Investmentbanking Deutsche Bank will Vorstand neu ordnen – Sewing soll Verantwortung für Investmentbanking abgeben

Die Doppelrolle des Managers im Vorstand der Deutschen Bank – er ist Vorsitzender des Gremiums und auch Chef des Investmentbankings – ist ungewöhnlich bei europäischen Großbanken.
Frankfurt Die Doppelrolle von Christian Sewing als Vorstandschef und oberster Investmentbanker der Deutschen Bank ist den Bankenaufsehern seit Langem ein Ärgernis. Der 50-Jährige ist im Führungsgremium der Bank auch für das Investmentbanking zuständig und vereint damit ungewöhnlich viel Verantwortung in einer Person. Nun will Sewing die Verantwortung für das Investmentbanking abgeben, wie das Handelsblatt von mehreren mit dem Sachverhalt vertrauten Personen erfuhr.
„Es kommt Bewegung in die Sache“, sagte ein Insider. Sewing werde in absehbarer Zeit die Verantwortung für das Investmentbanking abgeben, hieß es an anderer Stelle. Es werde ein Stühlerücken im Vorstand geben. Die Bank wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.
Das Geldhaus würde mit diesem Schritt einer wichtigen Forderung der europäischen Bankenaufseher nachkommen, die seit Langem auf eine solche Entflechtung der Zuständigkeiten pochen. „Der Aufsicht ist wichtig, dass Sewing sich auf die übergeordnete Rolle des CEO konzentriert und nicht auf das Tagesgeschäft einer Sparte“, heißt es in Finanzkreisen.
Sewing hatte die Zuständigkeit für das Investmentbanking im Sommer 2019 übernommen, als er die neue Strategie des Instituts vorgestellt hatte und der zuvor zuständige Manager Garth Ritchie das Institut verlassen musste. Sewing wollte damit sicherstellen, dass die Sparte nach seinen Vorstellungen gestutzt wird und Risiken abgebaut werden. Auch die Bankenaufseher akzeptierten die Konstellation, weil sie als Übergangslösung gedacht war und damit der Umbau der Investmentbank Chefsache war.
Mittlerweile nimmt die wirtschaftliche Bedeutung des Investmentbankings für die Bank aber immer mehr zu, obwohl Sewing eigentlich vor allem die stabilen Geschäftsfelder stärken wollte. Im vergangenen Jahr verdiente die Sparte vor Steuern rund drei Milliarden Euro – mehr als jeder andere Geschäftsbereich der Deutschen Bank. Damit dürfte auch das Unbehagen der Finanzaufseher gewachsen sein, denn schließlich leitet Sewing als oberster Investmentbanker auch die derzeit wichtigste Sparte des Konzerns.
Wann die Bank den Umbau der Führungsetage umsetzt, ist unklar. Beobachter rechnen damit, dass dies spätestens zur Hauptversammlung des Instituts am 27. Mai der Fall sein wird. Denkbar sei aber auch ein früherer Zeitpunkt.
Auch die Details dazu, wie der Neuzuschnitt im Vorstand künftig aussehen soll, sind nicht bekannt. Die Bank hat viele Optionen: Sie könnte einen externen Kandidaten in den Vorstand holen, intern einen Manager befördern oder auch die Zuständigkeit für das Investmentbanking einem der existierenden Vorstände geben. Mit Amerikachefin Christiana Riley und Asienvorstand Alexander von zur Mühlen sitzen schließlich zwei Manager mit Investmentbanking-Erfahrung im Führungsgremium.
Außerdem gibt es Zuständigkeiten im Vorstand, die nicht auf Dauer benötigt werden. Die Transformation, die von Vorstandsmitglied Fabrizio Campelli umgesetzt wird, soll bis 2022 abgeschlossen sein. In absehbarer Zeit benötigt Campelli, der innerhalb der Bank einen guten Ruf genießt, daher neue Aufgaben.
Dass das Vorstandsgremium durch einen Investmentbanking-Vorstand insgesamt größer wird, gilt zwar nicht als ausgeschlossen, aber als unwahrscheinlich. „Christian Sewing und Aufsichtsratschef Paul Achleitner ist bewusst, was es für ein Signal wäre, wenn der Vorstand in Zeiten des Stellenabbaus noch größer würde“, heißt es in Finanzkreisen. Das schließt nicht zwingend ein neues Gesicht im Vorstand aus, falls die Bank an anderer Stelle Zuständigkeiten zusammenfassen sollte. In Finanzkreisen wird daher nicht ausgeschlossen, dass die Bank ihren Vorstandsumbau nicht auf die Frage beschränken wird, wer künftig für das Investmentbanking zuständig sein soll.
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