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Dänemark Wie der neue Chef das Image der Danske Bank aufpolieren will

Ein Geldwäscheskandal hat die Danske Bank schwer getroffen. Carsten Egeriis führt die Aufräumarbeiten seines Vorgängers fort. Dazu gehört auch das Kostensenkungsprogramm.
28.04.2021 - 20:57 Uhr Kommentieren
Der neue Chef der Danske Bank ist zwar bislang ein halbwegs unbeschriebenes Blatt. Doch er hat international bereits einige Erfahrungen gesammelt. Quelle: via REUTERS
Carsten Egeriis

Der neue Chef der Danske Bank ist zwar bislang ein halbwegs unbeschriebenes Blatt. Doch er hat international bereits einige Erfahrungen gesammelt.

(Foto: via REUTERS)

Stockholm Viel Zeit hatte er nicht, um sich auf die Pressekonferenz am Mittwoch vorzubereiten. Denn erst vor neun Tagen hat Carsten Egeriis überraschend die Leitung der größten dänischen Bank übernommen. Der 44-Jährige ließ sich aber seine eventuelle Nervosität nicht anmerken, als er die Quartalszahlen der Danske Bank vor Analysten präsentierte. Und die waren überraschend gut.

„Wir sehen in allen Bereichen eine positive Entwicklung“, erklärte der neue Chef. Tatsächlich stiegen die Einnahmen gegenüber dem Vorjahresquartal um 17 Prozent auf 10,8 Milliarden Kronen (1,4 Milliarden Euro). Nach Steuern, Abschreibungen und Kosten blieben 3,1 Milliarden Kronen übrig. Vor einem Jahr leuchteten mit minus 1,3 Milliarden Kronen noch tiefrote Zahlen in der Bilanz.

Egeriis Wechsel an die Spitze der Bank kam überraschend, war aber unvermeidlich. Denn gegen den bisherigen Chef Chris Vogelzang sind Geldwäsche-Ermittlungen eingeleitet worden. Es geht dabei um Unregelmäßigkeiten bei seinem früheren Arbeitgeber, der niederländischen Bank ABN Amro. Vogelzang beteuert zwar seine Unschuld, wählte aber den sofortigen Rücktritt.

Ironie des Schicksals: Vogelzang war vor zwei Jahren die Leitung der dänischen Großbank übertragen worden, um einen der größten Geldwäscheskandale in Europa bei der Danske Bank aufzuarbeiten und das stark ramponierte Image wieder aufzupolieren. Nun stolpert er über eine Geldwäscheaffäre seines früheren Arbeitgebers. Die Aufräumarbeiten bei der Danske Bank, die noch längst nicht abgeschlossen ist, muss jetzt Egeriis weiterführen. Der 44-jährige kam erst 2017 zur Danske Bank und war zuletzt für das Risikomanagement verantwortlich. „Ich bin richtig glücklich und stolz, dass ich die Leitung der Danske Bank übernehmen darf“, erklärte er vergangene Woche.

Auch in seinem Heimatland war seine Ernennung eine große Überraschung. Denn Egeriis ist bislang ein unbeschriebenes Blatt. Dabei kann er auf internationale Erfahrungen zurückblicken. Vor seinem Engagement bei Danske arbeitete er bei der Barclays Bank in London. Davor war er verantwortlich für das Risikomanagement zunächst bei GE Capital in Lissabon, später bei der GE Money Bank in Hannover. Ausgebildet wurde der smarte Däne an der renommierten Copenhagen Business School. Seinen Master machte er an der London Business School.

Keine Erfahrung als Chef einer Großbank

„Er hat 20-jährige Erfahrungen im Finanzsektor“, urteilte Sydbank-Analyst Mikkel Emil Jensen in der Zeitung „Berlingske“. Aber er hebt auch einen warnenden Finger: „Bislang hat er keine Erfahrung als Chef einer Großbank.“ Das ist sicherlich ein Manko, denn die Danske Bank befindet sich immer noch in einer Krise. Und insofern schließt Jensen nicht aus, dass Egeriis nur eine „Übergangslösung“ ist.

Hinter dieser Krise verbirgt sich der wohl größte Geldwäscheskandal in Europa. Über die kleine Filiale der Danske Bank in der estnischen Hauptstadt Tallinn sollen zwischen 2007 und 2015 Transaktionen von nicht in Estland lebenden Personen mit einem Volumen von 200 Milliarden Euro durchgeführt worden sein. Das hatte ein interner Untersuchungsbericht der Bank ergeben, in dem ein Großteil dieser Transaktionen als „verdächtig“ bezeichnet wurde. Die Auftraggeber der Transaktionen sollen aus Russland, Moldawien und Aserbaidschan stammen.

Indirekt ist auch die Deutsche Bank involviert, denn sie war über Jahre hinweg die Korrespondenzbank von Danske Bank in Estland. Der Geldwäscheskandal kostete eine Reihe von Danske-Bank-Managern den Job. Vogelzang wurde als Aufräumer geholt. Diese Arbeit muss nun Egeriis fortführen.

Obskure Geschäfte der estnischen Filiale

Neben weiterhin drohenden Strafzahlungen wegen der Affäre wird der neue Chef ein Hauptaugenmerk auf die Wiederherstellung der Reputation der Bank lenken müssen. Denn die obskuren Geschäfte der mittlerweile geschlossenen estnischen Filiale sind nicht die einzige Last, die Egeriis von seinem Vorgänger übernimmt. Das Ansehen der Bank ist beschädigt, nachdem herausgekommen ist, dass sie jahrelang wissentlich völlig überteuerte Finanzprodukte an Privatkunden verkauft hatte. Zwar kroch die Bank zu Kreuze und entschädigte 87.000 Kunden in Dänemark, doch der Imageschaden wirkt bis heute nach. Eine Untersuchung Anfang des Jahres bescheinigte der Danske Bank die schlechtesten Kundenbewertungen aller untersuchten 20 Banken des Landes.

Und als ob das nicht schon genug wäre, wird Egeriis auch das von Vorgänger Vogelzang eingeleitete Sparprogramm fortsetzen. 700 der insgesamt 22.000 Stellen sind schon gestrichen, doch das Kostensenkungsprogramm, an dessen Ausarbeitung Egeriis bereits beteiligt war, umfasst insgesamt den Abbau von 1600 Stellen.

Ob denn die rund 3,5 Millionen Kunden der Danske Bank merken würden, dass er jetzt an der Spitze des Finanzkonzerns sitzt, wurde er vergangene Woche gefragt. Seine Antwort fiel ebenso kurz wie selbstbewusst aus: „Das werden wir sehen. Ich bin ja erst einen Tag im Amt.“

Mehr: Chef der Danske Bank tritt wegen Geldwäsche-Ermittlungen zurück.

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