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Finanzberater Edition

Recruiting Mit dem Computer neue Mitarbeiter finden

Auch in der Coronakrise bleiben gute Jobkandidaten Mangelware. Gerade für Finanzunternehmen wird das Recruiting immer aufwendiger. Abhilfe soll jetzt Künstliche Intelligenz schaffen.
02.12.2020 - 11:44 Uhr Kommentieren

Mit der Kuppelshow „Hochzeit auf den ersten Blick“ versuchte der TV-Sender Sat.1 in bis dato sechs Staffeln das Unmögliche: Paare zu schmieden, bei denen sich Braut und Bräutigam vor dem Traualtar erstmals sahen – und nach vollzogener Hochzeit dann näher kennenlernen sollten. Die Idee dahinter: Auf Basis ausgefeilter psychologischer Profile wählte die Fachjury Männer und Frauen aus, die auf dem Papier nahezu deckungsgleiche Denk- und Wertemuster hatten – und daher ideal zueinander passen sollten.

In der Realität zeigte sich jedoch, dass kühles Hirn und heißes Herz eher selten auf diese Weise in Einklang zu bringen sind. Von den insgesamt 23 Paaren in den vergangenen fünf Sendejahren waren Ende Oktober 2019 nur noch zwei zusammen, heißt es in Internetforen.

TV-Wettbewerber „RTL“ will seit Anfang Mai mit „Are you the one?“ nun nachziehen – und es besser machen. Jeweils zehn weibliche und männliche Singles begeben sich dabei in Südafrika auf die Suche nach ihrem Traumprinzen beziehungsweise ihrer Traumprinzessin. Dafür müssen sie sich jedoch selbst aktiver als bei Sat.1 ins Zeug legen. Psychologen wollen mithilfe moderner Technologien vorab das passende Gegenstück ermittelt haben – wer die oder der jeweils Treffendste unter den zehn Aspirantinnen oder Aspiranten ist, muss die Kandidatin oder der Kandidat indes durch Trial-and-Error selbst herausfinden.

Die beiden Beispiele aus der Fernsehscheinwelt mögen weit hergeholt sein. Einen wahren Kern enthalten sie allerdings: „Beim Zusammenführen von Angebot und Nachfrage spielt Künstliche Intelligenz (KI) eine immer wichtigere Rolle. Das gilt im Besonderen für den Bewerbermarkt“, sagt Sabine Fuchs, geschäftsführende Gesellschafterin der Agentur Comdeluxe mit Hauptsitz in Nürnberg.

Auch die wirtschaftlichen Turbulenzen, mit denen das Coronavirus derzeit die Realwirtschaft und auch den Arbeitsmarkt in Schieflage bringt, werden nach den Worten von Fuchs eine Tatsache kaum verändern können: „Gute Fachkräfte bleiben rar.“ Vor allem kleinere und mittelgroße Finanzunternehmen investieren nach ihrer Beobachtung heute viel mehr Zeit und Geld in die Suche nach neuen Mitarbeitern als noch vor wenigen Jahren – zwangsläufig, denn die Zahl der qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber geht spürbar zurück.

Künstliche Intelligenz spielt eine immer wichtigere Rolle. Sabine Fuchs, Agentur Comdeluxe

Die Agentur Comdeluxe hat das am eigenen Unternehmen selbst gespürt: Die Franken sind nicht nur eine Agentur für Finanzkommunikation, die andere bei der Markenentwicklung oder der richtigen Vertriebsstrategie berätsondern sie sind auch selbst Teil der Branche: Beratende Mitarbeiter verfügen über die Qualifikation nach Paragraf 34 f Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und Nr. 3 der Gewerbeordnung – der anerkannten Norm für Finanzanlagenvermittler. „Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig es zum Teil ist, geeignete Vertriebsmitarbeiter zu finden“, so Fuchs.

Die Digitalisierung hat die Finanzbranche in den vergangenen Jahren in weiten Teilen revolutioniert. Das Recruiting bildete bis dato einen weißen Fleck – doch auch das könnte sich nun ändern. Aus der teilweisen Not machte Comdeluxe eine Tugend, die jetzt auch andere Unternehmen gegen Geld nutzen können: Die Nürnberger Beratungsfirma verwendet eine KI-gestützte Software, mit deren Hilfe Unternehmen schneller und passgenauer als bei klassischen Bewerbungsverfahren potenziell neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden können. Das Verfahren läuft dabei zweistufig ab: Im ersten Schritt startet eine „Brand-Impact-Analyse“, um das suchende Unternehmen im Markt nach innen und außen zu verorten.

Werte müssen passen

Im zweiten Schritt definieren die Arbeitgeber auf Basis dieser Erkenntnis selbst, welche Grundhaltung und welche zentralen Tugenden eine frische Mitarbeiterin oder ein frischer Mitarbeiter mitbringen muss, um in das künftige Team zu passen. Anders formuliert: Nur wenn sich die Mission, die Vision und die Werte von Firma und Beschäftigten größtenteils decken, ist eine dauerhaft erfolgreiche Verbindung möglich. Genau das ist auch die Idee hinter den TV-Kuppelshows.

Sobald sich ein Unternehmen darüber klargeworden ist, wen es wirklich braucht und sucht, schlägt die Stunde der KI. Sie macht sich auf Basis der eingefütterten Suchwünsche des Arbeitgebers auf die Suche nach geeignetem Nachwuchs. „Xing- oder LinkedIn-Profile, Twitter oder Facebook, Kommentare in Foren oder auch Hotelbewertungsportalen – wir durchleuchten alles, was öffentlich und damit komplett datenschutzkonform einsehbar ist. Besonders hilfreich sind natürlich Einträge etwa auf Stepstone, in denen sich jemand selbst als ,suchend‘ bezeichnet“, erklärt Fuchs. Allzu viele Infos benötigt die Software gar nicht, um herauszufinden, ob jemand zur Firma passen würde oder nicht.

„Unserer Software genügen im Schnitt 150 Worte, um ein Bild davon zu entwerfen, wie jemand tickt, wie intro- oder extrovertiert sie oder er ist, wie verlässlich, wie ernsthaft oder schwätzerisch, wie belastbar oder nicht.“ Auch Einträge aus längst vergangenen Webzeiten tauchen dann auf – und können das Bild mancher User zum Guten wie zum Schlechten färben. „Das Netz vergisst nicht“, sagt Expertin Fuchs.

Am Ende liefert die Software den Auftraggebern eine Liste mit potenziell passenden Kandidatinnen und Kandidaten. Die folgende Ansprache möglicher neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt dann aber weiter persönlich. Und dabei läuft es hoffentlich unter dem Strich erfolgreicher als bei „Hochzeit auf den ersten Blick“.

Die Gesamtausgabe der Handelsblatt Finanzberater Edition finden Sie hier.

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