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Coronakrise Bankenverband zeigt sich offen für Dividendenstreichungen

Finanzaufseher haben die Institute dazu aufgerufen, in der Coronakrise ihr Geld beisammenzuhalten. Der Bankenverband BdB sperrt sich nicht dagegen.
25.03.2020 - 16:03 Uhr Kommentieren
Wegen der Coronakrise appellieren einige Politiker an Banken, auf eine Gewinnausschüttung zu verzichten. Quelle: Reuters
Skyline Frankfurt

Wegen der Coronakrise appellieren einige Politiker an Banken, auf eine Gewinnausschüttung zu verzichten.

(Foto: Reuters)

Köln/Frankfurt/Zürich Die Debatte über die Streichung von geplanten Dividendenzahlungen bei Geldhäusern gewinnt an Fahrt. Nach dem Präsidenten der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, äußert sich nun auch der Privatbankenverband BdB zu dem Thema, ob Institute wegen der Coronakrise auf die Ausschüttungen verzichten sollten.

„Eine Aussetzung der Dividendenzahlungen für 2019 sollte angesichts der hohen Dynamik der Coronakrise nicht ausgeschlossen werden“, erklärte der BdB auf Handelsblatt-Anfrage. „Diesen Überlegungen steht der Bankenverband positiv gegenüber. Damit leisten die Banken einen weiteren Beitrag, um ihre Leistungsfähigkeit für die Kunden aufrechtzuerhalten“, heißt es vom BdB.

Der europäische Bankenverband EBF ringt unterdessen um eine gemeinsame Haltung. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf Insider meldet, hat der Chef der italienischen Großbank Unicredit, Jean Pierre Mustier, der derzeit auch den EBF-Vorsitz innehat, einen Brief an Europas Banken geschrieben. In diesem bittet er die Mitglieder um ihre Ansicht zu dem Thema. Ziel sei eine gemeinsame Haltung zu der Frage, ob Dividenden ausgesetzt werden sollen.

Hintergrund seien zunehmende Rufe danach, dass Banken die Kapital- und Bilanzerleichterungen nutzen sollten, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, statt die Entlohnung der Aktionäre im Auge zu haben, hieß es weiter. Eine gemeinsame Empfehlung der europäischen Banken würde es ihnen einfacher machen, diesen Schritt zu rechtfertigen.

Erst am Dienstag hatte die Bafin die heimischen Banken aufgefordert, ihr Kapital in der Krise zusammenzuhalten. Die Aufseher empfehlen, von Aktienrückkäufen Abstand zu nehmen sowie Ausschüttungen von Dividenden, Gewinnen und Boni sorgfältig abzuwägen. „Wir raten Finanzinstituten, mit vorhandenen Kapitalressourcen sehr sorgfältig umzugehen“, betonte der Präsident der Behörde, Felix Hufeld.

In deutschen Banken wird die nachdrückliche Aufforderung der Aufsicht bereits diskutiert. Viele Institute halten zwar noch an ihren Dividendenplänen fest. Glaubt man Insidern, könnte sich das jedoch im Einzelfall und abhängig vom Verlauf der Coronakrise ändern.

Unveränderte Dividenden-Pläne

An ihrer geplanten Dividende festhalten will die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). „Ich halte den Hinweis, mit vorhandenen Kapitalressourcen sehr sorgfältig umzugehen, für richtig und wichtig“, sagte Vorstandschef Herbert Hans Grüntker am Mittwoch. Die Helaba habe ihre Kapitalquote in den letzten Jahren durch die Einbehaltung von Gewinnen und eine behutsame Ausschüttungspolitik deutlich gesteigert auf 14,2 Prozent, so Grüntker. Deshalb sei es angemessen, dass die Bank auch in der Coronakrise eine Dividende ausschütte.

