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GastkommentarBeim Klimaschutz müssen wir unsere Anstrengungen verdoppeln

Zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen hat Frankreich viel erreicht. Europa sollte jetzt zum Standort der ehrgeizigsten Dekarbonisierungsprojekte der Welt werden, fordert Emmanuel Macron. 15.12.2025 - 17:08 Uhr Artikel anhören
Der Autor: Emmanuel Macron ist der Präsident von Frankreich. Foto: imago images/Andia, REUTERS

Bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris (COP21) haben sich 195 Staaten verpflichtet, den langfristigen Anstieg der globalen Temperaturen deutlich unter zwei Grad Celsius über vorindustriellem Niveau zu halten. Zudem haben sie versprochen sich zu bemühen, den Anstieg auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Seitdem sind zehn Jahre vergangen. Frankreich hat seinen Teil dazu beigetragen, dass dieser große Moment der Zusammenarbeit und weltweiten Solidarität ein Erfolg wurde. Wir können stolz darauf sein, wie weit wir gekommen sind.

In Frankreich haben wir unsere Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 30 Prozent gesenkt. Unser Ziel ist eine Reduzierung um 50 Prozent bis 2030.

Diese Ergebnisse sind eine kollektive Leistung Frankreichs – der Erfolg unseres ökologischen Ansatzes, der Fortschritt und Schutz miteinander verbindet und uns ermöglicht, die Emissionen und die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Wir setzen niemals eine Regel durch, ohne eine umsetzbare Alternative anzubieten. Wir weigern uns, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu opfern. Unser Ziel ist, Souveränität, Beschäftigung und Dekarbonisierung zu verbinden.

Und wie? Durch klare Entscheidungen. Ich habe die Ökologie in den Mittelpunkt unserer gesamten Wirtschafts-, Planungs-, Energie-, Agrar- und Industriepolitik gestellt. Ich habe außerdem den Premierminister direkt mit der ökologischen und energetischen Planung betraut.

Frankreich verfolgt beim Klima sechs Grundsätze

Achtung vor und Schutz der Wissenschaft: Wir lassen uns vom Konsens des Weltklimarats leiten. Wir investieren stark in Klimaforschung und Innovation, um neue Lösungen zur Dekarbonisierung zu finden.

Wir haben stark praxisorientierte Forschungsmaßnahmen und Hunderte von Projekten zum Klimawandel in verschiedenen Bereichen finanziert. Das reicht von kleinen modularen Kernreaktoren und kohlenstoffarmem Wasserstoff bis hin zu nachhaltigen Brennstoffen und zum Wassermanagement.

In einer Zeit, in der die Wissenschaft infrage gestellt wird, werden wir unsere Anstrengungen in diesem Bereich weiter vorantreiben und durch unsere Programme im Rahmen von „Choose France for Science“ hochkarätige Wissenschaftler nach Frankreich holen.

Ende der Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen: Wir haben uns für ein dekarbonisiertes und souveränes Energiesystem entschieden. Dies ist unerlässlich sowohl für die nationale Unabhängigkeit als auch für den Klimaschutz.

Die wichtigsten Säulen unserer Energiepolitik sind: Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe, Ausbau erneuerbarer Energien und Wiedereinstieg in die Kernenergie. Das ist gelungen: Im Jahr 2024 war unser Strom zu mehr als 95 Prozent dekarbonisiert – eine weltweit führende Leistung.

Wir haben Gebiete festgelegt, in denen bis 2050 Offshore-Windparks entstehen sollen. Wir haben die Nuklearbranche wiederbelebt; Bau und Finanzierung von sechs neuen EPR2-Reaktoren sind bereits angelaufen, und wir entwickeln zudem kleine Reaktoren zur Wärmeerzeugung. Wir sind dabei, eine wirklich souveräne Energiewirtschaft aufzubauen. Bis 2027 werden wir die letzten Kohlekraftwerke schließen beziehungsweise umrüsten.

