Messebericht: Im Bundesland der Hidden Champions

Karlsruhe. Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 kleidete sich die „Art Karlsruhe“ in die Farben der badischen Trikolore: Logo und Corporate Design leuchteten in klarem Rot und Gelb. Nachdem sich die vorige Ausgabe schon mit einer neuen Doppelspitze aus Kristian Jarmuschek und Olga Blaß präsentiert hatte, hat in diesem Jahr auch die Optik nachgezogen, wie der Galerist und BVDG-Vorsitzende Jarmuschek erklärt: „Rot und Gelb begreifen wir als Klammer eines Farbspektrums, im Farbverlauf finden sich nun auch Töne von Pink und Pfirsich. Der Verlauf steht auch für einen Zeitstrahl von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst.“
Jarmuschek will die Stärke der Messe herausstellen und neue Impulse setzen: „Ein wichtiges Stichwort ist: Zukunft braucht Nachwuchs. Wir wollen auch die jüngsten Positionen sichtbar machen.“
In Halle 3 sind sie vertreten im „academy:square“, einer kuratierten Präsentation aussichtsreicher Absolventinnen und Absolventen aus den Baden-Württembergischen Kunsthochschulen. Ebenfalls in Halle 3 bietet die Messe zwei Formate für Einsteiger: Den „paper:square“ für Papierarbeiten, traditionell die Einstiegsdroge für Sammler und in diesem Jahr erstmals ergänzt um den „start:block“, für den Galerien aufgefordert wurden, Werke mitzubringen, die zum ersten Kunstkauf ermuntern.
Aufgrund der großen Resonanz im vergangenen Jahr wird auch das Format „re:discover“ fortgeführt, in dem Galerien künstlerische Positionen von hoher Qualität präsentieren, für die der launenhafte Kunstmarkt noch nicht oder nicht mehr das angemessene Interesse aufbringt.
Neu bei der Art Karlsruhe 2025 ist die Sektion „re:frame“, die aus den Erfahrungen des letzten Jahres für „re:discover“ hervorging, wie Jarmuschek erläutert: „Wir haben gesehen, dass viele Nachlässe angeboten wurden. Das wird sich durch den Generationenwechsel noch verstärken.“ Die neue Sektion zeigt Best-Practise-Beispiele für sinnvollen Umgang mit Nachlässen.
Zur letzten Art Karlsruhe kamen 50.000 Besucher, in diesem Jahr gab es schon drei Tage vor der Eröffnung doppelt so viele Anmeldungen wie im letzten Jahr. Das Konzept scheint aufzugehen, Jarmuschek berichtet, dass die Messe stärker ins Bewusstsein der Kunstwelt rückt. „Es spricht sich herum, was Baden-Württemberg ausmacht: Wir haben hier eine hohe wirtschaftliche Stabilität, es gibt viele Privatsammlungen, von denen man nichts weiß. Nicht nur in der Wirtschaft ist Baden-Württemberg das Land der Hidden Champions, sondern auch bei den Sammlungen.“
Wachsenden Zuspruch erfährt die Art Karlsruhe auch bei den nationalen und internationalen Galerien. Bereits im letzten Jahr gab es 26 neue Aussteller, in diesem Jahr sind es 32 von insgesamt 187 Galerien. Unter den neuen aus Berlin ist Thomas Taubert, der sich gleich beim Karlsruher Debüt einen großen Auftritt mit 100 Quadratmetern Ausstellungsfläche gönnt.
„Die Runderneuerung hat uns überzeugt, es weht ein neuer Wind in Karlsruhe“, so Taubert. Er habe die Messe früher als eher behäbig empfunden, aber nun bringe er sein Best-of mit. Die Preise reichen von 3800 Euro für abstrakte Lack- und Acryl-Arbeiten von Joachim Grommek bis zu stolzen 70.000 Euro, die man für ein kleines, doch spektakuläres Objekt von Jens Risch anlegen muss: Der Künstler verknotete für „Seidenstück6“ im Laufe von 14 Monaten 1000 Meter Seidenfaden.

Stammgast ist Alfred Kornfeld aus Berlin: „Für uns ist die Messe eine der wichtigsten Plattformen, die Sammler aus der gesamten Region von Frankfurt bis Stuttgart anzieht. Hier treffen wir auch auf Firmensammlungen und Museen.“ Kornfeld hat vier Positionen mitgebracht, darunter Christopher Lehmpfuhl mit der Glasmalerei „Last Supper“, die als Lichtbox konzipiert ist, Kostenpunkt: 84.600 Euro. Lehmpfuhl ist in der Sammlung Würth stark vertreten.
Michael Cosar aus Düsseldorf war im vergangenen Jahr Neuling und kommt nun zurück: „Die Erwartungen des ersten Messeauftritts haben sich voll erfüllt. Wir haben viele neue, offene Sammler kennengelernt. Die gute Organisation der Messe ist ein weiteres Argument.“ Cosar legt einen Fokus auf Arbeiten der Künstlerin Irina Ojovan, die abstrakte Malerei mit architektonischen Verweisen versieht. Für 4900 Euro kann man eine aktuelle Arbeit erwerben.
Auch die in Düsseldorf, Istanbul und Bodrum ansässige Galerie Anna Laudel schätzt an Karlsruhe die Nähe zu den potenten Sammlern der Region. „Ein Alleinstellungsmerkmal von Baden-Württemberg ist zudem das Drei-Länder-Eck“, so Laudel. Die Galeristin zeigt unter anderem Werke von Daniele Sigalot, Anke Eilergerhard und Ardan Özmenoglu, zu Preisen von 550 bis 11.000 Euro.
Für das Hochpreissegment ist besonders die Düsseldorfer Galerie Ludorff zuständig, sie präsentiert mit Gerhard Richters „Rot-Blau-Gelb“ von 1973 für 950.000 Euro das teuerste Werk der Messe, sowie August Mackes „Paar im Nachen“ von 1913 für 750.000 Euro und einen „Bauerntanz“ von Ernst Ludwig Kirchner für 490.000 Euro.


Mit der Senkung des Mehrwertsteuersatzes von 19 auf 7 Prozent sieht Jarmuschek endlich wieder faire Bedingungen für den deutschen Kunsthandel: „Es geht um die Nähe zur Schweiz und zu Frankreich, die mit ihren wesentlich günstigeren Steuern klar im Vorteil waren. Nun sind die Galerien in Deutschland endlich wieder wettbewerbsfähig.“
Art Karlsruhe, 20. bis 23. Februar, www.art-karlsruhe.de





