Lufthansa-Aktie Ist die Lufthansa-Aktie noch zu retten?
Die Coronakrise hat die Flugbranche besonders hart getroffen. Im Fall von Lufthansa half nur noch ein milliardenschweres Rettungspaket vom Staat, um die Fluggesellschaft vor der Pleite zu bewahren. Wie zukunftsfähig kann die gebeutelte Airline noch sein? Ein Blick auf die Aktie, die Geschäftszahlen und das Branchenumfeld der Lufthansa.
So steht es aktuell um die Lufthansa-Aktie:
Hinter der Lufthansa liegen harte 18 Monate, der Pandemie-bedingte Stillstand der Weltwirtschaft riss die Fluggesellschaft tief in die roten Zahlen. Wegen des Geschäftseinbruchs infolge der Krise sackte die Marge auf minus 40,1 Prozent ab, die bereinigte Kapitalrendite lag bei minus 16,7 Prozent.
Doch davon lässt sich die Airline nicht entmutigen, im Gegenteil: Zuletzt verkündete das Unternehmen, dass es nach der Coronakrise wieder ähnlich profitabel werden will, wie im Rekordjahr 2017. Die Lufthansa-Führung um Vorstandschef Carsten Spohr veröffentlichte Mitte Juni überraschend hohe Ziele für das Jahr 2024.
Spohr erwartet 2024 eine deutliche Erholung. Die operative Marge soll in drei Jahren mindestens acht Prozent erreichen. Für die bereinigte Kapitalrendite ohne liquide Mittel nimmt sich der Vorstand mindestens zehn Prozent vor.
Die zielstrebigen Pläne der Konzernführung konnten Anleger bislang allerdings nicht nachhaltig beeindrucken. Nach einem kurzen Jahreshoch im März bei 12,94 Euro ist die Lufthansa-Aktie aktuell für 9,82 Euro zu haben. Immerhin: Das Allerschlimmste scheint die Lufthansa-Aktie überstanden zu haben. Hier finden Sie den aktuellen Kurs der Lufthansa-Aktie.
Im Jahr 2017 verzeichnete die Lufthansa eine bereinigte operative Marge von 8,4 Prozent und eine bereinigte Kapitalrendite von 11,6 Prozent. 2019 waren die Werte jedoch schon vor Ausbruch der Pandemie auf 5,6 und 6,6 Prozent deutlich abgesackt.
Um ihre Ziele zu erreichen, will die Lufthansa ihre Kosten bis zum Jahr 2024 im Vergleich zu 2019 um etwa 3,5 Milliarden Euro senken – die Hälfte davon bereits bis Ende 2021. Die Personalkosten sollen bis 2023 um etwa 1,8 Milliarden Euro schrumpfen. Die Hälfte hat der Konzern nach eigenen Angaben durch den Abbau von fast 26.000 Stellen seit Beginn der Krise bereits erreicht.
Die Staatshilfen aus der Pandemie will die Lufthansa möglichst noch vor der Bundestagswahl im September zurück zahlen. Dabei soll eine Kapitalerhöhung helfen. Auf der Lufthansa-Hauptversammlung Anfang Mai hatten die Aktionäre dem Unternehmen dafür grünes Licht für eine Summe von bis zu 5,5 Milliarden Euro in den nächsten Jahren gegeben.
Das sagen die Analysten zur Lufthansa-Aktie:
Auch wenn die Lufthansa-Aktien das tiefste Tal durchschritten haben, sind sie noch lange nicht über den Berg. Darin sind sich auch die Analysten einig. Insgesamt 12 Marktexperten raten zum Verkauf, vier Analysten empfehlen die Lufthansa-Aktie zu halten. Eine Kaufempfehlung spricht kein Marktexperte aus.
So hält auch die Schweizer Großbank UBS an ihrer Negativ-Einschätzung für die Aktie fest, hat zuletzt aber dennoch das Kursziel für Lufthansa von 5,45 auf 5,90 Euro angehoben. Das neue Profitabilitätsziel der Airline sei am Markt fast schon so eingeplant gewesen, schrieb Analyst Jarrod Castle.
Andere Analysten weisen darauf hin, dass die Lufthansa auf lange Sicht wohl gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Allerdings seien die Unternehmensziele ambitioniert und die Covid-19-Pandemie trotz aller Zuversicht noch nicht beendet.
Das sind die Chancen der Lufthansa-Aktie:
Anleger müssen einen langen Atem und großes Vertrauen in das Management der Airline mitbringen, um mit den Lufthansa-Aktien nennenswerte Gewinne einzufahren. Der allgemeine Tenor lautet: Es wird besser. „Sofern das Management der Airline den Restrukturierungsplan erfolgreich umsetzt, ist eine operative Gewinnmarge von acht Prozent bis 2024 und ein freier Cashflow von zwei Milliarden Euro möglich“, sagt Daniel Roeska, Analyst bei Bernstein-Research.
Das sind die Risiken der Lufthansa-Aktie:
Neben der Coronakrise gibt es noch eine ganz andere Herausforderung, vor der die gesamte Flugbranche steht: Der Klimawandel und die damit verbundenen Restriktionen, die immer mehr Regierungen durchsetzen. Zuletzt hatte Frankreich angekündigt Inlandsflüge stark einzuschränken. So sollen Direktflüge entfallen, wenn eine alternative Zugverbindung von höchstens zweieinhalb Stunden existiert. Zum vollständigen Artikel: Frankreich verbietet bestimmte Inlandsflüge: Ein Vorbild für andere europäische Länder?
Die Lufthansa fürchtet Belastungen in Milliardenhöhe durch das Klimaschutzpaket der EU-Kommission. Die Pläne könnten zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen für europäische Netzwerk-Fluggesellschaften führen, erklärte der Leiter Konzernpolitik, Kay Lindemann. Die Maßnahmen könnten perspektivisch jährliche Belastungen zwischen ein und zwei Milliarden Euro entstehen. Hinzu kommt, dass die bevorstehende Kapitalerhöhung die Beteiligung der bestehenden Aktionäre verwässert.
Außerdem hat die Krise dafür gesorgt, dass der Preiskampf zwischen den Airlines deutlich angezogen hat.
So sieht das Branchenumfeld von Lufthansa aus:
Die Luftfahrtindustrie steckt auch anderthalb Jahre nach Ausbruch der Pandemie noch mitten in der Krise. Der Umsatz der deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen ist laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft im Frühjahr 2021 im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um 79 Prozent eingebrochen. Airline-Aktionäre mussten durch die Bank kräftige Verluste hinnehmen, nicht nur in Deutschland.
Auch Air France-KLM und Alitalia erhielten staatliche Unterstützung in der Krise. Das stößt Billigfliegern wie der irischen Airline Ryanair sauer auf. Im vergangenen Jahr drohte Konzernchef Michael O’Leary sogar mit einer Klage gegen die Staatshilfen. Mit Blick auf den langen und steinigen Weg aus der Krise, gepaart mit den Herausforderungen durch Klima-Restriktionen sind Luftfahrt-Aktien deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Mehr: EU-Kommission erlaubt 525-Millionen-Beihilfe für Condor
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