fast vollständig zu automatisieren. „Die Maschine, die die Maschine baut“, war seine Idee. Das führte bei der Produktion des ersten Tesla-Massenmodells, des Model 3, zu erheblichen Problemen und Verzögerungen – der berühmten „Produktionshölle“.

Welche Auswirkungen das hatte, zeigt Isaacson an einem Beispiel. Ein teurer, aber langsamer Roboter klebte Glasfaserstreifen auf Batteriesätze, was die Fertigung behinderte. Immer wieder fielen die Streifen herunter, der Roboter trug zudem zu viel Kleber auf. „Ich begriff, dass der erste Fehler der Versuch gewesen war, den Vorgang zu automatisieren“, sagte Musk.

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Doch Tesla entfernte nicht einfach den Roboter und heuerte einen Arbeiter an, sondern Musk ließ prüfen, wofür die Streifen überhaupt angebracht wurden. Daraufhin stellte sich heraus, dass sie nicht wie angenommen die Geräuschvibrationen verringerten. So wurde der komplette Fertigungsschritt gestrichen – ganz getreu Punkt eins und zwei des „Algorithmus der Produktion“. 

Mehr: Das sind die zehn besten Wirtschaftsbücher des Jahres

Erstpublikation: 13.09.2023, 13:51 Uhr.

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