Gastkommentar – Global Challenges: Europas neue Gas-Politik: Viele Routen und viele Quellen verringern die Erpressbarkeit

Der Autor ist Präsident von United Europa e.V. Er war Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar für Energie, digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Haushalt und Personal.
Russlands völkerrechtswidriger Krieg gegen die Ukraine dauert nun schon fast ein halbes Jahr. Wladimir Putin und sein Regime überziehen das Nachbarland mit Gewalt, Mord und Zerstörung. Skrupellos missachten sie die Menschenrechte und den Grundsatz der Unverletzlichkeit von Grenzen. Dieser Krieg ist ein besonders schmutziger Teil des säkularen Kampfs der Systeme – Autokratie versus Demokratie.
Das westliche Lager hat Wirtschaftssanktionen im bisher nicht bekannten Ausmaß gegen Russland verhängt. Putin antwortet auf dem Energiesektor. Aus dem heißen Krieg auf den ukrainischen Schlachtfeldern ist ein weltweiter Wirtschaftskrieg geworden. Moskaus „Waffen“ sind Kohle, Öl und Gas. Insbesondere die Abhängigkeit von russischem Gas bereitet zahlreichen Ländern Europas, gerade auch Deutschland, große Probleme. Im Frühjahr gab es sogar Forderungen, umgehend auf russische Gaslieferungen zu verzichten.
Mit Blick auf den Winter wird aber klar, wie schwierig die Lage ist. Putin setzt Gas als Waffe ein und drosselt die Lieferung. Aus Angst, im Winter frieren zu müssen, starren die Deutschen im Fernsehen so gebannt auf den wöchentlichen Füllstand der Gasspeicher wie sonst nur auf die Ziehung der Lottozahlen. Gas wird knapp, vor allem in Europa. Weltweit erreichen die Preise nie gekannte Höhen.





