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Polizei stürmt WohnungMutmaßlicher Attentäter von Toulouse ist tot

Der mutmaßliche Serienmörder von Toulouse ist nicht mehr am Leben, bestätigt der französische Innenminister. Die Polizei hatte zuvor sein Appartement gestürmt. Am Morgen gab es zudem Berichte über Explosionen. 22.03.2012 - 12:07 Uhr aktualisiert Artikel anhören

Toulouse. Der mutmaßliche Attentäter von Toulouse ist tot. Der 23-Jährige sei bei der Erstürmung seiner Wohnung ums Leben gekommen, teilte der französische Innenminister Claude Gueant am Donnerstag mit. Der Islamist habe das Feuer eröffnet und sei dann aus einem Fenster gesprungen, wobei er weiter geschossen habe. Nach Angaben der Polizei haben Scharfschützen Mohammed Merah bei seinem Sprung aus dem Fenster getötet, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Die Polizei hatte die Wohnung Merahs in Toulouse zuvor gestürmt.

Der Serienmörder von Toulouse ist nach Angaben von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy „identifiziert und außer Gefecht gesetzt“. Alle Versuche, ihn lebend zu fassen, seien gescheitert. „Es hat bereits zu viele Tote gegeben“, sagte der Präsidentin einer landesweit übertragenen TV-Rede.

Gegen 10.30 Uhr waren Eliteeinheiten durch Fenster und Türen ins Haus eingedrungen und hatten mit Video-Robotern das Innere erforscht. Plötzlich sei dann der Verdächtige aus dem Badezimmer gestürmt und habe mit mehreren Waffen das Feuer auf die Beamten eröffnet, sagte der Innenminister Gueant. „Es waren häufige Schuss-Salven, ziemlich schwer. Ein Mitglied des Einsatzkommandos sagte mir, dass er noch nie zuvor ein Feuer von einer derartigen Intensität erlebt hat.“ Die Elitepolizisten hätten zurückgeschossen. Nach mehrminütigem Schusswechseln sei der Mann dann aus dem Fenster gesprungen und habe dabei mit der Waffe in der Hand noch weiter gefeuert. „Er wurde tot auf dem Boden gefunden“, sagte Guéant.

Vor dem seit mehr als 30 Stunden umstellten Haus waren wenig zuvor minutenlang Schüsse aus automatischen Waffen zu hören. Die Elitepolizisten tasteten sich dort Schritt für Schritt voran, trafen jedoch auf bewaffneten Widerstand. Handelsblatt-Korrespondent Thomas Hanke berichtete von einer wilden Schießerei im Appartement des Verdächtigen.

In der Nähe des Hauses, in dem sich der mutmaßliche Serienkiller von Toulouse seit mehr als 31 Stunden verschanzt hat, waren am Donnerstag drei Explosionen innerhalb einer Minute zu hören. Das berichteten Augenzeugen vor Ort. Die Polizei hat das Gebäude abgeriegelt, in dem sich der Serienmörder verschanzt hat. Unmittelbar vor den Explosionen hatten sich Feuerwehrleute für einen Einsatz vorbereitet.

Im Nervenkrieg um die Festnahme des mutmaßlichen Attentäters hatte die französische Polizei ohnehin keinen Kontakt zu dem umstellten Verdächtigen mehr. Innenminister Claude Gueant teilte am Donnerstagmorgen mit, die Beamten hätten zuletzt am Vorabend mit dem 24-jährigen gesprochen. „Wir hoffen, dass er noch lebt“, sagte Gueant in einem Radio-Interview. In der Nacht seien zwei Schüsse gehört worden. 300 schwer bewaffnete Polizisten hatten Mohamed Merah seit Mittwoch in einem Mehrfamilienhaus in der südwestfranzösischen Stadt umzingelt und ihn zu zermürben versucht. Der Franzose hat Anschläge auf eine jüdische Schule und Soldaten gestanden, die wie er nordafrikanischer Herkunft sind. Dabei wurden sieben Menschen getötet.

