Gastkommentar: Was wird mit dem Deutschland-Bonus?

Stephan-Götz Richter ist Herausgeber und Chefredakteur von „The Globalist“, einem täglichen Onlinemagazin über globale Wirtschaft, Politik und Kultur.
Die Wahl ist vorbei, als mögliches neues Bündnis zeichnet sich eine Ampel- oder eine Jamaikakoalition ab. Bei aller Aufmerksamkeit, die Armin Laschets Lacher im Wahlkampf erhielt, könnte nun auch Kevin Kühnerts „Luftikus“-Bemerkung in Richtung Christian Lindner entscheidende Bedeutung zukommen. Denn neben politischen Substanzfragen geht es koalitionspolitisch ja auch um die Frage: Wer kann mit wem?
Und dabei hat Laschet, der schwache Wahlkämpfer, in Sachen Umgänglichkeit und Moderation durchaus einen Vorteil. Auch einer inhaltlich orientierungslos gewordenen Union könnte viel daran liegen, eine zeitgemäße programmatische Wiederaufladung über eine Jamaikakoalition zu vollziehen. Zumal die mangelnde inhaltliche Kohärenz der Union sie koalitionspolitisch sehr flexibel macht.
Auch wenn viele jetzt mit der Ampel rechnen – für Jamaika sprechen nicht zuletzt die Parallelen im sozioökonomischen Profil der Wähler dieser vier Parteien. Vielleicht wirkte Olaf Scholz auch deshalb in der Berliner Runde am Sonntagabend reichlich zurückgenommen. Laschet ist also noch nicht aus dem Kanzlerrennen, auch wenn man sich ihn auf internationaler Bühne kaum als Schwergewicht gegenüber Wladimir Putin oder Xi Jinping vorstellen kann.





