Gastkommentar: Putins Strategie ist eine neue Bewährungsprobe für die Solidarität in der EU

Russlands Gegner bestraft er mit der Kürzung von Gaslieferungen.
Gemeinsame Interessen mögen Bündnisse in Friedenszeiten tragen. Doch ein Bündnis, das in der Lage sein soll, Kriege zu gewinnen und Krisen entgegenzutreten, braucht noch etwas: nämlich die Bereitschaft, das eigene unmittelbare Wohlergehen in den Hintergrund zu rücken und Opfer zu bringen. Das nennt man Solidarität und sie ist eines der Prinzipien, auf denen die Europäische Union beruht.
Lange Zeit war Solidarität in Europa vor allem ein Thema in Reden. Doch die Bewährungsprobe kam im Jahr 2010, als Griechenland, Irland und Portugal im Zuge der Euro-Krise den Zugang zu den Finanzmärkten verloren und gezwungen waren, um Finanzhilfe zu bitten.
Im nördlichen Teil Europas zeigte man sich vielfach schockiert. Diesen Staaten, die zuvor die Regeln der Einheitswährung missachtet hatten, nun zu gestatten, sich auf die Hilfe ihrer Partner zu verlassen, käme schlicht einer Einladung gleich, sich über diese Regeln erneut hinwegzusetzen. Die Auseinandersetzung mit vielen Irrungen und Wirrungen dauerte fünf Jahre und brachte einiges an unnötigen wirtschaftlichen Härten mit sich, bevor sie 2015 mit der Entscheidung endete, Griechenland im Euro-Währungsraum zu behalten.