„Trotz wiederholter nächtlicher Bemühungen, per Zuruf oder über Funk Kontakt herzustellen, gab es von ihm kein Lebenszeichen“, sagte Gueant dem RTL-Hörfunk. Noch hoffe er, Merahs lebend habhaft zu werden. Die Polizei hatte auf Zermürbungstaktik gesetzt, um den jungen Mann zur Aufgabe zu bewegen. Um dieses Ziel zu erreichen, zündeten die Sicherheitskräfte mehrere Granaten. Dabei wurde ein Loch in die Vorderfront des Gebäude gesprengt, in dem sich Merah verschanzt hatte.

„Wir wollen ihn lebend gefangen nehmen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Wir wollen seine Beweggründe erfahren und hoffentlich herausbekommen, wer seine Komplizen sind, falls es welche gibt“, sagte Verteidigungsminister Gerard Longuet am Mittwochabend dem TV-Sender TF1.

Toulouse Tagesprotokoll (Mittwoch)
03.05 Uhr, Toulouse
09:00 Uhr, Jerusalem
gegen 09:00 Uhr, Toulouse
11.00 Uhr, Paris
11.30 Uhr
Nachmittag, Toulouse
15:00 Uhr, Montauban
16:40 Uhr, Toulouse
21:00 Uhr, Toulouse

Einsatzkräfte der Polizei am Morgen in Toulouse.

Foto: AFP

Der schwer bewaffnete Merah hatte zunächst angekündigt, sich zu ergeben und beteuert, nicht lebensmüde zu sein. Der junge Mann habe erklärt, „nicht die Seele eines Märtyrers zu haben. Und er zieht es vor zu töten, aber am Leben zu bleiben“, sagte Staatsanwalt Francois Molins. Merah habe lediglich bedauert, nicht noch mehr Menschen umgebracht zu haben. „Und er brüstete sich damit, Frankreich in die Knie gezwungen zu haben.“

Nach Angaben seines Anwalts Christian Etelin, der ihn wegen kleinerer Delikte verteidigt hatte, radikalisierte Merah sich in französischer Strafhaft sowie bei Reisen nach Afghanistan und Pakistan. Etelin und der Regionalregierung von Kandahar zufolge war Merah 2007 nicht - wie von Reuters zunächst gemeldet - in Afghanistan inhaftiert. Reuters zog diese Meldung als falsch zurück.

„Nach den gesamten Unterlagen der Justiz- und Sicherheitsbehörden in Kandahar haben wir nie einen französischen Staatsbürger namens Mohamed Merah inhaftiert“, teilte das Büro des Gouverneurs in der Nacht zu Donnerstag mit.

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Der 24-Jährige Tatverdächtige handelt nach eigenem Bekunden im Namen von Al-Kaida. Der Franzose algerischer Herkunft gab Auslandseinsätze der französischen Armee und Rache für den Tod palästinensischer Kinder als Motiv an. Psychologen versuchten, den Mann zur Aufgabe zu bewegen. Bei dem Anschlag auf die Schule waren drei Kinder und ein Rabbiner erschossen worden. Außerdem gestand Merah die Tötung von drei Fallschirmjägern.

Präsident Nicolas Sarkozy legte unterdessen in der Wählergunst zu. In der ersten Umfrage nach den Anschlägen lag der Staatschef zumindest für den ersten Wahlgang am 22. April in Führung: Danach würde er seinen sozialistischen Herausforderer Francois Hollande mit 30 zu 28 Prozent schlagen. Den entscheidenden zweiten Durchgang am 6. Mai würde Hollande allerdings unverändert mit einem Vorsprung von acht Prozentpunkten gewinnen.

Seit den Anschlägen hat sich der in Bevölkerung ansonsten unpopuläre Sarkozy als Hüter der inneren Sicherheit präsentiert, während Hollande beiseite treten musste. Sarkozys Krisenmanagement könnte Demoskopen zufolge daher wahlentscheidend sein.

dpa, afp, rtr
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