Gastkommentar: Wir brauchen Partnerländer, die Transformation, Tempo und Technologien mit und für uns vorantreiben

Kirsten Westphal ist Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat und leitet in der H2Global Stiftung den Bereich Analyse & Forschung.
Die neue Realität ist der permanente Krisenmodus. Die Klimaerhitzung mit ihren dramatischen Auswirkungen, der Schock der Coronapandemie und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Auch die Energiewirtschaft sieht sich von einer Krisenkaskade bedroht. Der massive Verfall der Energiepreise 2020 – im Mai drehte der Ölpreis in den USA ins Negative, der Tages-Gaspreis an der holländischen Börse rutschte unter drei Euro die Megawattstunde – hat den Investitionsstau weiter verstärkt.
Im vergangenen Jahr stieg dann die Nachfrage so stark an, dass sie kaum mehr befriedigt werden konnte. Zwischenzeitlich notierte der Spotgaspreis bei rund 200 Euro die Megawattstunde.
Heute hat sich die Investitions-, Preis- und Energiekrise in eine veritable Versorgungskrise ausgewachsen. Die von Russland gedrosselte Gaszufuhr muss schnell durch teures Flüssigerdgas (LNG) ersetzt werden.
Die strukturellen Begleiterscheinungen sind gravierend: So wurde die deutsche Gazprom-Tochter Germania schon verstaatlicht, und bei unserem größten Gasimporteur Uniper strebt der Staat eine Beteiligung von 30 Prozent an.
Unübersehbar konfiguriert sich das Verhältnis von Staat und Markt neu. Die Defizite des seit Ende der 1990er-Jahre liberalisierten Markts treten offen zutage. Die Bundesregierung bekommt mehr Hebel in die Hand, ihre Handlungsspielräume wachsen.





