Fintech Traden ohne Kommission und in Kleinstbeträgen: Bitpanda will den Aktienhandel aufmischen

Der Aktienhandel ist durch die Vielfalt an Angeboten für viele Menschen attraktiv geworden.
Wien Das Wiener Fintech Bitpanda heizt den Preiskampf beim Trading mit Aktien weiter an. Über die Handelsplattform für Kryptowährungen können Anleger seit Mitte dieser Woche auch Aktien und Exchange-Traded-Funds (ETF) erwerben, ohne dafür eine Kommission zu bezahlen. Die Mindestanlagesumme beträgt nur einen Euro – und das Geschäft läuft, zumindest gemäß der offiziellen Ankündigung, rund um die Uhr.
Noch ist die Liste der handelbaren Titel und ETFs allerdings gering. Das Tableau umfasst 50 Bluechips, wobei diese mehrheitlich aus Deutschland und den USA stammen. Damit fehlen einige hochkapitalisierte Werte, etwa jene von Nestlé und Roche. Bitpanda-Mitgründer und Co-Chef Eric Demuth sagt allerdings, man werde das Angebot rasch ausweiten. „Spätestens Ende des Jahres wird der Großteil der von Privatinvestoren üblicherweise nachgefragten Titel auf unserer Plattform verfügbar sein.“
Der Wiener Finanzplatz rangiert zwar in Europa unter „ferner liefen“, Bitpanda zählt jedoch zu den gewichtigsten Fintech-Unternehmen des Kontinents. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde im März hat es die privat gehaltene Firma auf einen rein rechnerischen Firmenwert von 1,2 Milliarden Dollar gebracht. Zu den Kapitalgebern gehört auch der Fonds Valar Ventures des deutsch-amerikanischen Investors Peter Thiel, der den Online-Bezahldienst Paypal gründete und zu einem frühen Zeitpunkt bei Facebook einstieg.
Auf Bitpanda konnten Investoren bisher nicht nur rund 50 Kryptowährungen handeln, sondern auch Gold, Silber und Platin. Das ist offenbar ein lukratives Geschäft – und Bitpanda scheint die selbst entwickelte Blockchain-Plattform nun zu nutzen, um mit Aktien weitere Skaleneffekte zu erzielen.
In Europa ist es regulatorisch kaum möglich, Wertpapiere in „Fractional Shares“ zu teilen. Deshalb handeln Investoren über Bitpanda auch nicht die eigentlichen Aktien, sondern Derivate davon. Das scheint auf den ersten Blick ein riskantes Angebot zu sein. Immerhin ist Anfang des Jahres der amerikanische Onlinebroker Robinhood in die Kritik geraten, weil es ihm mit subtilem Marketing gelungen war, unerfahrene Anleger zu Optionsgeschäften zu verführen. Zudem verlangt auch er keine Kommission.
Bitpanda-Chef will Bedenken zerstreuen
Bitpanda-Chef Demuth ist sichtlich bemüht, dem Eindruck entgegenzutreten, es handle sich bei „Bitpanda-Stocks“ um ein Angebot für Zocker. Es richte sich in erster Linie an Sparer, die angesichts der niedrigen Zinsen nach neuen Anlageformen suchten, sagt er. „Wir haben alles Interesse daran, dass die Sparer langfristig mit uns Geschäfte machen.“
Zudem betont er, dass die Anlage zwar via Derivate erfolge, Bitpanda aber mit komplizierten Optionen nichts zu tun haben wolle. Laut seinen Angaben sind alle Aktien und ETF-Anteile bei der französischen Bank BNP Paribas hinterlegt.
Daher stellt sich die Frage, wie Bitpanda mit dem als Gratis-Produkt beschriebenen Angebot Geld verdienen will. Die meisten Fintechs attackieren die etablierten Finanzhäuser, indem sie diese bei den Gebühren unterbieten; nur ganz wenige der Unternehmen erzielen aber auch einen Gewinn. Im Aktienhandel lässt sich nur an der Differenz (Spread) von Kauf- und Verkaufspreis verdienen. Diese ist gerade bei Bluechips, aus denen das Angebot der Wiener Firma schwergewichtig besteht, sehr niedrig.
Bei Bitpanda scheint der Fall etwas anders gelagert zu sein. Zumindest sagt Demuth, die 2014 gegründete Gesellschaft schreibe seit mehreren Jahren schwarze Zahlen und strebe im laufenden Jahr einen Gewinn von rund 100 Millionen Euro an.
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