Genossenschaftsbank Punktsieg gegen die Bafin – „Effenberg-Bank” kann Chef behalten

Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden sorgte vor drei Jahren für Schlagzeilen, als sie Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg als Spezialist für Fußballfinanzierungen anheuerte.
Frankfurt Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden zählt zu den ungewöhnlichsten Geldhäusern in Deutschland. Sie hat nicht nur mit der Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg als Spezialist für Fußballfinanzierung für Schlagzeilen gesorgt, sondern kämpft auch seit Monaten gegen die von der Finanzaufsicht Bafin geforderte Abberufung ihres Vorstandschefs.
Dabei hat das Institut aus Thüringen nun einen wichtigen Erfolg erzielt. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen, die gegen den Vorstandschef lange wegen des Verdachts der Untreue ermittelt hat, will ihr Verfahren einstellen.
Damit ist vermutlich auch die Abberufung des Vorstandschefs durch die Bafin vom Tisch. Die Finanzaufsicht wollte sich dazu am Montag nicht äußern.
Dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen beenden will, wurde bei der Generalversammlung der Genossenschaftsbank am Samstag verkündet. Ein Sprecher der Ermittlungsbehörde bestätigte dies dem Handelsblatt: „Wir erwägen, das Verfahren vorbehaltlich der Zustimmung des Beschuldigten nach § 153a Strafprozessordnung gegen eine Geldauflage von 240.000 Euro einzustellen.“ Das Landgericht Mühlhausen habe dem bereits zugestimmt.
Laut dem Anwalt des Aufsichtsrats, Edgar Steinle, hat auch der Vorstandschef signalisiert, dass er „den Weg einer Einstellung“ mitgehen würde. Der Manager selbst und das Geldhaus wollten sich dazu nicht äußern.
Abberufung durch Bafin wahrscheinlich vom Tisch
Hauptgrund für das Einschreiten der Bafin war ein Immobiliengeschäft der Bank aus dem Jahr 2014, in das der Chef des Geldhauses selbst verwickelt ist.
Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen ermittelte seit 2018 wegen des Verdachts der Untreue bei dem Immobiliendeal gegen den Vorstandschef und eine ehemalige Mitarbeiterin des Geldhauses. Im Wesentlichen ging es um die Frage, ob der Vorstandschef aus dem Kauf der Immobilie einen persönlichen Vorteil gezogen hat – zulasten der Bank.
VR-Bank will Geldbuße und weitere Kosten für den Chef übernehmen
Mitglieder und Aufsichtsrat der VR-Bank standen trotz der Ermittlungen die gesamte Zeit hinter dem Vorstand – und wollen ihm nun auch finanziell unter die Arme greifen. Die Generalversammlung habe beschlossen, eine etwaige Geldbuße im Falle einer Verfahrenseinstellung zu übernehmen, erklärte Steinle.
Bei der Abstimmung zu dem Thema auf der Generalversammlung habe es nur eine Gegenstimme gegeben, sagte Steinle. Schon vor knapp einem Jahr hatte eine Mehrheit von 95 Prozent dafür gestimmt, auf mögliche Regressansprüche gegen den Vorstandschef zu verzichten.
Die VR-Bank aus Thüringen zählt eigentlich zu den Zwergen der deutschen Bankenlandschaft, die Bilanzsumme beträgt rund 1,3 Milliarden Euro. Aber die Genossenschaftsbank aus der thüringischen Provinz schreckt nicht vor ungewöhnlichen Geschäften und großen Namen zurück.
Vor gut drei Jahren heuerte das Geldhaus Effenberg an, um das Fußballgeschäft des Geldhauses anzukurbeln – und sorgte damit bundesweit für Aufmerksamkeit. Der Angestellte Effenberg soll helfen, die Risiken im Fußballsektor richtig einzuschätzen. Ein Geschäftszweig der Bank sind Kredite an Profivereine.
Mit ihrem Geschäftsmodell setzen sich die Thüringer auch an anderer Stelle deutlich von anderen Volksbanken ab. Das Institut erwirbt und verkauft Immobilien, investiert in erneuerbare Energien wie Windräder – und das nicht nur in der eigenen Region.
Künftig wird die VR-Bank Bad Salzungen in Hessen in größerem Stil aktiv. Das Geldhaus fusioniert mit der weitaus kleineren und rund 100 Kilometer entfernten Raiffeisenbank Borken Nordhessen. Auch ein solcher Zusammenschluss, bei dem zwei räumlich entfernte Genossenschaftsbanken verschmelzen, gilt als ungewöhnlich. Die Generalversammlung stimmte am Wochenende auch dem zu.
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