Die Ausschüttung soll allerdings unverändert bei 90 Millionen Euro verharren, obwohl der Gewinn nach Steuern im vergangenen Jahr um über 70 Prozent auf 480 Millionen Euro gestiegen ist. „Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von unter 20 Prozent“, betonte Grüntker. „Wir sind der Überzeugung, dass wir damit sorgfältig mit unseren Kapitalressourcen umgehen.“

Die Commerzbank denkt dagegen nicht erst seit der Mahnung der Bafin über das Thema Dividende nach. „Wir schauen uns das genau an und entscheiden dann verantwortungsvoll“, sagte eine Sprecherin. Ende vergangener Woche hatte Finanzvorständin Bettina Orlopp erklärt, die Commerzbank halte fürs Erste an der geplanten Ausschüttung von 15 Cent je Aktie für das vergangene Geschäftsjahr fest.

Die Managerin ließ sich allerdings ein Hintertürchen offen: „Die Entscheidung trifft letztendlich die Hauptversammlung“, sagte Orlopp. „Bis dahin haben sie die Flexibilität, ihre Entscheidung zu überdenken.“ Aktuell ist das Aktionärstreffen der Commerzbank für den 7. Mai geplant. Doch ob die Veranstaltung angesichts der Coronakrise dann tatsächlich stattfinden wird, ist offen.

Diskutiert wird das Thema auch beim Immobilienfinanzierer Aareal-Bank aus Wiesbaden und bei der Deutschen Pfandbriefbank (DPP) aus München. Bei beiden haben sich die Aktienkurse seit Ende Februar halbiert - und beide kämen mit ihren aktuell gültigen Ausschüttungsplänen auf eine sehr hohe Dividendenrendite. Die Aareal-Bank hatte eine Dividende von zwei Euro je Aktie avisiert, die DPP wollte 90 Cent je Aktie vorschlagen.

„Schwierige Situation“

Womöglich wird hinter den Kulissen, aber auch in Wiesbaden und München derzeit heiß diskutiert. Nachdem die Aareal-Bank am Dienstag gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ noch auf die bestehenden Ausschüttungspläne verwiesen hatte, gab sie am Mittwoch zum Thema auf Handelsblatt-Anfrage keinen Kommentar ab. Auch die DPP lehnte eine Stellungnahme ab.

Finanzkreise verwiesen darauf, dass alle Banken mit Dividendenplänen derzeit in einer schwierigen Situation seien. „Wir haben unseren Dividendenbeschluss vor der aktuellen Situation gefasst und kommuniziert. Diese Aussage ist nun in der Welt. Wenn wir sagen, dass wir sie überdenken, haben wir einen Ad-hoc-Tatbestand“, hieß es aus einer betroffenen Bank. Möglich sei jedoch, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat vor der kommenden Hauptversammlung die geltende Beschlussempfehlung abänderten.

Europaweit haben bisher nur wenige Großbanken Dividendenkürzungen angekündigt. Die Deutsche Bank hatte als erstes großes börsennotiertes Institut ihre Dividende für 2019 wegen des tief greifenden Konzernumbaus ohnehin gestrichen. Das spanische Kreditinstitut Banco Santander SA sagte am Montagabend, dass es die Ausschüttung auf das nächste Jahr verschieben werde. Die Mittel sollten genutzt werden, um Menschen und Unternehmen in Not zu helfen, begründete die größte Bank der Euro-Zone den Schritt.

Die italienische Großbank Unicredit lehnte am Mittwoch einen Kommentar ab. Ihre Deutschlandtochter, die Hypovereinsbank, die eine Dividende an die Mailänder Mutter abführt, erklärte, an diesen Plänen habe sich nichts geändert. „Die Dividendenzahlung der Hypovereinsbank an die Unicredit ist als gruppeninterne Zahlung durch den SSM geregelt“, erklärte ein Sprecher.

Unterdessen verzichten die Banken in der Schweiz angesichts der Coronakrise bis auf Weiteres auf ihre geplanten Aktienrückkäufe: Sämtliche Institute des Landes haben ihre Rückkaufprogramme auf Eis gelegt, darunter auch die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse. Am Mittwoch hatte die Finanzaufsicht Finma die Banken angesichts der schwierigen Zeiten zu einer „umsichtigen Ausschüttungspolitik“ aufgerufen.

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