Gastkommentar: Konsumgutscheine wie in den USA helfen nicht weiter
Deutschland ist im dritten Jahr der Rezession. Wirklich? Landläufig spricht man von einer Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) saison- und kalenderbereinigt zwei Quartale nacheinander schrumpft. Diese Daumenregel geht auf Julius Shiskin zurück, der 1974 in der „New York Times“ darauf abstellte.
Bei zwei Jahren mit einer Schrumpfung des BIP, wie sie Deutschland gerade erlebt hat, ist die Bezeichnung Rezession daher naheliegend. Bei aller Schätzunsicherheit, jenseits der zuweilen durchaus kräftig ausfallenden Revisionen des BIP, ist dies aber nicht korrekt. Betrachtet man die Quartalsverläufe des BIP seit 2022, so erkennt man eine Bewegung um die Nulllinie.
Die deutsche Wirtschaft stagniert und dürfte im Jahr 2025 weiterhin in der Stagnation verharren. Das ist keine gute Nachricht, aber keine Krise wie die Finanz- oder Coronakrise.
Diese Spitzfindigkeiten haben wirtschaftspolitische Konsequenzen. Das aktuelle konjunkturelle Umfeld ist durch Störungen auf der Angebotsseite bestimmt, weniger durch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
Dies lässt sich mit den seit 2022 beobachtbaren hohen Energiepreisen leicht veranschaulichen. Deutlicher wird die Angebotsschwäche aber angesichts der in der ganzen Breite unterbleibenden privaten Investitionen im Inland. Deutsche Unternehmen investieren wegen zu hoher Kosten im Inland zu wenig, um die deutsche Wirtschaft ins Laufen zu bringen. Trotz gedämpfter konjunktureller Entwicklungen in anderen OECD-Ländern ist es hierzulande besonders schlecht.
