Immobilienfinanzierer Aareal Bank forciert Nachfolgesuche für kranken Vorstandschef

Aufsichtsratschefin Marija Korsch hofft nach wie vor auf eine Rückkehr des Vorstandsvorsitzenden Merkens.
Frankfurt Eigentlich wollte der Vorstandschef der Aareal Bank, Hermann Josef Merkens, spätestens im April wieder da sein. Im November hatte er angekündigt, aus gesundheitlichen Gründen drei, vier Monate auszufallen. Doch der Genesungsprozess zieht sich länger hin als gedacht. Am Freitagabend teilte die Aareal Bank mit, dass Merkens krankheitsbedingte Abwesenheit länger dauern werde als ursprünglich erwartet. „Ob und wann Herr Merkens seine Aufgaben wieder aufnehmen kann, ist derzeit nicht sicher absehbar“, hieß es in der Mitteilung.
Erstmals legte die Aareal Bank offen, dass sie im Hintergrund bereits nach Ersatz sucht – sicherheitshalber. „Der Aufsichtsrat forciert die vorsorglich bereits begonnene Nachfolgesuche“, teilte der Immobilienfinanzierer mit. „Wir stehen weiterhin zu Herrn Merkens. Rein vorsorglich haben wir gleichwohl einen Prozess zur Nachfolgesuche eingeleitet, den wir vor dem Hintergrund der aktuellen Lage verstärkt vorantreiben werden“, sagte Aufsichtsratschefin Marija Korsch.
Anleger wie der aktivistische Investor Petrus Advisers hatten genau so einen Schritt schon seit einiger Zeit gefordert. „Wir fordern, dass Sie sofort Klarheit bezüglich der zukünftigen Führung von Aareal schaffen und dass eine externe Besetzung priorisiert wird“, hatte der Hedgefonds in einem offenen Brief im Februar geschrieben. Die Bank benötige einen „erfahrenen und entscheidungskräftigen CEO“, der die Bank auf einen profitablen Wachstumskurs bringe und eine Abspaltung der Dienstleistungstochter Aareon erfolgreich durchführe.
Die Vakanz an der Spitze trifft den Wiesbadener Immobilienfinanzierer in einer schwierigen Situation. Bedingt durch die Coronakrise war die Aareal Bank 2020 erstmals seit Jahren in die rote Zahlen gerutscht. Das Institut finanziert viele Hotels und Einkaufszentren, die von der Pandemie hart getroffen sind. Das hatte zu hohen Wertberichtigungen geführt, insbesondere auf britische Einkaufszentren.
Unter dem Strich hatte die Bank einen Vorsteuerverlust von 75 Millionen Euro verbucht. Analysten hatten nur mit rund 60 Millionen Euro Verlust gerechnet. Für 2021 hat die Bank einen Rückkehr in die Gewinnzone angekündigt – und peilt in zwei Schritten eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie an.
Aufsichtsratschefin Korsch betonte allerdings auch, dass sie nach wie vor auf eine Rückkehr des erkrankten Vorstandschefs setzt. „Der Aufsichtsrat bedauert es sehr, dass die Genesung unseres Vorstandsvorsitzenden mehr Zeit in Anspruch nimmt. Wir hoffen nach wie vor, dass wir die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Herrn Merkens, dem dieses Haus viel zu verdanken hat, fortsetzen können“, sagte sie.
Während der Abwesenheit Merkens hatten sich die übrigen Vorstandsmitglieder dessen Aufgaben aufgeteilt. Finanzvorstand Marc Heß hatte unter anderem die Zuständigkeit für die Strategie übernommen und vertritt die Bank seither nach außen. Vorstand Thomas Ortmanns hatte die Verantwortung für die Dienstleistungstochter Aareon und die interne Führung übernommen. Die Aufgabenaufteilung soll bis auf Weiteres fortgeführt werden.
Mehr: Hedgefonds Petrus Advisers kritisiert Vorstandsgehälter der Aareal Bank
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