Gastkommentar: „Keine Gesellschaft kann ihren Wohlstand durch weniger Arbeit erhalten“
Am Montag hat Allianz-CEO Oliver Bäte im Handelsblatt eine wichtige Debatte angestoßen. Er sprach die auffällig hohe Zahl an Krankheitstagen von Arbeitnehmern in Deutschland an und schlug vor, den Karenztag ohne Anspruch auf Lohnfortzahlung wieder einzuführen, der in den Siebzigerjahren abgeschafft worden ist.
Die vielen Krankmeldungen sind aber, ebenso wie die im internationalen Vergleich geringe Zahl an Jahresarbeitsstunden in Deutschland, nur ein Symptom eines größeren gesellschaftlichen Problems. Auf den ersten Blick scheint es so, als greife eine Null-Bock-Mentalität um sich. Gerade hat eine weltweite Umfrage der Unternehmensberatung EY gezeigt, dass in Deutschland im Vergleich überdurchschnittlich viele Arbeitnehmer bei der Arbeit mangels Motivation nicht ihr Bestes geben.
Der Staat hat dafür gesorgt, dass viele ihr Arbeitspotenzial nicht richtig ausschöpfen können
Woran liegt das? Sind die Deutschen einfach fauler als andere? Das Gegenteil ist richtig. In Deutschland leben unglaublich viele höchst motivierte, hervorragend qualifizierte Menschen, die nur darauf warten, sich endlich wieder voll einzubringen. Es sind die staatlichen Rahmenbedingungen, die es im vergangenen Jahrzehnt Stück für Stück immer unattraktiver gemacht haben, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Viele Regeln sind leistungsfeindlich und bestrafen Engagement. Es ist in Deutschland inzwischen oft einfacher, eine Leistung zu beantragen, statt Leistung zu erbringen.