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TechnologieaktienDer schmerzhafte Abschied von den „Glorreichen Sieben“

Ein prominenter Investor verabschiedet sich nach vielen Jahren von Apple, Amazon und Co. Aber das heißt nicht, dass er nicht mehr an Technologieaktien glaubt, erläutert Michael Maisch. 10.12.2025 - 17:25 Uhr Artikel anhören
Der Autor: Michael Maisch ist Leiter des Handelsblatt-Finanzenressorts. Foto: Bloomberg

15 Jahre sind eine lange Zeit. Damals, 2010, begann Wall-Street-Investor Ed Yardeni, die großen US-Technologiewerte, die heute unter dem Sammelbegriff „Magnificent Seven“ bekannt sind, in seinem Portfolio überzugewichten. Damit ist jetzt Schluss.

Zu den „Glorreichen Sieben“ gehören einige der größten US-Konzerne, darunter Nvidia, Microsoft, Amazon und Apple. Die Gruppe hat in den vergangenen Jahren einen Großteil der Kursgewinne im US-Leitindex S&P 500 angetrieben. Nun empfiehlt Yardeni allerdings, die sieben Aktien unterzugewichten und die verbleibenden 493 Unternehmen im S&P 500 überzugewichten.

Die Begründung des unabhängigen Kapitalmarktspezialisten: Die „Magnificent Seven“ hätten sich in den vergangenen Jahren so gut entwickelt, dass zwei Sektoren, Technologie und Kommunikation, fast die Hälfte des S&P 500 ausmachten. Seit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende hätte es keine derartige Dominanz gegeben. Dies kann nach Yardenis Überzeugung nicht nachhaltig sein.

Konkurrenz lässt Margen schrumpfen

Das bedeutet allerdings nicht, dass Yardeni ins Lager der Technologie-Skeptiker wechselt, die vor einer neuen gefährlichen Blase warnen, für die vor allem das Boom-Thema Künstliche Intelligenz verantwortlich sein soll. Seine Argumentation ist differenzierter und interessanter. Yardeni erwartet, dass härtere Konkurrenz die hohen Gewinnmargen der „Glorreichen Sieben“ schmelzen lassen wird. Gleichzeitig werde die Produktivität und Rentabilität der restlichen 493 Unternehmen im S&P 500 steigen.

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Oder anders ausgedrückt: Yardeni erwartet, dass sich jedes Unternehmen früher oder später zu einem Technologieunternehmen entwickelt, entweder als Produzent oder als Nutzer. Finanzunternehmen würden Fintechs ähnlicher, Industriekonzerne könnten von der technologischen Aufrüstung der gesamten Wirtschaft profitieren und Gesundheitsfirmen vom Einsatz Künstlicher Intelligenz.

Yardenis neuer Rat für den Aufbau eines S&P-500-Portfolios sieht wie folgt aus: Bei den Sektoren Informationstechnologie und Kommunikation „marktneutral“ bleiben und die Branchen Finanzen, Industrie und Gesundheitswesen „übergewichten“.

Fast sieht es so aus, als hätte der US-Einzelhandelskonzern Walmart nur auf Yardenis neue Strategie gewartet, um eine wichtige Entscheidung zu treffen: Seit 1972 war das Unternehmen an der New Yorker Börse notiert, jetzt wechselte es an die technologieorientierte Nasdaq.

Sehr viel mehr Old School als Walmart geht eigentlich nicht. 1962 gegründet, betreibt der Konzern knapp 11.000 Supermärkte in 19 Ländern. Und doch will CEO Doug McMillon beweisen, dass Walmart ein innovatives E-Commerce-Unternehmen ist, das mit dem Einsatz von KI Produktivität und Effizienz kräftig verbessern will.

Abschied von der Aktien-Avantgarde

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 850 Milliarden Dollar ist es der größte Wechsel von einer US-Börse an eine andere überhaupt. Ob sich der Schritt auszahlt, lässt sich natürlich noch nicht bewerten. Aber: Seit der Ankündigung des Börsenwechsels legte die Walmart-Aktie rund 15 Prozent zu, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum um lediglich drei Prozent stieg.

Yardenis Thesen haben ihren Charme. Aber träfen sie zu, würden sie  auch den Abschied von der Aktien-Avantgarde bedeuten, die das vergangene Jahrzehnt geprägt hat.

Verwandte Themen S&P 500 Walmart Amazon Apple Microsoft NASDAQ

Früher oder später werden neue Stars auftauchen, die die Investoren begeistern und in ihrer Reifephase die Technologiewelt dominieren werden. Aber solche Übergänge laufen selten reibungslos ab. Selbst wenn es keine Tech-Blase gibt, sollten sich Investoren auf turbulentere Zeiten einstellen.

Mehr: Was ein Platzen der KI-Blase für Kleinanleger wie mich bedeutet

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