Wir brauchen eine Dynamik „europäischer Präferenz“

Hilfe bei der Dekarbonisierung unserer Industrie: Durch die Reindustrialisierung Frankreichs leisten wir einen Beitrag zur weltweiten Dekarbonisierung. Die Investitionen in umweltfreundliche Technologien sind in Frankreich in den letzten drei Jahren um fast 30 Prozent gestiegen. Jede dritte neue Fabrik entfiel 2024 auf umweltfreundliche Branchen.

Wir haben zudem bereits Maßnahmen zur Dekarbonisierung der 50 größten Industrieanlagen eingeleitet – den größten Emittenten, auf die etwa zehn Prozent der Gesamtemissionen Frankreichs entfallen. Bis 2030 werden diese Standorte ihre Emissionen halbiert haben.

Umweltfreundliche Industriezweige schaffen Arbeitsplätze in all unseren Regionen. Hier, in Frankreich, wollen wir unsere Elektrofahrzeuge, Batterien, Wärmepumpen und Solarzellen produzieren.

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Wir müssen diese Bemühungen auch auf europäischer Ebene fortsetzen – um weiter zu vereinfachen, zu innovieren und diese Branchen besser vor unlauterem Wettbewerb zu schützen. Ich hoffe, dass die bevorstehenden Ankündigungen der Europäischen Kommission zeigen werden, dass sich eine Dynamik mit echter „europäischer Präferenz“ entwickelt, sodass Europa wirklich zum Standort der ehrgeizigsten Dekarbonisierungsprojekte der Welt wird.

Fortschritt für die Menschen: Die Ökologie muss den Alltag der Menschen verbessern. Die Renovierung unserer Häuser ermöglicht es allen, ihre Energierechnungen zu senken, trägt dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, und erhöht die Lebensqualität von uns allen.

Dieses Streben nach Fortschritt macht es erforderlich, Chancengleichheit und Kaufkraft ständige Aufmerksamkeit zu widmen. Im Rahmen unseres Sozialleasingprogramms konnten 2024 50.000 einkommensschwache Haushalte für weniger als 100 Euro pro Monat ein neues Fahrzeug erwerben, und weitere 50.000 werden dieses Jahr davon profitieren.

Lassen Sie uns das kommende Jahrzehnt zum Erfolg machen

Anpassung an den Klimawandel: Wir müssen uns auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten, die bereits da sind und sich weiter beschleunigen. Wir haben unseren dritten Nationalen Anpassungsplan verabschiedet und einen Referenzpfad festgelegt, um alle unsere Maßnahmen, von der kommunalen bis hin zur nationalen Ebene, aufeinander abzustimmen.

Kampf in Europa und der Welt: Europa ist im Hinblick auf den Klimaschutz der ehrgeizigste Kontinent und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 kohlenstoffneutral zu sein. Die Europäische Union ist außerdem der weltweit führende Anbieter von Klimafinanzierungen.

Das Jahrzehnt seit der COP21 war eine Zeit der Erfolge und ehrgeiziger Ziele. Aber es war auch geprägt von internationalen Spannungen, einer Infragestellung der Wissenschaft, internationaler Zwietracht und den Bemühungen, das universelle Ideal der Freiheit und Brüderlichkeit zwischen den Völkern auszulöschen.

Frankreich wird sich wie immer voll und ganz in den Kampf um unser Klima und unseren Planeten einbringen und sich dabei von der Achtung vor der Wissenschaft, industriellem Ehrgeiz, dem Fortschritt, der Solidarität und der beispielhaften Führung Europas leiten lassen.

Lassen Sie uns das kommende Jahrzehnt zu einer Zeit gemeinsamen Erfolgs machen. Ich bin sicher, dass wir das schaffen werden – wenn wir den Verpflichtungen treu bleiben, die wir vor zehn Jahren in Paris eingegangen sind.

Verwandte Themen Frankreich Europa Emmanuel Macron Klimawandel Umweltschutz

Der Autor: Emmanuel Macron ist der Präsident von Frankreich.

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