Gastkommentar – Global Challenges: Das Ende der Beschaulichkeit

Sigmar Gabriel ist Publizist und Aufsichtsrat bei der Deutschen Bank und Siemens Energy. Er war von 2009 bis 2017 Vorsitzender der SPD und von 2013 bis 2018 Vizekanzler.
Fragt man angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl und der bald darauf folgenden französischen Präsidentschaftswahl, auf welche Herausforderungen sich die europäische Politik einstellen muss, ist zunächst ein Hinweis wichtig: Für Regierende besteht die größte politische Herausforderung oft darin, mit dem Nicht-Erwartbaren klarzukommen. Harold McMillan, britischer Premier von 1957 bis 1963, wurde einmal gefragt, was seine Regierung eigentlich angetrieben habe. Seine lapidare Antwort: „Events, dear boy, events.“
Unvorhersehbare Ereignisse spielen auch in unserer jüngeren Geschichte eine wesentliche Rolle. Helmut Schmidts Kanzlerschaft beispielsweise wurde vom Terror der RAF geprägt. Helmut Kohls Regierungszeit vom überraschenden Fall der Mauer. Und Angela Merkel musste in der zweiten Hälfte ihrer Amtszeit fast in einen permanenten Krisenmodus umschalten, weil weder die Annexion der Krim noch die Flüchtlingskrise oder die Corona-Pandemie wirklich vorhersehbar waren.
„Alles, was klappt, wird hinterher zur Strategie erklärt“, lautet eine Weisheit von Altbundeskanzler Gerhard Schröder. Andererseits gibt es natürlich auch viele Aufgaben, die auf der Hand liegen. Am Ende der Bundeskanzlerschaft von Angela Merkel drängt sich deshalb die Frage auf: Wer übernimmt künftig die politische Führung? Und: Welche Herausforderungen kommen auf uns und unsere Kinder zu?





