Gastkommentar: Aufsichtsräten fehlt häufig der Blick für das Wesentliche

Kai Dierke und Anke Houben sind Gründer der Vorstandsberatung DierkeHouben Leadership Advisors. Philine Erfurt Sandhu ist Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
Die CEO-Abgänge bei Adidas, Volkswagen und Fresenius zeigen: Die vorzeitigen Vertragsauflösungen sind eine Blamage für die Aufsichtsräte. Die Aufsichtsräte von großen deutschen Konzernen versagen zunehmend bei ihrer Personalauswahl und als CEO-Kontrolleure – so lauten die Schlagzeilen.
Aber ist das eigentlich das richtige Aufgabenverständnis? Keine Frage, ihr schärfstes Schwert in der Governance ist die Besetzung und Vergütung des Vorstands.
Doch oft fehlt auch angesichts vieler formaler Vorgaben der Blick für Wesentliches: die Führungsfähigkeiten der CEOs und die Zusammenarbeit im Vorstandsteam.
Die individuellen Stärken von Topmanagern wirken in einem Vorstand voller Alphamanager kontraproduktiv
Bei Problemen in der Führung investieren Aufsichtsräte schnell in außenwirksame personelle Veränderung, statt konstruktiv die Führungsarbeit des CEO und die Zusammenarbeit im Vorstand anzusprechen.
Eigentlich wird im Deutschen Corporate Governance Kodex das Thema Zusammenarbeit benannt: „Gute Unternehmensführung setzt eine offene Diskussion zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sowie in Vorstand und Aufsichtsrat voraus.“
Der fatale Kurzschluss, den wir aber sehen: Wenn die Zusammensetzung im Vorstand steht, wird es mit der Zusammenarbeit schon klappen. Diese Annahme ist falsch.





