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Martin Jetter Der neue Aufsichtsratschef treibt die Transformation der Deutschen Börse voran

Techie mit Einstecktuch: Der erste IT-Manager an der Aufsichtsratsspitze eines großen deutschen Finanzkonzerns leitet erstmals die Hauptversammlung.
17.05.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Der langjährige IBM-Manager ist überzeugt, dass sich Unternehmen alle zehn Jahre neu erfinden müssen. (Foto: Deutsche Börse)
Martin Jetter

Der langjährige IBM-Manager ist überzeugt, dass sich Unternehmen alle zehn Jahre neu erfinden müssen. (Foto: Deutsche Börse)

Frankfurt Quantencomputer, Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing: Wenn Martin Jetter über neue Technologien spricht, ist er in seinem Element. „Die Digitalisierung wird unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft transformieren”, sagt der 61-Jährige. Große Herausforderungen wie der Klimawandel oder Pandemien ließen sich nur mithilfe von Technologie lösen.

Jetter ist ein Techie durch und durch – und überzeugt, dass sich Unternehmen alle zehn Jahre neu erfinden müssen. Transformation ist für ihn keine Bedrohung, sondern eine Verheißung. Mit diesem Spirit führt der langjährige IBM-Manager seit einem Jahr den Aufsichtsrat der Deutschen Börse. Am Mittwoch wird er erstmals die Hauptversammlung des Dax-Konzerns leiten.

Jetter passt gut zur Deutschen Börse, die neue Technologien wie Clouds und die Blockchain künftig intensiver nutzen will. Zudem setzt das Unternehmen mit der Übernahme des US-Konzerns ISS verstärkt auf das Geschäft mit nachhaltigen Investments.

Jetter unterstützt diesen Kurs. Er ist der erste IT-Manager an der Aufsichtsratsspitze eines großen deutschen Finanzkonzerns – und damit ein Pionier. „Die Deutsche Börse ist mit der Wahl eines IT-Experten als Chefkontrolleur ein Vorreiter im Finanzsektor, in dem die Bedeutung von IT und Digitalisierung seit Jahren steigt“, sagt Analyst Andreas Thomae von Deka Investment. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass andere Finanzkonzerne dem Beispiel folgen.“

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Thomae findet die Wahl von Jetter sinnvoll, schließlich sei die Börse in erster Linie ein IT-Konzern. „Mein Eindruck ist, dass sich Herr Jetter bei der Deutschen Börse auch in alle relevanten Finanzthemen eingearbeitet hat und für den Vorstand somit in allen Bereichen ein guter Sparringspartner ist“, sagt der Investor.

Positiv findet Thomae auch, dass der Aufsichtsrat die Verträge mit CEO Theodor Weimer und dessen Vorstandskollegen Thomas Book, Stephan Leithner und Christoph Böhm langfristig verlängert hat. „Herr Jetter sorgt damit für Kontinuität, die für die Deutsche Börse gerade nach dem turbulenten Ausscheiden von CEO Carsten Kengeter Ende 2017 wichtig ist.“

Von Engstlatt in die große weite Welt

Jetter ist in Engstlatt aufgewachsen, einem kleinen Ort am Fuß der schwäbischen Alb. Sein Vater arbeitet beim Waagen- und Maschinenhersteller Bizerba im benachbarten Balingen – und die Begeisterung fürs Ingenieurswesen färbt auf den Sohn ab.

Nach einem Maschinenbaustudium an der Technischen Universität Stuttgart kann Jetter bei BMW oder Daimler anfangen, entscheidet sich nach Rücksprache mit dem Familienrat aber für IBM. Die Planung von Konstruktionen verlagert sich damals zunehmend vom Reißbrett auf den Computer – und Jetter findet es reizvoll, dass er bei IBM seine Kenntnisse als Ingenieur und neue Technologien zusammenbringen kann.

IBM dominiert damals das Geschäft mit Großrechnern – und tritt entsprechend selbstbewusst auf. „Das Selbstverständnis von IBM, die Nummer eins zu sein, hat auch auf Jetter abgefärbt“, sagt jemand, der ihn kennt. „In ihm fließt blaues Blut.“

1999 wechselt Jetter zum ersten Mal in die USA, wo er als Assistent der Geschäftsleitung mit dem damaligen Vorstandschef Louis Gerstner zusammenarbeitet. Gerstner baut IBM damals radikal um – unter hinterlässt bei Jetter einen tiefen Eindruck. „Es war eine faszinierende Erfahrung, die damalige Transformation der IBM sehr intensiv zu begleiten.“

Im Frühjahr 2000 kehrt Jetter zurück nach Europa, 2006 wird er Chef von IBM in Deutschland. Der Umbaubedarf ist damals groß und es gibt hitzige Auseinandersetzungen mit den Arbeitnehmervertretern.

„Jetter geht keinem Konflikt aus dem Weg – und man kann gut mit ihm streiten“, sagt Bert Stach, der für die Gewerkschaft Verdi in den Aufsichtsräten der IBM in Deutschland sitzt. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass ihm der inhaltliche Schlagabtausch Spaß macht.“ Jetter sei sehr eloquent und trete dominant auf. „Aber er ist nicht verletzend, er schlägt nicht unter die Gürtellinie.“

Handballer mit Härte und Fingerspitzengefühl

In seiner Jugend hat Jetter Handball gespielt und ist später auch als Schiedsrichter aktiv. Die dafür nötige Mischung aus Härte und Fingerspitzengefühl zeichnen ihn aus Sicht von Weggefährten auch als Manager aus. 2012 wird er als erster Ausländer Chef von IBM Japan und richtet die kriselnde Landesgesellschaft wieder auf.

2015 übernimmt Jetter im IBM-Vorstand die Verantwortung für Technologiedienstleistungen, die größte Sparte des Konzerns. Es sind intensive Jahre mit wenig Schlaf und vielen Reisen. Die Meilen für den begehrten HON-Status bei Fluggesellschaften hat er innerhalb eines Jahres beisammen.

Seit 2019 lässt Jetter seine Karriere bei IBM als Chairman für das Geschäft in Europa, Afrika und den Nahen Osten ausklingen. Eigentlich wollte er diesen Posten bereits 2020 niederlegen, macht nun auf Bitten seines Arbeitgebers aber noch bis Ende des Jahres weiter. Mit seiner Frau Veronika wohnt Jetter inzwischen in München, wo er sich unter anderem im Kuratorium des Konzertvereins und des Deutschen Museums engagiert.

„Im Herzen ist Jetter ein Schwabe geblieben – und immer sehr korrekt“, sagt ein Wegbegleiter. Das gilt für seine Ausdrucksweise genauso wie für sein Äußeres. Im Gegensatz zu anderen Managern aus dem Technologiesektor trägt Jetter nach wie vor Anzug, Krawatte und Einstecktuch. Dass er ein Faible für Mode hat, führt er auch auf seine Kindheit zurück. Da haben seine Eltern sehr darauf geachtet, dass der Bub gut gekleidet ist, wenn er am Sonntag in die Kirche geht.

Mehr: Umstrittene Empfehlung: Stimmrechtsberater ISS stärkt Mutterkonzern Deutsche Börse den Rücken.

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