Essay: Warum Wladimir Putin sich am Ende doch durchsetzen könnte


Prolog
Eine historische Rückbetrachtung auf 2024 könnte in einigen Jahren wie folgt lauten:
Der zweite Wahlsieg Donald Trumps läutete das Ende des Westens ein. Die Idee der transatlantischen Wertegemeinschaft verlor nicht nur endgültig an Legitimation und Anziehungskraft, weil die westliche Führungsmacht einen Präsidenten wählte, der selbst der mächtigste Demonteur dieser Werte war. Seine Wiederwahl verschob auch das Momentum im Konflikt zwischen demokratisch-freiheitlichen Systemen und autoritären Regimen auf die Seite der letzteren.
Gleichzeitig war 2024 das Wendejahr im Ukrainekrieg. Der Westen wollte oder konnte sein Schutzversprechen gegenüber der Ukraine nicht einhalten. Russland gewann die Oberhand in diesem Krieg, den vor einigen Jahren in Europa kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Wladimir Putin, der Kriegsherr aus dem Kreml, demonstrierte einmal mehr vor der gesamten Weltgemeinschaft: Eine völkerrechtswidrige Landnahme kann sich auszahlen, wenn man nur entschlossen, brutal und skrupellos genug agiert. Oder anders ausgedrückt: Unberechenbarkeit kann in berechenbaren Erfolg münden.
Noch ist offen, ob die historische Rückbetrachtung einst so ausfallen wird. Doch ein Wahlsieg Trumps und ein Triumph Putins sind jetzt, wo der Krieg in der Ukraine sich zum zweiten Mal jährt, nicht mehr ausgeschlossen. Und beides hängt zusammen.





