Gastkommentar: Brandbeschleuniger der Inflation

Volker Wieland ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Währungs- und Finanzstabilität an der Goethe-Universität in Frankfurt.
Inflation, Krieg, Energiekrise und Rezession – es gibt auffällige Parallelen zwischen der aktuellen globalen Lage und der Stagflation in den 1970er-Jahren. Damals waren es geopolitische Konflikte wie der Angriff Ägyptens und Syriens auf Israel im Oktober 1973, gefolgt vom Ölembargo arabischer Opec-Staaten gegen Israels westliche Verbündete. Heute sind es Wladimir Putins Überfall auf die Ukraine, Sanktionen gegen Russland sowie die von Moskau drastisch verringerte Gaslieferung. Gleichzeitig weigern sich die Opec-Länder, ihre Ölförderung deutlich auszuweiten.
Damals wie heute wirken Krieg und Energiekrise als Brandbeschleuniger der Inflation, die freilich schon früher eingesetzt hatte. So lag die Inflation in den USA im April 1973, gut fünf Monate vor dem Jom-Kippur-Krieg, schon bei 5,3 Prozent, in Deutschland waren es sogar 6,3 Prozent. Im September 2021, gut fünf Monate vor dem Ukrainekrieg, betrug die Inflation in den USA 5,4 Prozent und in Deutschland 4,1 Prozent.
In der Pandemie haben Staaten und Notenbanken die gesamtwirtschaftliche Nachfrage mit Transfers, Krediten, Wertpapierkäufen und Niedrigzinsen stark gestützt, während die Produktion und das Angebot an Gütern und Dienstleistungen massiv einbrachen. Dank großzügiger Unterstützung stiegen die Haushaltseinkommen in den USA sogar über das Niveau der Vor-Corona-Zeit. Auch in Europa schnürten die Regierungen ab 2020 umfangreiche Kredit- und Unterstützungspakete. Die Europäische Zentralbank (EZB) begleitete die wachsende öffentliche Verschuldung mit noch umfangreicheren Staatsanleihekäufen.





